Tanzende Endorphine im Sommergarten
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Konzert am 25. August 2015 im ://about blank
Fotos & Text: Corinna Sauer
Wenn ich an die 90er zurück denke und an meine persönlichen musikalischen Einflüsse, dann kommt mir neben dem guten alten Seattle Grunge vor allem Punkrock in den Sinn. Mein erstes Konzerterlebnis waren NOFX – Lagwagon spielten als Vorband – und ich kann mich genau daran erinnern, wie die Endorphine in mir tanzten und ich feststellte, wie schön es sein kann, kollektiv angepisst und dabei glücklich zu sein. Damals war ich 17. Heute, mehr als doppelt so alt (das zu schreiben schmerzte merklich), habe ich mich in den Jahren seither zwar, was meine musikalischen Interessen betrifft, in die unterschiedlichsten Richtungen bewegt, aber er ist immer noch da: der Kanal für die knackigen Riffs, die schnellen Basslines, die einprägsamen Melodien und das gemeinschaftliche „Oooohohohoooo!!!“. Das dem so ist, und zwar ungebrochen, durfte ich am Dienstag mal wieder beim Konzert der Band Radkey feststellen, die im Garten des ://about blank im Rahmen ihrer ausgedehnten Tour ein Konzert spielten. Nun hatte meine Begeisterung für diese Band aber nur periphär mit den Erinnerungen an meine Jugendzeit zu tun. Denn ganz objektiv gesagt: diese Jungs sind wirklich gut.
Radkey, das sind die Brüder Isaiah (Bass), Solomon (Schlagzeug) und Dee Radke (Gesang und Gitarre) aus St. Joseph, Missouri. Mit ihrem Vater Matt als Manager gründete sich die Band 2010. Die drei sind erstaunlicherweise erst 17, 19 und 21 Jahre alt, was ihr ausgereifter Sound nicht erahnen lässt. Dieser gründet sich auf solidem Punkrock als Fundament, beinhaltet aber weitaus mehr Einflüsse, wie Rock’n’Roll, R&B und Power-Pop, die auf interessante und teils ungewöhnliche Weise miteinander verwoben sind. Vor kurzem ist nach den beiden im Jahre 2013 veröffentlichten EPs „Cat & Mouse“ und „Devil Fruit“ ihr Debütalbum „Dark Black Makeup“ erschienen.
Soviel an dieser Stelle zu den Hintergründen und zurück zu dem Konzerterlebnis und den Live-Qualitäten der Brüder. Diese sind nämlich absolut hervorstechend. Neben Dees prägnanter Stimme, die live voll und intensiv zur Geltung kommt und Solomons energetischen Drum-Salven, ist Bassist Isaiah tonangebend, der wie in Extase sein Instrument bearbeitet, in seiner Musik aufgeht, gleichzeitig ganz präsent ist und das Publikum mitzureißen vermag. Dieses hatte auch nach zwei Zugaben noch nicht genug von Radkey und der Welle der Energie, die von der Bühne schwappte, einen Strudel bildete und bis in die letzten Reihen und zum letzten Ton die Menschen einsog und mit sich trug.
Nachdem der letzte Song verklungen war und sich die Brüder unter das euphorische Publikum gemischt hatten, um mit dem ein oder anderen anzustoßen und einen Plausch zu halten, kaufte ich mir am Merchandise-Stand ein T-Shirt der Band – so wie damals bei meinem allerersten Punk-Konzert. Mir war einfach so.
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Fakten
Gründung: 2010
Mitglieder: Isaiah Radke (Bass), Solomon Radke (Schlagzeug), Dee Radke (Gesang und Gitarre)
Diskografie:
- Cat & Mouse (EP) – 2013
- Devil Fruit (EP) – 2013
- Dark Black Makeup – 2015
Tourdaten
15.10.2015 // fluxx // Wien
16.10.2015 // Strom // München
17.10.2015 // Club Zwölfzehn // Stuttgart
18.10.2015 // Schlachthof // Wiesbaden