Text und Interview: Katharina Blum // Fotos: Stephan Noë
Einige werden sie sicher schon kennen; Cats & Breakkies gestalten seit einiger Zeit die Berliner Landschaft elektronischer Live-Musik mit. Auch auf Festivals begegnet man ihnen immer wieder. Das erste Mal landete ich zufällig auf einem ihrer Konzerte. Das war vor zwei Jahren in Istanbul. Seitdem habe ich sie schon einige Male live gehört, zuletzt auf dem „Wilde Möhre Festival 2016“.
Umso mehr habe ich mich über die Anfrage gefreut, ob ich nicht mal mit Stephan bei den Jungs vorbeischauen wolle.
Pünktlich zum Digital Release ihres ersten Albums haben wir mit Johannes, Bene, Bastian und Raphael bei einem Kaffee ein wenig geschnackt. Am 23. Oktober 2016 erscheint ihr Debütalbum „Organic Electro“ auf Spotify, Deezer, Apple Music und Co. Gefeiert wird das in der Kantine am Berghain mit einem Konzert. Wer am Sonntag Abend also noch nichts vor hat, sollte sich schnell noch eine Karte besorgen. Einen kleinen Vorgeschmack findet ihr hier:
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In Raphaels Wohnzimmer erfuhren wir nicht nur Interessantes über die Gründungsgeschichte der Band und der Suche nach ihrem markanten Sound, sondern auch, was für das Release-Konzert am Sonntag alles geplant ist – das wird allerdings noch nicht verraten!
Hier das Interview mit Cats & Breakkies:
Das ist wahrscheinlich eine oft gestellte Frage, aber wie kommt ihr auf diesen Namen?
Raphael: Das war eine sehr spontane Idee, diesen Namen zu nehmen. Man kann ihn so herleiten: Aus Cuts and Breaks, was beides typische Mittel sind, die man in der elektronischen Musik benutzt. Und dann halt dieses Wortspiel: Cats and Breakkies. Katzen essen Katzenfutter… geiler Sound, beim Knacken. Cats & Breakkies als Wortspiel – ok, nicht weiter drüber nachdenken. Das klingt cool für uns.
Johannes: Aus meiner Sicht in Wahrheit ein vollkommen impulsiver Vorschlag eines grinsenden Musikers hinter dem Schlagzeug. Cats & Breakkies – ein niedlicher Name für eine im Grunde genommen nicht aufzuhaltende Dampfmaschine auf der Bühne…
Ihr kommt alle mehr oder weniger aus dem Jazz. Klingt aber als Band doch eher elektronisch. Wie würdet ihr eure Musik beschreiben?
Bene: Ich finde dieses Musikbeschreiben immer so schwierig. Wir haben das jetzt „Organic Electro“ getauft, aber diese Genrebeschreibungen sind immer etwas irreführend und auch affig. Das ist auch so das Ding, was jetzt jeder macht, dass man verschiedene Musikstile miteinander vereint. Und im Prinzip weiß man dann trotzdem nicht, wie’s klingt. Klar da steckt viel drin. Vom Jazz und zum Teil auch was vom Krautrock. Und es ist ja vom Sound her auch sehr rockig.
Ich finde das interessant, es ist ja ein sehr intuitiver Prozess. Wir sagen nicht, wir hören uns jetzt diese DJs an, und nehmen uns dann vor, das alles zusammen zu bringen, sondern man hat das ja alles irgendwo gespeichert. Und dann fließt das alles mit ein.
Gibt es da bestimmte Musik, die euch inspiriert?
Johannes: Man könnte sagen, dass wir versuchen, der digitalen Ästhetik von Computermusik durch unsere manuelle also instrumentale Performance zusammen mit einer Fusion von Improvisation und komponierten Pattern ein „analoges“ Gesicht zu geben. Dazu nehmen wir viel Inspiration von Komponisten, die sich schon mal mit Ähnlichem beschäftigt haben. Steve Reich und Philip Glass sind uns zum Beispiel ein Vorbild, aber gleichzeitig auch begabte DJs wie Matthew Herbert oder Stephan Bodzin. Das ist alles Input, den wir uns geben, um uns flexibel zu machen.
Es ist kein bewusstes Hernehmen von Elementen aus Musik, die es schon gibt. Es ist halt Musik, die uns umgibt, die wir gern hören und das kommt dann natürlich mit in den Pot.
Wie entstehen eure Songs?
Johannes: Häufig nähern wir uns unseren Songs improvisatorisch an. Es entsteht ein kleines Spiel zwischen uns im Proberaum, bis wir auf charakteristische Motive stoßen.
Bastian: Manchmal gibt es aber schon eine Kernidee, eine Melodie oder einen speziellen Beat oder eine Bassline. Es fängt mit einem Ding an und dann baut sich immer mehr drumrum.
