Kurz stehe ich ganz vorn vor dem Sub. Der ist so doll, dass mir schlecht wird (…).
Konzert am 02. September 2017 in der Wuhlheide Berlin | Support: Mount Kimbie
Text und Fotos: Katharina Blum
Lange ausverkauft und grandios war die letzte angekündigte Show von Moderat am Samstag in Berlin.
Bevor hier irgend etwas falsch rüberkommt – das Konzert war geil! Trotzdem muss ich beim Anfang beginnen, und das war der Einlass. Ab 17 Uhr. Vorband 19:30 Uhr. Ganz ehrlich – wer steht da schon um 17 Uhr auf der Matte?
Dementsprechend sieht es auch am Nachmittag in der Freilichtbühne Wuhlheide aus. Als dann ein, zwei Stunden später plötzlich über 10.000 Leute auf Einlass warten, sind die Veranstalter mit zwei Eingängen leicht überfordert. Niemand weiß so richtig wohin, viele stehen stundenlang an. Großes Gepäck muss abgegeben werden, die Taschen werden kontrolliert und viele Gäste stehen noch draußen, als drin Moderat die Bühne betritt. Der Veranstalter – Loft Concerts – hat dazu ein paar erklärende Worte geschrieben.
Wir sind drin und können noch ein Stück Vorband mitnehmen. Mount Kimbie sind zwei Jungs aus London und bringen mit schöner elektronischer Musik schon ein paar Menschen zum Tanzen. Als es dämmert treten Sascha Ring, Gernot Bronsert und Sebastian Szary auf die Bühne und hauen direkt ein paar sehr große Tracks raus. Kurz stehe ich ganz vorn vor dem Sub. Der ist so doll, dass mir schlecht wird, weil er meinen Magen durchschüttelt. Der Sound dröhnt – Gänsehaut – und den Bass muss man in der ganzen Stadt hören.
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Der Mond ist hell – Moderat ist heller
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Die drei Alben von Moderat kennen viele auswendig – mich eingeschlossen, vor drei Jahren liefen die ersten bei mir rauf und runter. Fast schon ein wenig abgedroschen, aber live ist das dann doch nochmal eine andere Nummer. Da ist Licht, da sind grandiose Visuals, da sind Musiker mit Spaß auf der Bühne, da ist viel Dunkelheit und noch viel mehr Bass. Mitreißend – das ist das beschreibende Wort.
Sympathisch und auf dem Boden wirken die Jungs. Vielleicht sind sie auch ein wenig wehmütig, es ist ihr letztes Konzert. „Nicht für immer!“ beruhigen sie die Masse. Es wird sich nicht komplett aufgelöst. Nach zwei Jahren Tour und Aufeinanderhocken brauchen sie nur mal eine Pause voneinander, sonst schlagen sie sich noch die Köpfe ein, sagen sie. Sie stellen die ganze Crew vor – es gibt Applaus und Geschrei für den Ton, für das Licht, für den Manager, den Merch, die Visuals (lauter Applaus meinerseits) und für Gernots Sohn, der seinen Vater das erste mal live auf der Bühne sieht. Dem wird dann auch das nächste Lied gewidmet: Bad Kingdom. Noch mehr, noch lauterer euphorischer Applaus.
Nach zwei Stunden und zwei Zugaben wird vergeblich nach mehr gerufen. Die drei kommen noch ein-, zweimal auf die Bühne gerannt, um ein bisschen Getöse mitzunehmen, dann zucken sie entschuldigend mit den Schultern und verschwinden.
Trotz allem Unmut am Eingang, das Konzert war schön. Sehr schön. Und obwohl ich solche Massenveranstaltungen gern meide, konnte die Musik und die Dunkelheit der Show auch mal ein paar tausend Menschen um einen herum ausblenden.