Newcomer-Alarm: Albert Af Ekenstam | Der melancholische Schwede

Albert af Ekenstam Pressefoto

Der Schwede in der Burg

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Konzert am 10. Oktober 2018 in der Burg Schnabel Berlin | Support: Lucas Laufen
Text: Inken Petersen | Foto: Pressefoto

Genre: Folk, Pop, Rock, Singer-Songwriter

Den schwedischen Künstler Albert af Ekenstam nahm ich am 10. Oktober 2018 gespannt unter die Lupe. Ich würde ihn guten Gewissens noch als Geheimtipp bezeichnen, obwohl er 2017 ein Album und 2018 eine EP rausbrachte und bereits für Bands und Künstler wie Giants Rooks oder Charlie Cunningham als Support zu sehen war. Den Support seines Konzertes, Lucas Laufen, schaute sich Albert gespannt mit seinen beiden Bandkollegen an. Mit seinem Rucksack auf dem Rücken sah er dabei ein bisschen wie ein Schuljunge aus, der auf den Bus wartete. Da die Burg Schnabel ohnehin leider sehr leer war und an diesem Abend auch blieb, waren die drei Bandmitglieder natürlich ein kleiner Raumfüller, aber ich denke, dass sie sich ihren Support auch angeschaut hätten, wenn der Laden voll gewesen wäre.

Das war schon das Erste, was ich sympathisch fand,  bevor ich mir den Albert überhaupt genauer ansah. Wie gesagt, die Burg war keineswegs gut gefüllt, was vielleicht daran lag, dass sie nicht der gängigste Konzertschuppen ist. Ich selbst hatte noch nie etwas von ihr gehört, vielleicht, weil dort hauptsächlich Techno- und HipHop-Veranstaltungen stattfinden. Da meine Begleitung und ich recht zeitig da waren (die ersten), hatten wir Zeit, uns die Location genau anzuschauen und ich muss sagen, dass es dort wirklich wunderbar und sehr liebevoll gestaltet ist. Vom Harry Potter Schriftzug über bemalte Wände und verwinkelte Gänge bis hin zu vielen kleinen Ecken, in denen man sitzen kann und welche mit bunten Lampen und Lametta verziert sind. Ein wirklich schönes Fleckchen, an dem auch hervorragend Konzerte stattfinden können.

Doch kommen wir wieder zu Albert af Ekenstam. Der Schwede, der mich beim genaueren Betrachten sehr an den Neville-Schauspieler Matthew Lewis der Harry Potter Filme erinnerte, schaffte es während seines Konzertes eine Ruhe auszustrahlen, die sich mit powervollen rockigen Gitarren oder den gefühlvollen Klaviermelodien mischten.

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Die Sonne und die Wolken

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Seine Geheimzutat: Melancholie auf höchstem Niveau, ohne dabei die Tränen kullern zu lassen oder ins Schmalzige abzudriften. Mit seinem ersten Album „Ashes“ punktet der Göteborger durch eine positive Schlichtheit. Nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig war von seinem Gesang, der Gitarre oder dem Klavier zu hören. Diese drei Komponenten reichten vollkommen aus. Er singt darüber, wie es ist, jemanden zu vermissen, über Verluste und über unsere Sterblichkeit. Er verarbeitet seine eigene Geschichte, wie den frühen Tod seiner Mutter in seinen Songs und wirkt dabei nahbar und einfach menschlich.

Mit von der Partie sind zudem zarte Trompetentöne und die wunderbare Schwedin Sumie. Die neuste EP „Hundred Miles“, welche im August 2018 erschien, ist mindestens genau so wehmütig wie der Vorgänger. Hierfür begab sich der Schwede von Stockholm auf in den Norden nach Dalarna, um der Melancholie noch einen draufzusetzen und sich zu sortieren. So begab er sich auch musikalisch auf eine Reise und entschied sich gegen die puren Gitarren- und/oder Klaviertöne und für den Kammer-Pop, der aber natürlich, typisch Albert, schlicht und fein bleibt.

Auf der Platte „Hundred Miles“ verarbeitet er eine Trennung und wird dabei stimmlich von der norwegischen Ikone Ane Brun und abermals von der Songwriterin Sumie unterstützt. Durch die beiden klingt das Ganze auch nicht mehr so düster, sondern eher nach einem regnerischen, bewölkten Tag, an dem sich die Sonnenstrahlen nur langsam aber stetig einen Weg durch die Wolkenwand bahnen.

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Ich mag den Albert, seine schüchterne Art und wie er sich über sein zweites Berlin-Konzert freute. Im Übrigen hätte er wahrlich ein ausverkauftes Konzert verdient. Die Schwed_innen sind eben einfach toll. Und Musik können sie auch noch machen. Grandios!

Livetermine Albert af Ekenstam

Am 29. März 2019 ist Albert af Ekenstam gemeinsam mit The Attic Sleepers, die wir euch im Übrigen auch schon mal vorstellten, im Konzerthaus Dortmund zu sehen.

Diskografie
2017 – Ashes (Debüt)
2018 –  Hundred Miles (EP)

Inken

Ich zeichne und gestalte gerne Dinge & Räume um, stöbere gerne rum, sei es in der Natur, Städten, auf Flohmärkten oder in Gesprächen. Außer Musik mag ich unter anderem Katzen, Kunst und Knuspermüsli. Ich höre Musik von Foals, Cage the Elephant, Abby, Django Django, Life in Film, Kurt Vile, Tame Impala, Balthazar, Say Yes Dog, Acollective, Xul Zolar, Talking to Turtles, Martin Kohlstedt, Talisco, Charity Children, Kasabian, Beatsteaks, Chet Faker, Deerhunter, Bonaparte, uvm.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Pascal

    Klingt wirklich gut – werde ich mir mal genauer anhören :) Danke für das Review!

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