Wir wissen alle, wie sich das anfühlen muss, damit es gut ist. Um das dann auf den Punkt zu bringen, braucht es viel Zeit.
Aber auch wenn ihr live spielt, sieht es so aus, als würde da sehr viel passieren…
Bastian: Wir spielen einen Song auch nie zweimal, außer im Studio. Der hat immer Kernideen, aber die Abläufe, die Art und Weise und die Intensität wie er gespielt wird, ist immer unterschiedlich. Das ist dieses Jazzelement, das da mit reinkommt.
Johannes: Man muss viel aufeinander hören. Schauen, wo geht der andere gerade hin. Wo ist der Punkt, an dem sich Bene von einem Pattern, das ich schon kenne, verabschiedet und irgendwo anders hingeht. (alle lachen, scheint häufiger vorzukommen)
Bastian: Wir merken ja dann aber auch auf der Bühne; ok, das funktioniert so, oder da fehlt noch irgendwas. Man muss extrem wach sein. Durch diese hohe Aufmerksamkeit kommen einem die Konzerte auch sehr kurz vor. Es gab Konzerte, da haben wir zwei Stunden gespielt, ich dachte, wir hätten eine halbe, dreiviertel Stunde gespielt.
Aber das finde ich, ist das Spannende an diesem Projekt: Dass es sich bewegt. Es gibt schon Festgelegtes, aber dass immer die Möglichkeit besteht, das in eine andere Richtung zu schieben.
Arbeitet ihr schon an neuen Sachen, oder was habt ihr jetzt so vor?
Bene: Seit wir die Platte aufgenommen haben, sind natürlich neue Ideen dazu gekommen. Die spielen wir auch schon live. Und es wird bald der Punkt kommen, dass wir uns da ein paar Sachen aussuchen und dann wieder ins Studio gehen.
Das aktuelle Album ist über einen längeren Zeitraum entstanden. Aber ich denke, bei der neuen Platte wird das konkreter werden und schneller gehen. Wir haben schon so viele Sachen gefunden, die für uns viel besser funktionieren. Da mussten wir am Anfang erst mal ganz viel experimentieren, um herauszufinden, wie wir das überhaupt machen können, dass es so klingt, wie wir uns das vorstellen.
Sagt doch noch etwas zu dem Release-Konzert!
Raphael: Ja! Es läuft unter dem Schirm „Digital Release“, weil wir unsere Musik jetzt auch so veröffentlichen, dass jeder sie for free hören kann, auf Spotify und Deezer und so. Und das Konzert hat zeitlich ganz gut dazu gepasst.
Wir haben dieses Jahr eine Partyreihe, das „Haydngewackel“, in der Kultstätte Keller, Neukölln, organisiert. The Micronaut hat einmal dort gespielt. Der ist ein sehr guter Musiker und DJ aus Rostock. Weil er auch live auflegt und sich Gedanken macht und nicht nur ’nen Knopf drückt. Er wird am Sonntag in der Berghain Kantine vor uns spielen.
Und dann haben wir eine kleine Überraschung. Wir spielen natürlich unser Album und darüber hinaus neue Sachen. Aber dann auch noch was ganz Neues. Es wird auf jeden Fall richtig geil.
Bene: Also 23.10. Kantine am Berghain. Sonntag. Wann geht’s los?
Johannes: 20 Uhr.
Stephan: Tatort-Konkurrenz.
Lachen.
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Gefunden haben sich Cats & Breakkies über den Jazz bei einem Vorbereitungskurs an einer Berliner Musikschule. 2013 haben sie ihr Bandprojekt gegründet und seitdem auch viel Zeit damit verbracht, dieses strukturell auf die Beine zu stellen. Vom Booking über das Gestalten von Plakaten bis zur Videoproduktion machen sie alles selbst – ab und zu mit einem guten Rat von außerhalb. Hinzu kommt das Anprobieren von T-Shirts der Cats & Breakkies – Marke, oder das Basteln einer Website, die Bene und Johannes übrigens gerade erfolgreich lahmgelegt hatten, als ich sie bei Raphael antraf. Alles sehr zeitintensiv. Jetzt steht aber das meiste (auch die Website ist wieder heile) und sie wollen sich mehr der Musik widmen. Für die Zukunft würden sie auch gern mal aus Deutschland rauskommen, vorerst stehen aber die Fertigstellung ihres eigenen Studios und eine satte Kompositionsphase im Vordergrund.
Ich freue mich auf das Release-Konzert am Sonntag in der Kantine am Berghain und möchte euch diese wunderbare Musik nochmal wärmsten ans Herz legen.
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Mitglieder
Johannes Gottschick – keys/synth
Benedikt Schnitzler – guitar
Bastian Kaletta – bass
Raphael Kaletta – drums
Cats & Breakkies live
Digital Release Konzert
23.10.2016 // 20 Uhr
Kantine am Berghain