Oh Wow! Elektro-Pop, Sauna und Leyya | Interview

Leyya Newcomer Pressefoto
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  • Beitrag zuletzt geändert am:18. Mai 2021
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Wenn man mit nur drei Worten unseren Sound beschreiben könnte, wäre unsere Musik wohl sehr langweilig.

Text: Angela Beyer | Foto: Pressefoto

Anfang des Jahres veröffentlichte das Pop-Duo Leyya aus Wien ein Album namens Sauna, das in die Geschichte der österreichischen Popmusik eingehen wird. Glaubt ihr nicht? Dann wartet noch ein paar Jahrzehnte ab und gedenkt meiner Worte. Ich lag noch nie falsch.

Da es mir zuwider ist, mich mit fremden Federn zu schmücken, räume ich an dieser Stelle ein, dass wir von einem treuen Leser auf die Band aufmerksam gemacht wurden. Selbstverständlich hörte ich sofort ins Album (eure Tipps sind nämlich oft Gold wert!) und ließ mich leider viel zu kurze 35 Minuten von Sophies zuckersüßer Stimme und den eingängigen Melodien einlullen. Songs wie „Oh Wow“, „Drumsolo“ oder „Heat“ (mein Favorit) sorgen zumindest bei mir für das perfekte Sommergefühl, das im Winter von mir aus in der Sauna enden darf.

Das Konzert im Februar im Lido Berlin habe ich natürlich verpasst, freute mich daher umso mehr über die Nachricht, dass Sophie und Marco auf dem Malzwiese Festival in Berlin (welches wir im Übrigen präsentieren durften und sich sehr gelohnt hat) spielen werden.

Leyya Malzwiese Festival Berlin 2018 MUSIKMUSSMIT
Leyya @ Malzwiese Festival Berlin

Im Herbst kommt das Duo nochmal für ein paar Konzerte nach Deutschland. Wer von euch in einer der vier Städte wohnt, sollte nicht lange fackeln und sich Tickets zulegen. Immerhin gibt es neben Sauna noch das Debütalbum Spanish Disco (2016) – genug Stoff also, um sich auf eine ausgiebige Beschallung freuen zu können.

Vor kurzem haben mir Leyya ein paar Fragen beantwortet. Wer wissen möchte, wo genau die beiden herkommen, was sie aneinander schätzen und warum Blasmusik keine Option war, ist herzlich eingeladen, sich das Interview durchzulesen. Die Fragen wurden uns schriftlich beantwortet.

Leyya Newcomer Pressefoto
Marco und Sophie von Leyya

***

Stellt euch doch denjenigen, die von euch noch nichts gehört haben, kurz vor: wer seid ihr und wo kommt ihr her?
Hallo, wir sind Marco und Sophie von Leyya und wir kommen aus Wien, Österreich.

Wie ich hörte kommt ihr ursprünglich aus einer Kleinstadt namens Eferding, berühmt berüchtigt für Gemüseanbau und Konserven. Gibt es dort Möglichkeiten bzw. Räumlichkeiten, sich als Musiker_in auszuprobieren? Was habt ihr dort vermisst? Und was vermisst ihr jetzt in Wien?
Wir waren beide auf einer kleinen Musikschule in dieser Stadt, die aber eher auf Klassik ausgerichtet war. Es war üblich, dass man der Blasmusik der Stadt beitritt, aber das war absolut nicht unser Gebiet. Wir haben dann in Marcos Keller geprobt und Musik gemacht. Erst als wir dann professioneller geworden sind, das war schon, nachdem wir nach Wien gezogen sind, haben wir entdeckt, dass es eine kleine Holzhütte nähe des Bahnhofes gibt, wo auch ab und zu Konzerte stattfinden, die ideal für´s Recording ist. Da durften wir uns auch für beide Alben einnisten. Das ist sehr schön, wenn man dann nach der ganzen Arbeit sehr schnell irgendwo ins Grüne kann. Das geht in Wien nicht so einfach.

Wo und wie habt ihr euch kennengelernt?
Wir sind beide in dieser kleine Stadt aufgewachsen, wo es nicht sehr viele andere mit demselben musikalischen Interesse und Geschmack gibt. Da läuft man sich sehr schnell über den Weg. Wir waren beide so um die 12 Jahre, als wir begonnen haben, gemeinsam zu musizieren.

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Wie habt ihr herausgefunden, in welche musikalische Richtung euer Projekt gehen soll?
Wir hatten beide sehr starkes Interesse in eine gegensätzliche Richtung, als wir mit Leyya begonnen haben. Aber genau das fanden wir gut und dachten, wir könnten das kombinieren. Da waren zum damaligen Zeitpunkt Marcos Interesse an experimentellem Elektronik und mein Interesse an Singer-Songwriter Musik. Mittlerweile sind wir sowohl als Personen als auch musikalisch gewachsen und wir interessieren uns immer mehr für Unterschiedliches. Ich glaube, die Richtung unseres Projekts wird sich daher immer mit uns mitentwicklen und mitverändern.

