Ich möchte einfach Musik machen, super viel spielen und dann bin ich glücklich.
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Interview und Release-Konzert am 13. Juni 2015 im Magnet
Fotos, Interview & Text: Corinna Sauer
Die Garage mit dazugehörigem Sound mag der musikalische Rahmen oder auch der Nährboden von Odd Couple sein, gleichzeitig begeben sich die beiden Jungs aber darüber hinaus in unwegsamere Spähren von weniger definierbaren Stilen und Einflüssen – und das auf herrlich spielerische, verspielte Art und Weise.
Die beiden gebürtigen Ostfriesen Jascha Kreft und Tammo Dehn kennen sich seit Kindertagen und sind gemeinsam, mit der Musik als ständigem Wegbegleiter, aufgewachsen. Odd Couple ist das erste musikalisches Projekt, in dem die Multinstrumentalisten nur zu zweit unterwegs sind. Diese Tatsache tut jedoch ihrem druckvollen und ungebremst nach vorne gehenden Sound keinen Abbruch. Auch – oder vor allem – live wird man von einer hitzigen und ins Mark gehenden Energie förmlich umgeweht und lässt sich den Sturm, den die beiden erzeugen, über die gesamte Dauer des Konzertes um die Ohren blasen, die Haare zerzausen und in die Beine gehen. Schlicht und direkt kommen Musik und Musiker daher. Odd Couple sind eine Live-Band und ihr unverwechselbarer Sound, ungehobelt und ausgefeilt zu gleichen Teilen, erstrahlt bzw. ertönt gerade bei ihren Konzerten in vollem Glanze.
Bevor ich die beiden im Rahmen ihres Album-Release-Konzertes, das zu Ehren ihres kürzlich erschienenen Debüt-Albums „It’s A Pressure To Meet You“ stattfand, live erleben durfte, traf ich mich mit Tammo und Jascha auf ein Bier und einen Schnack. Hier lest Ihr das Interview, das ich mit den beiden führte:
Seit wann kennt ihr Euch und wie lange macht Ihr schon zusammen Musik?
Jascha: Wir kennen uns seit dem Kindergarten, seit 1995. Da haben wir schon in der ersten Band zusammen gespielt – die hieß damals „Die Spitzmäuse“. Das hat ein Zivildienstleistender geleitet. Wir hatten tatsächlich ein Konzert bei einem Stadtfest. Dann hatten wir zehn Jahre gar nichts miteinander zu tun. Mit 14 oder 15 sind wir wieder zusammen gekommen.
Tammo: Seit dem haben wir in verschiedenen Bands zusammen gespielt.
Jascha: Also machen wir jetzt schon zehn Jahren aktiv gemeinsam Musik. Odd Couple ist das erste Projekt, in dem nur wir beide mitmachen.
Ihr kommt ursprünglich aus Ostfriesland. Wann seid Ihr nach Berlin gekommen und seid Ihr zusammen hergezogen?
Jascha: Ich bin zuerst vor gut vier Jahren nach Berlin gekommen, um eine Ausbildung zu machen. Tammo ist dann ein dreiviertel Jahr später hergezogen, weil wir wieder mehr Musik machen wollten.
Tammo: Wir haben also die Band hier gestartet.
Dein Umzug, Tammo, hatte also vor allem mit der Musik zu tun?
Tammo: Ich habe damals meinen Zivi in Hamburg gemacht und hatte danach erstmal keine Lust zu studieren und ich hatte keinen Bock mehr auf Hamburg. Auch, weil ich da nicht die musikalische Szene gefunden habe, nach der ich suchte. Als wir noch in zwei unterschiedlichen Städten gewohnt haben, haben wir schon zusammen in den Noisy Rooms in Berlin gespielt. Dann wurde in Jaschas WG ein Zimmer frei und bin ich bei ihm eingezogen. Berlin bot sich für mich einfach auf verschiedenen Ebenen an.
Euer erstes Album trägt den Titel „It’s A Pressure To Meet You“. Steht das „you“ für Euch für bestimmte Personen oder Personengruppen?
Tammo: Das steht im Allgemeinen für die Bekanntschaften, die man hier regelmäßig macht. Eigentlich war es nur ein dummer Versprecher von Jascha und irgendwie passte es zur ganzen Thematik des Albums.
Ihr spielt beide diverse Instrumente…
Jascha: Ja, genau. Wir können nicht bei allen Sets, die wir spielen, alle Instrumente mitnehmen. Hauptsächlich spiele ich Gitarre und Tammo spielt Schlagzeug. Aber heute Abend zum Beispiel, wird er auch Orgel spielen und ich Bass und ein Gitarrist unserer anderen Band „Suns of Thyme“ wird für einen Song mit dabei sein. Bei „Suns of Thyme“ spiele ich Schlagzeug und Tammo Keys und dann haben wir noch drei andere Bandmitglieder. Wir spielen grade parallel in beiden Bands.
Was, würdet Ihr sagen, sind die Vorzüge und auch die Herausforderungen, eine Zwei-Mann-Band zu sein?
Jascha: Wir sind einfach perfekt aufeinander eingespielt, sicher auch gerade, weil wir uns so lange kennen. Die Energie passt einfach.
Tammo: Was es ganz cool macht, ist, dass wir eigentlich beide recht unterschiedliche Geschmäcker haben, aber wir uns grade bei Sound und Songwriting ziemlich schnell einig sind. Es gibt kaum Diskussionen bei uns, was das angeht.
