Konzertbericht: White Lies in Berlin

White Lies live in Berlin Konzertbericht MUSIKMUSSMIT Foto Anne Teuscher
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  • Beitrag zuletzt geändert am:19. Oktober 2018
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Insgesamt bestand das Konzert aus einem harmonischen Wechsel alter und neuer Songs, was es den Abend mehr als wert gemacht hatte, sich für das Konzert zu entscheiden.

Konzert am 31. Oktober 2016 im Huxleys Neue Welt Berlin // Support: The Ramona Flowers
Text und Fotos: Anne Teuscher

Am Montag, dem 31. Oktober 2016, war es endlich so weit. Am Vortag noch in Hamburg und nun ein Zwischenstop in Berlin während ihrer Europa-Tour: die White Lies spielten im Huxleys Neue Welt.

Für alle, die sich fragen, wer die White Lies eigentlich sind, sei an dieser Stelle erwähnt, dass die Londoner seit 2007 unter diesem Namen musikalisch unterwegs sind (in meiner Ankündigung könnt ihr bereits einiges nachlesen). Ihr Sound und die Texte zeichnen sich durch melancholisch und nach Herzschmerz klingende Melodien aus, welche zwar von Bassist Charles Cave geschrieben, aber von Harry´s markanter Stimme wiedergegeben sowie von Synthesizern unterstrichen und rockigen Elementen vervollständigt werden. „To Lose My Life…“, ihr erstes Album, schoss in den Charts ihrer Heimat direkt auf Platz eins. Bekannte Songs sind unter Anderem „Death“ und „Farewell To The Fairground“. Die nachfolgenden Platten “Ritual” sowie ”Big TV”, welche 2011 und 2013 erschienen, waren ebenfalls erfolgreich. Weitere bekannte Songs sind z.B. „Bigger Than Us“, „There Goes Our Love Again“ und “Getting Even”. Nun veröffentlichten sie vor gut einem Monat ihr neuestes Werk, welches den Namen “Friends” trägt und präsentieren dies aktuell in ihrer Europa-Tour.

Ich erinnere mich noch vage und etwas bitter an das Hurricane 2014. Im Vorhinein freute ich mich riesig, dass sie unter den unzähligen Bands und Musiker_innen vertreten waren. Nur sah die Realität leider so aus, dass sie natürlich mit anderen musikalischen Acts kollidieren mussten. Das Ende vom Lied war, dass ich nur einen Bruchteil ihrer Show sah und zu allem Überfluss auch noch gefühlt am Ende der Welt stand. Auch wenn sich dieses Erlebnis nicht sonderlich mit Ruhm bekleckert, stelle ich rückblickend dennoch fest, dass ich sie schlicht und einfach damals schon toll fand. Von daher konnte ich es kaum abwarten, die Briten bei einem richtigen Konzert in hoffentlich besserer Sicht sowie in voller Länge sehen zu können.

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Support: The Ramona Flowers – Rockiger 80s Dance Sound

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Empfangen wurde das Publikum zunächst von der Band The Ramona Flowers. Die fünf-köpfige Band aus Bristol begleiten die White Lies während ihrer Tour. Im Vorhinein hatte ich mir ein paar Songs angehört und muss gestehen, dass ich sie nicht wirklich gut, aber auch nicht schlecht fand. Dementsprechend habe ich mich am besagten Tag überraschen lassen. Nachdem ich mir vorne rechts ein Plätzchen erkämpfen konnte, ging es pünktlich 20 Uhr los. The Ramona Flowers traten auf die Bühne und hauten ordentlich in die Saiten und Tasten, beherzt auf die Trommel und mit vollem Enthusiasmus wurde ins Mikrofon gesungen. Gute 30 Minuten präsentierten sie vor allem Songs ihrer im September diesen Jahres erschienenen Platte „Part Time Spies“. Dem Publikum schien es zu gefallen, es wurde geklatscht, getanzt und mitgewippt. Die Wahl des Supports war im Großen und Ganzen nicht verkehrt, da auch ihr Sound von den 80s in Verbindung mit Alternative Rock geprägt ist. Dennoch hat mich ihre Musik nicht sehr berührt. Vielleicht spielt die Tatsache, dass ich dem Sound der 80er Jahre nicht besonders verfallen bin, mit ein (die White Lies sind da eine große Ausnahme!). Jedenfalls war Sänger Steve Bird die Coolness in Person und brachte mit so einigen Songs die Menge zum Toben. Ich bin mir sicher, dass sie nach diesem Auftritt den einen oder anderen Fan dazugewonnen haben.

