Alles andere als duster: Zappens Jahr 2018 in Liedern

Best Of 2018 Rike MUSIKMUSSMIT Rückblick

Liebste Leserinnenschaft (Ja, ohne Sternchen. Alle anderen sind einfach mal mitgemeint)! Zwischen Weihnachtsfeiern und Ausnüchterung nehme ich mir wie gewohnt einen Moment, um ans vergangene Jahr zu erinnern. Meins war ja – ging es doch eher mäßig los – ein Knaller.

Text: Friederike Suckert | Foto: Corinna Sauer

Musiktechnisch gab es aber für mich kaum Entdeckungen, die mich vollständig mit dem Album überzeugen konnten und tatsächlich gefallen mir auch aus meiner Single-Hitlist nur noch wenige: ich hatte zu viel zu tun!

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Ohne obligatorischen Depri geht’s nicht.

Wie auch immer: meine winterliche Endzeitstimmung untermalten Diane Birch mit „The End“ und IO Echo mit „Harm“  (Arty farty Video, trotzdem einfach gut). Alles angemessen dramatisch, aber leider sprang der Funke nicht gänzlich über, bzw. bei IO Echo kam nix hinterher. SOHN hatte mit „Hue“ wohl auch einen kleinen melodramatischen Moment und es ist besser als sein komplettes vorheriges Album.

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Mit genügend Vitamin D ist es doch irgendwie schöner.

Kurz vor meiner ersten großen Reise in diesem Jahr schlug mir Spotify Chris Coco mit „Something Everything“ vor: unfassbar, ich weiß! Aber gebt Euch das, wenn Ihr auf Bali mit ’nem Bier in der Hand rammdösig auf das Meer schaut. Tja, Kitsch ist mein zu Hause und Chris Coco einer der Ausstatter. Der Rest seiner Musik ist eher schlimmstes Ibiza-Geschepper, deswegen belassen wir es doch auch hier einfach bei dem schönen Moment.

Jenny Wilsons „IT HURTS“ ist meiner Meinung nach verstörend, aber der wichtigste Track überhaupt. Die Schwedin wurde vergewaltigt und hat zur Traumabewältigung ein sehr tanzbares Album produziert. Ist schon komisch, abzudancen und dann fällt dir erst der düstere Text auf.  Einfach genial, ein großer Beitrag zu Me Too. Alles schlimm, aber unterkriegen lass ich mich nicht.

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Long cruel summer.

Und dann kam ja auch schon der Sommer und er begann für mich mit Loney Dears „Sum“. Eine Freundin nannte ihn einen „Vodafone-Song, von dem sie nie gedacht hätte, dass ich drauf abgehen würde!“ Ich bin immer noch entsetzt, liebe S.! Den Song habe ich in heavy rotation auf meiner Fahrt zum ersten CSD in Neustrelitz gehört. Verkatert, müde, Brandenburgische Landschaften und ein Akkordeonspielender Busfahrer. Die Welt war gut (und ich erholt).

Im Mai war ich auf meiner ersten lesbischen Hochzeit und es war ein rauschendes Fest. Eine*r der Gäste war Strip Down, der/die nicht unbekannt ist in der Berliner Indieszene: nach einer langen Selbstfindung ist er/sie nun als nonbinär geoutet und hat das Debütalbum neu aufgelegt, da seine/ihre Stimme um einiges kratziger ist. „You can’t know me“ ist ein kleiner feiner Elektrokracher.

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Im Juni erschien mit  „High as Hope“ endlich das vierte Album von Florence + The Machine und erst fand ich es ja nicht besonders. „Hunger“ als einzige Hymne und alles irgendwie so persönlich-poetisch verschwurbelt. Aber  dann ist „The End of Love“ mein Jahreshit geworden. Warum? Weil sie vom Sommer in New York singt und ich bin endlich nach New York geflogen. Vor der Reise habe ich mir die Stadt vorgestellt. Als ich da war, habe ich einmal die falsche Metro genommen und stand nachts auf einem Bahnhof und habe auf ein Schulbusdepot gestarrt, während des Wartens auf die Bahn das Lied gehört und jetzt ist dieser Bahnhof mein innerer silent space, wenn der Song spielt.

