Am 31. Januar 2017 waren die Jungs von Giant Rooks als Support für Von Wegen Lisbeth live im Lido zu sehen.
Interview: Nele Hinner | Foto: Pressefoto Landstreicher Konzerte
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Irgendwo zwischen Schwermütigkeit und wildem Tanz
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Bei den Giant Rooks handelt es sich um eine fünfköpfige Pop-Art-Band aus dem schönen, schönen Hamm, irgendwo da tief im Westen. Bei ihrer Musik handelt es sich um kleine, feine Experimente – ihnen ist es wichtig, ihre Songs erst dem Publikum vorzustellen und dann aufzunehmen. Poppige Rhythmen kombiniert mit Frederiks rauchiger Stimme verleihen den Jungs etwas Besonderes.
Obwohl zwei der Bandmitglieder noch Abitur machen und während ihrer Tour immer mal wieder nach Hause fliegen müssen, um Klausuren zu schreiben und ganz so nebenbei mit den alltäglichen Problemen eines gestressten Schülers konfrontiert werden, stehen die Jungs bereits mit einem Durchschnittsalter von zuckersüßen 19 Jahren mit beiden Beinen fest im Showbusiness.
Bereits im Vorprogramm von Sternchen wie Kraftklub, The Temper Trap und zu guter letzt Von Wegen Lisbeth konnte man sie sehen; sie standen auf etlichen Bühnen wie die des Rocken am Brocken (hier gibt es unseren Nachbericht), Kinkerlitzchen, um nur einige zu nennen. Jaaa, mit Anfang 20 starten die Giant Rooks gerade voll durch und sorgen überall für Begeisterung, wer so selbstsicher auf der Bühne steht und klingt, hat das allerdings auch verdient.
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Wir haben uns Ende Januar vor ihrem Supportauftritt von Von Wegen Lisbeth im Lido getroffen und ein wenig geplauscht:
Ihr wart alle Schüler, als ihr 2014 Eure Band gegründet habt, habt ihr Euch auch über die Schule kennengelernt?
Finn: Teilweise. Frederik und ich sind Cousins und wir machen eben schon wahnsinnig lange Musik zusammen und hatten damals auch mit 9 unsere erste Punkrockband. Das verlief sich so ein bisschen und irgendwann mit 14, 15 haben wir dann wieder angefangen, Musik zu machen und haben uns eigentlich nach und nach zusammengefunden, teilweise über die Schule, teilweise auch über’s Internet. Wir kommen zwar alle aus Hamm, aber wir kannten uns vorher nicht wirklich, erst durch die Band haben wir uns kennengelernt.
Und ihr lebt jetzt alle noch in Hamm, oder gibt’s bereits große Pläne?
Finn: Ja, also einer von uns lebt jetzt schon in Münster.
Aber gestaltet sich das denn nicht schwierig, sich so zusammenzufinden und Musik zu machen?
Finn: Drei von uns sind ja bereits mit der Schule fertig und wir sind deshalb erstmal in Hamm geblieben, damit wir das weiterhin verfolgen können und sind nunmal so ein bisschen an Hamm gebunden. Sobald die anderen Beiden jetzt im Frühjahr raus aus der Schule sind, wollen wir dann aber auch abhauen, so schnell es geht.
Ui, Abi 2017…
Luca: Ja hoffentlich, haha.
Welches Lied gefällt Euch von Euren Werken bis jetzt persönlich am besten?
Finn: Ai, das ist schwierig zu sagen. Eigentlich immer das, was neu ist.
Also ich hab’ schon den ganzen Tag nen Ohrwurm von Bright Lies.
Finn: Das wäre auch mein Favorit, wenn du mich jetzt im Speziellen fragen müsstest.
Luca: Ja, aber eigentlich immer so die Neuen, weil da noch voll die Euphorie mit bei ist, aber eigentlich, so live macht jedes Spaß zu spielen.
Eure neue EP „New Estate“ ist ja ziemlich frisch, gab’s da nen roten Faden, was das Album betrifft? Oder habt ihr einfach fröhlich drauf losgeschrieben und dann hat das alles so gepasst?
Luca: Ne, geschrieben eigentlich gar nicht, weil das alles so Songs sind, die im Laufe unserer ganzen Karriere entstanden sind, die wir jetzt einfach aufgenommen haben. Einige Songs entstanden schon in unserer Anfangszeit.
Finn: Genau, wir haben die nicht extra für die EP geschrieben, die sind quasi so’n Sammelsurium. Wir haben natürlich schon darauf geachtet, dass die Stücke zusammen passen und es danach ausgewählt, aber es sind alles Songs, die wir schon lange spielen und die wir jetzt einfach aufnehmen und veröffentlichen wollten, das war uns wichtig.
Was inspiriert Euch? Wie kommt ihr auf Eure Texte; morgens unter der Dusche?
Finn: Ja, tatsächlich oft unter der Dusche, das stimmt sogar. Oftmals auch Texte und Textzeilen aus Büchern.
Luca: Bei einem Glas Rotwein, abends bei Kerzenschein, haha…
Und dann eben auch andere Bands?
Finn: Also von den Texten her eher weniger, aber was den Sound und die Musik angeht, natürlich.
Ich finde ja, dass Frederiks Stimme stark an Alt-J erinnert.
Finn: Wir haben auf jeden Fall viel Alt-J gehört. Ich glaube, Du spielst auf diese eine Stelle in Bright Lies auch an, da hört man die auf jeden Fall durch. Finde ich aber eigentlich gut so. Wenn man Alt-J hört., dann hört man auch, dass Alt-J viel Radiohead, The xx, Bonobo gehört haben. Ich find’ das cool, wie sich das dann so weiterentwickelt und jeder irgendwie was nimmt und wieder etwas Neues daraus macht.