Gibt es eine Story zum Namen “Leyya”?
Die Story ist erst danach entstanden, denn eigentlich heißt dieser Name nichts. Wir dachten, er ist genrelos, weil man damit eigentlich keine Musikrichtung assoziiert und mit dem doppel Y auch, für die moderene Zeit, googlebar ist. Wir wurden aber sehr oft gefragt, was der Name bedeutet und da haben wir zum Spaß auf Facebook geschrieben, dass das „Marketingstrategie“ auf Alaska-Yupik bedeutet. Wir fanden es witzig, wenn sich die Leute tatsächlich Zeit nehmen würde um das zu recherchieren. Da allerdings niemand diese Sprache spricht und das Internet auch keine Übersetzer dafür kennt, haben einige Medien das als Wahrheit übernommen.

Könnt ihr euch an einen Zeitpunkt oder eine Situation erinnern, wo sich langsam andeutete: „Das mit unserer Mucke kann etwas Größeres werden!“ Was war das für ein Gefühl?
Da wir immer sehr hart und intensiv an unserer Musik und unserem Output gearbeitet haben und alles auf diese Karte gesetzt haben, haben wir oft gar nicht darüber nachgedacht, was wir damit plötzlich erreicht haben. In der Retrospektive sieht man dann erst, wo man begonnen hat und wo man jetzt ist. Das bereitet schon Freude.

Wenn ihr jetzt die Chance hättet, rückblickend irgendetwas in eurer Laufbahn als Musiker_innen ändern zu können, was wäre das?
Das klingt jetzt wohl etwas kitschig, aber ich glaube, wenn wir etwas ändern würden, wären wir nicht da, wo wir sind. Denn jeder einzelne Schritt hat uns hier hergebracht und jeder Fehler hat uns etwas beigebracht.

Wie lange habt ihr am aktuellen Album „Sauna“ gefeilt? Ich höre immer wieder, dass man an einem Album ewig schrauben könnte. Wie war das bei euch? Hättet ihr noch länger daran arbeiten können?
Am ersten Album kann man ewig rumschreiben und schrauben, weil niemand etwas erwartet, aber beim zweiten Album hat man schon eine gewisse Zeitspanne, in der man sich bewegt, um etwas Neues veröffentlichen zu können und nicht in der Versenkung zu verschwinden.

Das Grundgerüst eines Songs muss eh von Anfang an stimmen und etwas auslösen, da sind wir sehr streng. Das Rumschrauben an sich betrifft in dem Fall dann eher den Sound und das Mixing und da macht man es ab einem gewissen Punkt nicht mehr besser sondern anders. Das haben wir uns einfach bewusst gemacht und uns bewusst ein Ende gesetzt.

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Drei Worte, die euren Sound am treffendsten beschreiben:
Wenn man mit nur drei Worten unseren Sound beschreiben könnte, wäre unsere Musik wohl sehr langweilig.

Frage an Sophie: was zeichnet Marco als Musiker aus? Warum hast du ihn dir als Duo-Partner ausgesucht?
Marco weiß genau wie er Dinge umsetzt, die er in seinem Kopf hat und das macht er so lange, bis er genau da ist, wo er sein will. Das ist ein Ehrgeiz, eine Energie und ein Durchsetzungsvermögen, das mir dann oft auch einen Energieschub versetzt, wenn ich schon zu müde oder energielos für etwas wäre.

Frage an Marco: was zeichnet Sophie als Musikerin aus? Warum hast du sie dir als Duo-Partnerin ausgesucht?
Wir sind teilweise sehr gegensätzlich was unsere Charakterzüge betrifft – das ist einerseits gut für den Arbeitsprozess – andererseits gleichen wir unsere Charakterschwächen gegenseitig ein wenig aus. Sophie ist ein sehr geduldiger Mensch und sieht viele Dinge nicht nur von einem Standpunkt. Ddadurch bringt sie eine gewisse Lockerheit in den Prozess und uns fällt es dann leichter, nicht unter Druck Musik machen zu müssen.

Gibt es irgendwelche Ziele, die ihr unbedingt erreichen wollt oder lasst ihr alles locker-flockig auf euch zukommen?
Das größte Ziel war immer von der Musik leben zu können und sich nur auf diese konzentrieren zu können. Das haben wir mittlerweile auch erreicht und dafür sind wir sehr dankbar. Der Rest darf uns überraschen und darauf freuen wir uns.

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Leyya – The Fall Tour 2018
03.10.18 Rockhouse, Salzburg (AT)
04.10.18 Cinema Paradiso, St. Pölten (AT)
18.10.18 Kleine Freiheit, Osnabrück (DE)
19.10.18 Artheater, Köln (DE)
25.10.18 Glocksee, Hannover (DE)
26.10.18 Engelsburg, Erfurt (DE)
24.11.18 OKH, Vöcklabruck (AT)
27.11.18 Konzerthaus, Wien (AT)

Angela

Ich mag Serien (Narcos, Ozark, Better Call Saul, The Crown, House Of Cards, Bloodline) das Tempelhofer Feld, mein Longboard, Flughäfen, Portugal, Senf, Jogginghose, Erdnusslocken, ausschlafen, frühstücken, euch und natürlich Musik. Hier kann ich euch Shura, Rhye, Rival Sons, Royal Blood, HÆLOS, MØ, Banks und SOHN ans Herz legen. Ich mag auch vieles nicht - z. Bsp. Fisch, vollgestopfte U-Bahnen oder kalte Füße.

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