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Halloween-Special und Nebel so weit das Auge reicht

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Bereits bei den Ramona Flowers ließen sich im Hintergrund an den Boxen Spinnennetze erahnen. Als dann auch noch einige Aufbauhelfer im Skelettkostüm und mit Schminke die Kabelei verlegten und am Tun und Machen waren, war klar: Halloween ist auch an ihnen nicht spurlos vorbeigegangen. Und wer hätte damit gerechnet, dass selbst die White Lies in Kostümen die Bühne betreten? Mehr dazu später.

Kurz vor Beginn wurde gefühlt das ganze Huxleys von den Nebelmaschinen eingenebelt, was die ohnehin schon aufgeheizt-spannungsgeladene Luft des Publikums nicht besser machte. Da gaben die Maschinen her, was herzugeben war und ließen ordentlich Dampf ab. Nichtsdestotrotz war dies das Startzeichen für das langersehnte Konzert.

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Stimmgewaltige, düstere Klänge

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Kurz nach 21 Uhr kamen die White Lies auf die Bühne gehüpft und empfingen freudestrahlend ihre Fans. Ich musste schon ein wenig schmunzeln, als ich die vier Herren (live spielen sie zu viert) in ihren Kostümen sah. Alle trugen sie eine Art schwarzes Gewand und waren teilweise in irgendeiner Art und Weise im Gesicht geschminkt. Sänger Harry McVeigh trug ein Skelettkostüm und sah dank der Schminke aus, als wenn er eine Woche lang jeden Tag gefeiert hätte und das Resultat riesengroße Augenringe waren. Nun denn, alle nahmen ihre Position ein und die ersten Töne ließen „Take It Out On Me“ von der neuen Platte erklingen. Dies war der Beginn einer großartigen Show, in der ich alles um mich herum vergaß und voll und ganz der Band zugewandt war. In den 90 Minuten Spielzeit kamen sowohl Klassiker aller bisherigen Alben wie „To Lose My Life“, “Bigger Than Us”, „A Place To Hide“, „E.S.T.“ und „The Price Of Love“ zum Vorschein, als auch neue Songs wie „Hold Back Your Love“, „Come On“, “Morning In LA” und „Is My Love Enough“.

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Die Fans waren ziemlich gut drauf, soweit ich das aus meiner Sicht beurteilen konnte. Vielleicht lag dies auch an Harry´s ansteckendem Honigkuchenpferd-Gegrinse zwischen den Pausen. Er jedenfalls betonte, dass er sich freue, wieder in Berlin zu sein und zeigte einmal mehr sein herzallerliebstes Lächeln. Dagegen sah sein Kollege, Bassist Charles Cave, weniger freudig aus. Besagtes lag vielmehr wohl aber an seinen nach schräg unten nachgemalten „Halloween“ Augenbrauen, die ihn die ganze Zeit etwas verzerrt und vom Licht geblendet aussehen ließ. Schon etwas unheimlich, wie der riesige Mann mit schwarzem Umhang und leicht verrücktem Blick einfach nur dastand und den Bass bespielte. Dies trübte seine hervorragende Leistung dennoch nicht im Geringsten. Auch Drummer Jack Lawrence-Brown und der Herr, der für die elektronischen Klänge zuständig war, waren tatkräftig am Werkeln und haben die Show abgerundet. Bei so manch hoher Tonlage schien Harry mit seiner Stimme etwas ins Straucheln zu geraten, was die Stimmung jedoch nicht beeinträchtigte und holte umso mehr das raus, was seine düster klingende Stimme zu bieten hat.