Jascha: Der Gitarrensound ist oft meins, aber gerade bei Abläufen und Songstrukturen lasse ich ihn machen, weil ich einfach weiß, dass er das bessere Händchen dafür hat.
Tammo: Wir haben uns mit der Zeit gut aufeinander eingestellt und eine gute Rollenverteilung geschaffen. Wir bekommen es gut hin, Songs zusammen zu strukturieren. Jascha hat oft Grundideen für Riffs und darauf aufbauend mache ich dann den Ablauf und schreibe die Texte, wobei die Gesangsmelodie von uns beiden kommt.
Und die Herausforderungen?
Jascha: Herausforderungen gibt es manchmal live. Wenn man zu fünft in einer Band ist, kann man mal einen Fehler machen und es fällt nicht auf. Wenn mir aber zum Beispiel live eine Saite reißt, ist es halt die Katastrophe – dann können wir den Song beenden. Das ist aber eigentlich der einzige Nachteil. Musik funktioniert zu zweit.
Tammo: Denke ich auch. Wir waren natürlich noch nicht super lang zusammen auf Tour – ich weiß nicht, wie das wäre. Aber ich meine, wir leben zusammen und bisher haben wir uns noch nicht die Köpfe eingeschlagen.
Nerven Euch mittlerweile die naheliegenden Vergleiche zu anderen Zwei-Personen-Bands, wie den Black Keys oder den White Stripes?
Jascha: Ja, schon etwas. Die Black Keys habe ich selbst nie wirklich gehört. Ich bin auf jeden Fall ein großer White Stripes und Jack White Fan, aber Tammo zum Beispiel weniger. Natürlich liegt es auf der Hand, dass man mit anderen Duos verglichen wird, aber an sich sind diese Bands keine krasse Inspiration für uns und wir haben nicht gesagt, „Oh, die Black Keys sind so geil und deswegen machen wir’s jetzt auch zu zweit.“.
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Ich habe gehört und gelesen, dass Eure ohnehin schon sehr energiegeladene Musik bei Konzerten nochmal speziell nach vorne geht. Was bedeuten Euch selbst Eure Live-Auftritte?
Jascha: Es ist auf jeden Fall wesentlich anders, als auf Platte. Für mich hat auch der Part, des sich Hinsetzens, um die Songs zu schreiben seine Vorzüge. Aber die Auftritte sind auf jeden Fall das, worum es geht. Bisher waren wir leider noch nicht auf einer wirklich langen Tour, aber ich würde so gerne einfach Monate unterwegs sein und jeden Tag spielen. Für mich ist das der größte Traum. Wir planen jetzt im Oktober eine Tour und da werden wir zumindest für zwei Wochen unterwegs sein.
Wo werdet Ihr touren?
Jascha: Das wird eine Deutschlandtour werden. Es wird auf jeden Fall Zeit!
Das Album ist erst gestern (am 12. Juni 2015) rausgekommen, oder?
Tammo: Ja, aber es liegt schon so lange rum.
Jascha: Wir haben es im Februar 2013 aufgenommen.
Tammo: Muss man sich mal vorstellen, das ist echt übelst lange her.
Jascha: Wir hatten Angebote von drei kleineren Indie-Labels, die das Album rausbringen wollten und wir haben lange überlegt, ob das Sinn macht. Letztendlich haben wir uns dann dafür entschieden, es selber zu machen. Das zweite Album wird jetzt aber relativ schnell hinterherkommen, weil wir mittlerweile schon wieder so viele neue Songs geschrieben haben. Wir hatten schon Bedenken, dass das zweite Album fertig sein wird, bevor wir das erste veröffentlichen (lacht).
Wo liegen Eure individuellen musikalische Wurzeln? Mit welcher Musik seid ihr aufgewachsen?
Tammo: Wir sind beide mit ziemlich genau der gleichen Musik aufgewachsen. Dann haben wir uns aber in verschiedenste Richtungen weiter entwickelt. Wir waren beide immer sehr offen.
Jascha: Als wir noch in Ostfriesland gewohnt haben, haben wir vier Jahre in einer Stoner-Metal-Band gespielt. Damals haben wir viel Kyuss, Queens Of The Stone Age und diese ganzen Sachen gehört. Mittlerweile höre ich mehr Popmusik als Tammo.
Tammo: Bei mir kann auf dem Mp3-Player auf einen Slayer- ein Wu-Tang-Song folgen. Ich hab da keine großen Barrieren.
Jascha: Ich finde auch, dass auf unserem Album ziemlich viele verschiedene Einflüsse zu hören sind. Natürlich hat es diesen Garagen-Vibe, aber eben nicht nur. Generell mögen wir beide Riff-Rock.
Habt ihr eine Idee davon, wo ihr musikalisch in fünf Jahren stehen möchtet?
Jascha: Ich bin jetzt 24 und hab noch nicht ganz den Traum aufgegeben, irgendwann von der Musik leben zu können. Ich möchte einfach Musik machen, super viel spielen und dann bin ich glücklich.
Tammo: Ja, ich auch. Und ein paar gute Alben machen.
Danke für das Interview. Ich freu mich auf Euer Konzert später.
Fakten:
Mitglieder: Tammo Dehn (Drums, Keys, Gesang) und Jascha Kreft (Gitarre, Bass, Drums, Gesang)
Gründung: 2012
Alben: It’s A Pressure To Meet You (2015)
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