Vorgestellt: Golden Diskó Ship aus Berlin | Interview

Golden Diskó Ship Pressebild

Ich hatte eine musikalische Früherziehung im Kindergarten, da habe ich Glockenspiel gespielt.

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Interview: Friederike Suckert

Es gibt Musiker_innen, auf die muss man sich voll und ganz einlassen, weil sie in mehreren Schichten funktionieren. Bei Golden Diskó Ship ist es so. Sie führt in ihren  mehrspurigen Klangkonstrukten ganz bewusst Filme als weiteres Element hinzu, sie machen alles erst zum Ganzen. Und nun ist Theresa Stroetges drittes Album fertig und wir haben ein bisschen über Ihren Zugang zur Musik geplaudert.

Invisible Bonfire erscheint am 25. November 2014 als LP/CD und Download.

„Invisible Bonfire“ ist Dein drittes Album, oder?
Theresa: Ja, sozusagen. Es ist mein zweites Soloalbum, denn das erste war ein Split-Release beim Label Monika Enterprise mit Jasmina Maschina. Das letzte Album war das erste Soloalbum, und das neue Album ist also meine dritte Platte, mein drittes Vinyl.

Direkt auf Vinyl?
Ja, und auf CD.

Geiiil!
Download ja sowieso. Das Album erscheint bei Spezialmaterial, einem kleinen Label aus der Schweiz. Die haben dort in nächtlichen Sessions in liebevoller Handarbeit 250 Platten einzeln gesiebdruckt. Ich sollte eigentlich dabei sein, aber es hat nicht geklappt, Konzerte drum herum zu organisieren. Ich habe die Platte noch nicht gesehen, aber ich glaube,  sie wird todschick. Sehr schlicht und mintgrün.

Ja, das hab ich gesehen, das sieht wirklich gut aus. Glaubst du, dass man durch den Einbruch der Musikbranche auch eine echte Chance hat, ein komplettes Artwork bei Vinyl etc. zu machen? Gibt einem das nicht auch eine Unabhängigkeit?
Auf jeden Fall. Es gibt nichts Schöneres als seine Platte mit einem gedruckten Cover und auf Vinyl in den Händen zu halten. Das ist das beste Gefühl ever.

Siehst Du dich eher als Musikerin oder als Videokünstlerin?
Eher Musikerin. Definitiv. Die Videos, die ich mache, sind ziemlich Lo-Fi und schlicht und ich sehe das eher als ein weiteres Instrument. Die Videos sind auch ziemlich persönlich,  ich habe das ja alles selbst gefilmt. Oft suche ich erst nach dem passenden Videomaterial, wenn ich einen Song fertig habe, aber manchmal weiß ich auch schon während des Filmens,  was ich zu welchem Song haben möchte.

Es ist also eher die Musik und das andere kommt dazu.
Ich mag es gerne, dass man diese Trennung vielleicht gar nicht so machen muss. Ich habe das Gefühl, dass visuelle Aspekte immer wichtiger werden, auch Bühnenshows und Kostüme.

Ich mag das auch gerne. Und, ganz profan, was war Dein erstes Instrument?
Ich hatte eine musikalische Früherziehung im Kindergarten, da habe ich Glockenspiel gespielt. Als mir dann ganz offiziell ein Instrument empfohlen wurde, habe ich mit Bratsche angefangen. Bratsche ist das, was ich gelernt habe. Jede Woche Unterricht und Orchester.

Magst du die Bratsche noch?
Sehr. Ich habe das auch total durchgezogen bis ich 19 war. Aber irgendwann wurde die Lust größer, meine eigene Musik zu machen, denn auf einem klassischem Instrument spielt man oft nur Kompositionen anderer. Deswegen habe ich auch angefangen Gitarre zu spielen. Ich benutze die Bratsche auch noch für meine Musik, aber ich hatte einfach irgendwann das Gefühl „So, das hast Du jetzt gemacht, jetzt ist Zeit für etwas Neues.“

Du spielst auch jedes Instrument selbst, oder? Das ist ja wirklich viel. Ich hab mir das angehört und frage mich, wie lange Du für einen Song brauchst.
Ja, schon lang, aber ich stresse mich auch nicht. Ich hab ja keine Deadline. Ich mach es, wenn ich Lust dazu habe und es dauert so lang wie es dauert. Bis so ein Album fertig ist kann es  das schon länger als ein Jahr dauern. Ich arbeite immer an verschiedenen Sachen gleichzeitig, so lange, bis etwas fertig wird. Und es sind ja auch nicht alles Instrumente, sondern auch Samples und so weiter. Ich mixe alles zusammen, bis ich die perfekte Version gefunden habe.