Frederik: Ich glaube, alle Leute hören auch immer das in der Musik, was ihnen selbst auch gefällt, was sie sonst so hören und dann verbinden sie das automatisch mit dem. Es gibt auch Leute, die uns mit Pink Floyd verbinden, wo wir uns denken ja ok gut, wir haben uns jetzt eigentlich nicht so krass daran orientiert.
Wie sieht Euer größtes Ziel aus, was wollt ihr in Zukunft noch erreichen?
Finn: Ich weiß nicht, so als Band, vielleicht dass wir mehr international spielen können, das wäre so’n Traum von uns. Also, dass wir nicht nur in Deutschland viel spielen, sondern halt in Europa, in der Welt, keine Ahnung wo, in Asien… Schön, wenn man das so verbinden könnte, reisen mit Musik machen.
Welche sind Eure 5 Lieblingsplatten?
Frederik: Alt-J mit „An Awesome Wave“, dann Bon Iver mit „22, A Million“ und The War on Drugs mit „Lost in the Dream“.
Luca: Im Moment auf jeden Fall Loyle Carner, die neue Platte von dem, das ist so’n Rapper aus Südlondon, so Understatement-Rap.
Finn: Yesterday’s Gone heißt das Album, das ist ziemlich gut.
Luca: Muss man auf jeden Fall gehört haben!
Finn: Ok, wir müssen fünf sagen, dann hau’ ich noch eins raus: von D.D Dumbo, Utopia Defeated heißt das, find’ ich auch mega geil. Ist so’n elektronischer Künstler, kann man schlecht beschreiben, klingt vom Gesang her teilweise ein bisschen wie Sting und so das musikalische Drumherum, die Instrumentierung ist eigentlich voll das Eigene. Deswegen find’ ich es auch so geil glaube ich, weil’s halt irgendwie was Neues ist, was Eigenes, das kannte man so noch nicht.
Luca: Ich würde noch das Album von Future Island mit in die Liste integrieren, das Neuste bzw. auch schon zwei Jahre alte glaube ich, aber das höre ich in letzter Zeit auch wieder sehr viel. (Der Gute meint „Singles“.)
Welches Lied hättet ihr denn gerne selbst geschrieben und warum?
Finn: Red Eyes?
Luca: Oh ja, Red Eyes von The War on Drugs, das begleitet uns auch schon immer.
Einfach, weil’s so gut ist?
Finn: Ja wahrscheinlich, der Sound und der Drive, die Ideen dahinter.
Seid ihr denn aufgeregt, was den heutigen Abend und Euren Auftritt betrifft?
Luca: Also wir freuen uns auf jeden Fall.
Finn: Als Vorband sind wir immer weniger aufgeregt, weil wir einfach nur spielen können, ohne dass jetzt zu große Erwartungen an uns gestellt werden. Wenn man jetzt ´ne eigene Show spielt, was wir jetzt auch ein paar mal gemacht haben, dann sind wir schon aufgeregter. Also grundsätzlich ist es bei Supportshows so, dass man halt frei draus los spielen kann und da hält sich das mit der Aufregung eben in Grenzen. Bei einer eigenen Show, wenn die Leute extra für einen hinkommen, dann ist es schon ein bisschen mehr so von wegen, „ok, jetzt muss es auch gut werden“.
Habt ihr denn schon mal in peinlichen, unangenehmen Situationen auf der Bühne gesteckt?
Luca: Ja, da gab’s natürlich schon viele, aber ich hatte mal nen peinlichen Moment und zwar hatten wir ein Festival letzten Sommer gespielt, Kinkerlitzchen war das, das war auch richtig schön und wir hatten richtig Bock, dann wollten wir gerade einsteigen und mein Bass ging nicht und ich wusste nicht, woran es lag und hab die ganze Zeit mega rumgeflucht, irgendwann nach dem dritten Song ging’s dann auch wieder, aber das war mir wahnsinnig peinlich…
Gibt’s bei Euch irgendwas, was vor keiner Show fehlen darf?
Finn: Wir umarmen uns immer, oder? Also ich hab’ das irgendwann mal eingeführt, haha. Find’ das ganz gut, is’ irgendwie so herzlich, find’ ich schön.
Und last but not least, eine Frage, die mich brennend interessiert: Wie seid ihr auf den Namen „Giant Rooks“ gekommen?
Frederik: Durch unsere Oma, aber die Story dahinter dürfen wir nicht verraten.
Wer neugierig geworden ist und die Jungs unbedingt mal live sehen möchte (was ich nur jedem ans Herz legen kann), hat dieses Jahr noch einige Chancen dazu – ohne Flachs, nutzt die.
Tourdaten Giant Rooks
24.2.2017 Bremen – Tower
06.4.2017 Stuttgart – Keller Klub
07.4.2017 Zürich – La Bohème
08.4.2017 München – Milla
09.4.2017 Wien – B72
10.4.2017 Leipzig – Täubchenthal
11.4.2017 Bochum – Bahnhof Langendreer
12.4.2017 Köln – Gebäude 9 (hochverlegt vom Studio 672)
26.05.2017 Neustrelitz – Immergut Festival 2017
02.06.2017 Beverungen – Orange Blossom Festival 21
09.06.2017 Konstanz – Campus Festival 2017
16.06.2017 Chemnitz – Kosmonaut Festival 2017
21.07.2017 Dangast – Watt En Schlick Fest 2017
28.07.2017 Dortmund – Juicy Beats Festival 2017
Diskografie
2015 The Times Are Bursting The Lines EP
2017 New Estate EP