Kate Tempest mit „Let Them Eat Chaos“ am 02. November 2016 im Astra Kulturhaus Berlin
Bericht: Andrea Henning // Fotos: Pressefoto Konzertbüro Schoneberg
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Handy aus, Politik an.
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Das am 7. Oktober 2016 erschienene Album „Let Them Eat Chaos“ (vielleicht ein Wortspiel mit Marie Antoinette’s angeblichem „Let Them Eat Cake“?) von der britischen Slam Poetin und Autorin Kate Tempest ist ein wütendes Kommentar auf die Lage der Welt und wie Ihr ahnt: auch Kate ist mit der „Allgemeinsituation“ unzufrieden, diese Botschaft tut sie leidenschaftlich kund und auch Berlin wird da nicht ausgespart.
Bevor Kate loslegt, sieht sie ja immer aus wie ein nettes britisches Engelchen, dass sich wie blöde auf Berlin freut. Hat sie auch dieses mal wieder besonders darauf hingewiesen, ihre connection zu unserer Hauptstadt ist very strong und eigentlich kann sie es überhaupt nicht fassen, dass wir alle Teil dieser „Sache“ sein wollen. Erstaunlich für sie, aber kein Wunder für uns „Tempestians“. Außerdem hat sie uns gebeten, die Handys in den Taschen zu lassen, denn wir würden uns die Videos eh nie wieder anschauen. Und Freunde und Freundinnen der politischen Unterhaltung, soviel sei verraten: alle haben sich daran gehalten.
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„A selfie is a selfie is a selfie of me in front of the palace of me“
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Mit drei Musiker_innen im Hintergrund hat sie ihr Album vom ersten bis zum letzten Song, Gedicht oder vielleicht doch Geschichtchen performt. Na, und es ist wie es ist: die Tiere sterben, die Leute sind alle scheiße drauf, wir trinken zu viel und sind generell irgendwie gefangen in unseren Käfigen.
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Hat sie noch bei ihrer Lesung gesagt, dass ihre Figuren aus „Everybody Down“ nicht mehr da sind, gibt es jetzt doch wieder viele neue Figuren, die sich durch´s Leben schlagen müssen. Pete, Bradley und Gemma und viele andere liegen immer um 4:18 Uhr morgens wach und ihr Leben ist nicht das, was sie wollen. Alle sind egoistisch, Populist_innen spielen mit der Angst und es ist einfach sich nicht zu wehren, wird man doch stets durch Konsum abgelenkt.
Kurzum: ein Feel-Good-Konzert war’s nicht, manchmal vielleicht etwas deprimierend. Sophie Hunger beschrieb Kate Tempest’s Bühnenpräsenz mal als prophetisch und das trifft’s sehr gut. Mit ihrem Gespür für Rhythmus und Worte an sich hat sie auch alle Talente für einen Guru. Ich bin jetzt absolutes Fangirl.
Nicht zuletzt, weil sie uns mit auf den Weg gegeben hat, dass es Neid und Gier schon immer gab und dass in uns allen ein Gott sitzt. Gott muss auch in den Supermarkt und Gott kann den ganzen Tag nicht aufhören sein Facebook zu checken und jede_r ist zu Großem fähig.
Ach, Kate, du bist so klug.
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