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Alles neu macht der Herbst.

Nach der Reise war ich erstmal richtig schön krank, da ging außer zocken nichts. Aber mit neuem Job kam einen neuen Motivationssong: „The Walker“ von Christine and the Queens. Sie hat jetzt kurze Haare und nennt sich Chris und leider habe ich ihr sensationelles Konzert in Berlin verpasst.

Lana del Reys „Venice Bitch“ ist episch lang und ich verstehe ja auch nicht, warum ich die so mag. Ihr Konzert im April war auf jeden Fall sehr speziell, aber ich hab nix anderes erwartet. Eine krankhaft lampenfiebrige Frau in die Mercedes Benz Arena zu stellen konnte nur schräg werden. Vergessene Texte, falsche Töne: ich werde Euren Enkelinnen davon erzählen.

Eine weitere coole Frau im Elektrohimmel, die es ja laut Konzertveranstalter*innen und Bookern gar nicht gibt, ist Kelly Lee Owens. Ihr Album ist sehr speziell. Habe ihr Konzert leider verpasst, aber das klappt schon noch. Alles, was ich zu sagen hatte, findet sich hier.

Und zu guter letzt: King Princess. Die Brooklynerin ist die erste, die Mark Ronson für sein neues Label unter Vertrag genommen hat. Die junge Multiinstrumentalistin, deren Vorfahren Deutsche auf der Titanic waren, begeistert die queere Szene gerade sehr mit feministischen Statements wie „Pussy is God“. Für mich auch schwer zu akzeptieren, dass ich mich nun in eine knapp 16 Jahre jüngere Frauen verknalle. Maria fand sie schneller cool als ich.

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In der Liste s.u. sind auch ein paar lose Tracks, zu denen mir irgendwie nichts einfällt, die aber unbedingt gehört werden müssen.

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Ein Konzertjahr mit Erinnerungslücken.

Was die Konzerte angeht muss ich echt mal kurz in mich und meinen Kalender gehen, wo ich überhaupt war. Ganz klares Highlight waren SXTN auf dem Feel Festival. Wie dusselig manche Typen aus dem Hemd geguckt haben: gold. Fever Ray, weil ich stolz auf meine Fotos bin. Dann natürlich meine Heldin Lana del Rey. Ein kleines Punkkonzert auf Bali. The Streets, weil es eine exquisite Eskalation war. Soft Grid, weil einfach genial live. Und dann natürlich das komplette Further Festival und die Pop-Kultur.

Über ALMA als Support für bin ich fast bekloppt geworden vor Freude. Hoffentlich gibt es nun bald das Album und eine Tour. Schlimmstes und peinlichstes Konzert waren die Beatsteaks auf dem Feel Festival. Konnte die noch nie ertragen mit ihrem deutschen Dialekt, aber mir wurde immer versichert, dass die live total geil sind. Sind sie nicht. Es sind ohne Frage nette Kerle, aber wie unsere liebe Angela es so schön knackig sagt: diese Pimmelparties öden einfach an. In diesem Sinne: lasst es krachen, Schwestern* und möge es Hits, Hits, Hits auf uns regnen.

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Friederike

In einer Höhle voller Bücher von Plattensammlern aufgezogen, sozialisiert in idyllischer Randbezirkplatte durch ABBA, Elvis und Nirvana, schulternwippend in die Kaschemmen und Tanztempel der Stadt gewankt, bin ich jetzt graduierte Popnutte. Schon immer eher Beobachterin als Macherin, frage ich, was die Entscheidung für das Künstlerleben so mit sich bringt.

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