Konzertbericht: Massive Attack in Berlin

Konzertbericht Massive Attack in Berlin 2016
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  • Beitrag zuletzt geändert am:2. November 2018
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Konzert am 18. Februar 2016 im Tempodrom

Es gibt sie – diese Ausnahmebands und Künstler_innen. Für dieses Prädikat kommt sicher einiges zusammen. Eine Musik, die nicht nur eine Modeerscheinung, sondern von zeitlosem Wert und Schönheit ist. Professionalität der Musiker_innen, gepaart mit aufrichtiger Leidenschaft und Liebe zu dem, was sie tun. Und allem zugrunde liegt, für mich jedenfalls, eine gewisse Magie, die unergründlich ist und weder mit Handwerk, noch mit musikalischem Stil zu tun hat. All das möchte ich Massive Attack nachsagen, die ich am vergangenen Donnerstag im Berliner Tempodrom erlebt habe.

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Ein alter Zauber

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Nachdem ich bereits vor 17 Jahren bei einem Konzert der Band zugegen war (lest hier mehr darüber) und mich noch immer an den alten Zauber erinnern kann, freute ich mich ganz besonders auf diesen Abend. Das Tempodrom mit einer Kapazität von 4000 Menschen war restlos ausverkauft, an einem zweiten Abend in Folge.

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Perfekt abgestimmt

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Zwei schmale Lichtkegel senkten sich von der hohen Decke hinab auf die beiden Musiker, die durch einen Wall von dichtem Sound hindurch auf der Bühne erschienen waren, gefolgt von ihren vier weiteren Instrumentalist_innen und Sänger_innen, die ihre Plätze einnahmen. Die Performances der Band sind bekannt für ihre perfekt abgestimmte Lichtshow, die mal von minimalistischer Schönheit, mal reizüberflutend und gewaltig ist. Immer absolut präzise, doch nie die Musik übertrumpfend, sondern sie umschmeichelnd und verstärkend.

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Das eindrucksvollste aller Instrumente

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Der Song „Paradise Circus“ ihres 2010 erschienenen Albums Heligoland ist nicht nur eines meiner Lieblingslieder der Band, sondern gehört zu meinen All-Time Favorites und ihn nun live zu erleben, war für mich eines der Highlights des Konzertes. Sängerin Martina Topley-Bird’s Gesang verlieh dem Stück seine Tiefe und in gewisser Weise seine Bedeutung – seine Seele könnte man sagen, auf die Gefahr hin, allzu pathetisch zu klingen. Ihre Stimme ist das eindrucksvollste aller „Instrumente“, die perfekte Imperfektion gegenüber dem visuell und instrumental punktgenauen Gesamtwerk. Jeder Ton, den die Band erzeugt, geht in den Bauch, vibriert und strahlt von dort durch den gesamten Körper. Bei einigen Songs nimmt der Bass einem fast den Atem. Psychedelisch verstörende harte Riffs und treibende Drums steigern sich fortwähred im Zusammenspiel mit den Lichtern und Projektionen, die so eindringlich werden, dass man sich überreizt fühlt. Es scheint wie eine Herausforderung, die man annehmen und sich weiter in die Sinneswelt von Massive Attack begeben kann.

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Mehr Informationen

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Politische Botschaft

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Die Band ist seit jeher dafür bekannt, politisch Stellung zu nehmen und dafür, ihre Message in ihre Darbietungen einzubauen. Fakten in deutscher Sprache und Zahlen in Verbindung mit der Flüchtlingskrise zum Beispiel wurde in riesigen roten Lettern projiziert. Die Band trat visuell dahinter zurück, die Musiker_innen wurden zu Silhouetten vor der politischen Botschaft. An anderer Stelle wurden Fotos des befreundeten Fotografen Giles Duley gezeigt, der seit Monaten eindrucksvoll und einfühlsam die Situation der Flüchtlinge in Europa dokumentiert.

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Das Verweben aller Elemente

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Dieses Konzert war für mich ein Erlebnis der besonderen Art. Massive Attack, diese wahre Ausnahmeband, berührt auf verschiedenen Ebenen. Die Musik ist ein Teil davon, so wie es ihr politisches Engagement ist. Das Verweben aller Elemente zu einem dichten großen Ganzen macht diese Band zu etwas Besonderem und Unverwechselbarem. Professionalität ist es sicher, die die Band ausmacht. Aber es ist eben auch diese gewisse Magie, die Welten erschafft und zeitlos ist und mich auch Jahre nach meiner ersten Begegnung mit Massive Attack in ihren Bann gezogen und fasziniert hat.

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Diskographie:
Blue Lines (1991)
Protection (1994)
Mezzanine (1998)
100th Window (2003)
Heligoland (2010)
Ritual Spirit (EP) (2016)

Corinna

Ich schreibe nicht gerne über mich, viel lieber berichte ich über andere und insbesondere über Bands, zu denen mich "die Kanzlerin" schickt. In der Fotografie zu Hause, bin ich als Blog-Knipse jedoch hauptsächlich dafür zuständig, meine Eindrücke von Konzerten mit Euch in Form von Bildern zu teilen. Ansonsten erlebe ich gerne Dinge, Menschen, Musik, Orte (jeden Tag auf's Neue und immer wieder gerne Berlin) und was noch so alles erlebbar ist.

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