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Klatschen, Klatschen und nochmals Klatschen

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Wie bereits erwähnt war die Atmosphäre im Huxleys mehr als spitze gewesen. Dies veranlasste die Fans auch, bei so gut wie jedem Song zu klatschen bzw. wurden sie durch die Band animiert. So weit ich sehen konnte, waren nur klatschende Hände in der Luft, was mich dennoch als „Anti-in-die-Hände-Klatscher“ davon abhielt, mit einzustimmen. Halten wir also fest, dass das Drumherum eine positive Stimmung versprühte. Der Zauber sollte kurz vor halb 11 ein Ende finden, womit sich das Publikum jedoch nicht zufrieden gab und eine Zugabe einforderte. Die White Lies ließen sich natürlich nicht lumpen und konnten den Wunsch nicht abschlagen, auch noch drei weitere Songs zum Besten zu geben. Der eben erwähnte Zauber zog sich auch noch durch diese, was vor allem bei „Bigger Than Us“, dem letzten Song, zum Vorschein kam. Zunächst ganz unspektakulär mit dunkelblauem Licht, gab es im Refrain kein Halten mehr und die Menge sang sich ein letztes Mal die Seele aus dem Leib, was von hellem Blitzlichtgewitter komplettiert wurde. Einfach magisch! Insgesamt bestand das Konzert aus einem harmonischen Wechsel alter und neuer Songs, was es den Abend mehr als wert gemacht hatte, sich für das Konzert zu entscheiden.

White Lies live in Berlin Konzertbericht MUSIKMUSSMIT Foto Anne Teuscher
White Lies live im Huxleys

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Mit wenig viel erreichen

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Abgesehen vom Halloween-Special vollführten die White Lies keine großartig pompöse Show. Die Männer waren etwas bewegungsarm, was wohl aber bei ziemlich vielen Konzerten der Fall ist, wie ich nach anschließender Recherche herausfand. Auch ohne viel Brimborium schaffen es die White Lies zu überzeugen. Ich würde mir die Band jederzeit wieder ansehen, da ich vor allem ein großer Fan von Harry´s Stimme bin sowie ihren Sound einfach mag und sie zudem eine gute Live Performance abliefern. Ein Merkmal der White Lies ist, so denke ich, dass man sie entweder mag oder nicht. Ich finde, dass sie einen ziemlich speziellen Sound haben, der in Kombination mit Harry´s unverkennbarer Stimme auf Zustimmung oder Ablehnung trifft. Sie haben kein neues Genre erfunden, lassen sich meiner Meinung nach aber auch mit niemandem vergleichen. Das macht die Band für mich aus – sie klingen nach den White Lies und nicht nach irgendwem. Zu guter Letzt sei noch erwähnt, dass ich anfänglich etwas Schwierigkeiten mit „Friends“ hatte und mich erst reinhören musste. Ich fand die Songs mehr oder weniger eingängig und in gewisser Weise etwas andersartig. Dies änderte sich spätestens nach dem Konzert. Allen, denen es also genauso geht, sei ans Herz gelegt, sich die Band live anzusehen und darüber hinaus natürlich für jedermann sehenswert.

Anne

Wenn ich mal nicht auf einem Festival oder Konzert zu finden bin, kann ich durchaus gerade über einen Flohmarkt schlendern, mit meinem geliebten Drahtesel die Gegend erkunden, als Katzenmama fungieren oder einfach nur vor dem Laptop lümmeln und Serien schauen. Weshalb es mich hierher verschlagen hat, liegt vor allem daran, dass ich leidenschaftliche Konzert- und Festivalgängerin bin. Ich treibe mich z.B. auf dem Immergut, dem MS Dockville oder auch dem Skandalös rum. Hingezogen fühle ich mich zu Bands und KünstlerInnen wie Balthazar, Say Yes Dog, Kakkmaddafakka, Bombay, Golf, José Gonzalez, Charlie Cunningham, Whilk and Misky, Lost Under Heaven, Portugal. The Man, Metronomy, Royal Blood, Florence and the Machine, Cold War Kids und Chet Faker alias Nick Murphy. Dies ist nur eine klitzekleine Auswahl und lässt sich locker noch fünf Seiten weiterspinnen. In dieser Sparte werdet ihr also das eine oder andere Mal etwas von mir hören, was ich euch nicht vorenthalten möchte.

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