Läufst Du auch rum und nimmst Sachen auf?
Das mach ich tatsächlich selten. Aber auf dem Album ist ein Song, bei dem so eine Aufnahme drauf ist: komische Vögel in Australien, die eine Art Melodie singen. Der, der den Pressetext geschrieben hat, hat gedacht, es seien schreiende Babies.

Und stehen Auftritte an?
Als nächstes spiele ich am 5. Dezember in Wien bei einem Festival namens „Klangmanifeste“.

Freust Du Dich drauf?
Total, ja!

Magst Du es generell aufzutreten?
Ja!

Magst Du es auch lieber als das Album aufzunehmen? Ich meine, das sind zwar zwei total unterschiedliche Dinge, aber…
Kann ich gar nicht so sagen. Es ist so verschieden, es kann beides super und es kann beides nervig sein. Der Prozess während man etwas bastelt hat natürlich Momente, bei denen man sich freut, weil  die Elemente zusammen funktionieren und man merkt, dass etwas daraus entsteht. Aber wenn der kreative Teil vorbei ist und es ans Fertigstellen geht, fühlt sich das oft schlicht wie Arbeit an. Nur ist das eben mein Baby und ich würde das für keinen anderen machen. Und live spielen kann der Hammer sein, wenn es super läuft, oder  grauenhaft, wenn irgendetwas nicht funktioniert, es schlecht klingt oder man merkt, dass es heut keinen interessiert. (lacht)

Ist das schon mal passiert?
Na klar.

Mein Albtraum.
Ja, es gibt so schwierige Konzerte. Wenn nicht viele Leute da sind oder sie nicht zuhören oder für etwas ganz anderes da sind. Wenn sie gekommen sind um Bier zu trinken und sich zu unterhalten. Einerseits – fair enough, andererseits – wenn man diejenige auf der Bühne ist, ist es natürlich ein schlechtes Gefühl.

Was sind denn Deine drei wichtigsten Alben?
Zwei weiß ich sofort: „Rounds“ von Four Tet und „You Are Free“ von Cat Power. Das sind zwei Alben, die ich kurz nacheinander kennen gelernt habe, auch in einer Zeit, in der ich gerad angefangen hatte, Musik auf dem Computer zu machen. Das Four Tet Album hat mich sehr beeindruckt und ist immer noch eines meiner absoluten Lieblingsalben. Und dann Cat Power…

Ich mag sie ja nicht so. Kann Dir auch gar nicht sagen, was es ist, aber irgendwie komm ich nicht an sie ran.
Ich denk, das ist so ein emotionales Ding. Entweder springt man direkt drauf an und es bricht einem das Herz oder man mag es einfach nicht.

Ich glaube, bei mir war es einfach so, dass ich den Anthony (And The Johnsons) hatte und das hat mir dann auch gereicht an Herzschmerz.
Ich höre wirklich aktuelle Musik und find es immer doof, wenn Leute nur so alte Platten nennen, aber als drittes Knalleralbum würde ich eins von Björk nehmen.

Hm, ja. Die macht ein neues Album mit dem von FKA Twigs, glaub ich.
Ja, sie hat ja immer solche Kollaborationen.

Wir sind gespannt, vielen Dank!

Besucht Theresa auf Soundcloud und mögt sie auf Facebook!

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Friederike

In einer Höhle voller Bücher von Plattensammlern aufgezogen, sozialisiert in idyllischer Randbezirkplatte durch ABBA, Elvis und Nirvana, schulternwippend in die Kaschemmen und Tanztempel der Stadt gewankt, bin ich jetzt graduierte Popnutte. Schon immer eher Beobachterin als Macherin, frage ich, was die Entscheidung für das Künstlerleben so mit sich bringt.

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