You Melt my ♥! Review: Melt! Festival mit Tame Impala, M83, Boys Noize uvm.

Melt! 2016 Festivalbericht MUSIKMUSSMIT Jennifer Gottstein
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  • Beitrag zuletzt geändert am:2. November 2018
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Melt! Festival vom 15. – 17. Juli 2016, Gräfenhainichen (Ferropolis)
Text und Fotos: Jennifer Gottstein

You Melt my ♥!

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Auch noch einige Zeit nach dem Melt! bin ich verzaubert von dem Festival! Nicht nur die stemberaubende Kulisse in Ferropolis, sondern auch das Publikum, das LineUp und die Atmosphäre – alles hat gepasst dieses Jahr beim Melt! Zum 19ten Mal stieg die Indie- und Elektroparty dieses Jahr im stillgelegten Braunkohlewerk.

Melt! 2016 Festivalbericht MUSIKMUSSMIT Jennifer Gottstein

Nachdem das Festivalwochenende am Donnerstag regnerisch begann, konnte es nur noch besser werden. Den ganzen Freitagmorgen und -mittag reisten Besucher_innen aus aller Welt an. Das macht das Melt! auch so außergewöhnlich: das internationale Publikum. Lustiges Nationenraten gehörte mit zur Tagesordnung, wobei viele Australier_innen, Holländer_innen und Engländer_innen zu erkennen waren. Auf dem Campingplatz war die Stimmung von Anfang an ausgelassen und schon bald strömten die ersten Fans zur Stadt aus Eisen.

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Ein bisschen Glitzer, Glitzer

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Selten habe ich so viele gut gekleidete und schöne Menschen gesehen, die gerade erst aus ihrem Zelt gekrabbelt sind, was mich doch sehr überrascht hat. Während der Campingplatz noch deutliche Gebrauchsspuren vom Splash! aufwies, schienen die Melt!-Festivalbesucher_innen nicht mal von kleinen Augenringen von der letzten Nacht geplagt zu sein. Allein die Duschen aufsuchen war eine Fashionveranstaltung. Irgendwas zwischen Hipster und Hippie scheint der Style des durchschnittlichen Melt! –Besuchers zu sein. Dennoch war die Stimmung immer gut, die Musik laut, die Haut voll mit Glitzerkonfetti.

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Einstieg in die Party – In Ferropolis ticken die Uhren anders.

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Das Freitagshighlight stellte für mich ganz klar Boys Noize und M83 dar, weswegen wir auch schon ein wenig früher den Fußmarsch zum Festivalgelände antraten und glücklicherweise auch noch Roosevelt zu sehen bekamen. Mit seiner fulminaten Show begeisterte er uns, wenn auch viele noch nicht so richtig in Feierlaune waren. Streunerte man ein wenig über das Festivalgelände konnte man eigentlich überall etwas Neues entdecken. Im kleinen Wald neben dem See gab es kleine Bühnen, die für Filmvorführungen genutzt wurden, sowie Holzhütten und Sofas zum Chillen.

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Später konnte man sich dann den großartigen Auftritt von Mura Masa anschauen. Durch die lokale Nähe von Mainstage zur 2nd Mainstage waren die Wege kurz gehalten zwischen den Headlinern und M83 war direkt nebenan. So langsam füllte sich auch das Gelände mit feierwütigen, schönen Menschen und Stimmung kam auf. M83 kann man vielleicht fast schon als Dauergast auf dem Melt! bezeichnen, Bock gemacht hat es aber allemal. Die beiden Musiker machen unglaublich gute Laune, die Fans ziehen mit, die Kräne leuchten im Hintergrund und der Abend geht gut weiter: Tame Impala bringen die Melt!-Besucher_innen zum Ausrasten, endlich füllt sich die Fläche vor der Bühne mehr und es strömen viele vom Sound angezogen Neuankömmlinge zur Melt!-Stage. Danach brauchen viele erst einmal eine Pause, denn der Zenit des Abends ist noch nicht da – es ist 1 Uhr morgens. In Ferropolis ticken die Uhren anders. Als Boys Noize auf die Bühne kommt, rasten alle vollends aus und sowohl Stimmung als auch musikalisch befindet sich der Abend auf dem Zenit. Wer nach diesem Auftritt noch Energie hat, geht zu DJ Koze, Sophie oder Ben Klock. Wer am Ende immer noch nicht genug hat, kann sich auf dem Sleepless Floor noch auszappeln bis morgens um 10.

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Von 0 auf 100

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Das Wetter wurde besser, sodass am Samstag viele Camper zum See strömten, um dort ein wenig das kühle Nass und die raren Schattenplätze zu nutzen, um für den kommenden Abend aufzutanken. Am Samstag sollte es noch früher losgehen, es galt Drangsal anzuschauen, der jedoch leider nicht wirklich überzeugen konnte. Der Auftritt war recht langweilig, die Masse ließ sich auch nicht wirklich mitreißen. Dagegen war Oddisee, der kurz  zuvor auf der Mainstage auftrat, deutlich besser. Kurz zurück auf den Boden gebracht, ging es wieder Schlag auf Schlag weiter: Two Doors Cinema Club füllten den Bereich zwischen den beeindruckenden Kränen und hatten richtig Bock auf Abriss. Das machte Spaß, der Sound war allerdings nicht der beste. Den Feiermodus abschalten machte an diesem Abend kein Sinn, denn direkt im Anschluss kam Peaches mit gewohnt auffälliger Bühnenshow auf die Bühne nebenan, dicht gefolgt von Deichkind, die Ferropolis zum Beben brachten. Weil das scheinbar noch nicht reichte, folgte Jamie XX wenig später auf der Mainstage, der allerdings das Publikum eher wieder runterbrachte als weiter aufpeitschte und ein wenig enttäuschte. Nichts für ungut, Andy C und Modeselektor peitschten die Menge wieder auf und sorgten dafür, dass die Medusa- und die Big Wheel Stage bis morgens um 6 Uhr gut gefüllt blieb mit tanzenden Menschen.

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Deichkind – Roll das Fass rein!

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Highlight trotz Katerstimmung am Sonntag

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Sonntag ist für gewöhnlich der Katertag und der Campingplatz leerte sich auch schon ein wenig. Ein wenig verwunderlich bei den Knallern, die am Abend noch auftreten sollten. Auch das Festivalgelände war nicht mehr so stark besucht, viele waren auch einfach durchgefeiert wie es schien. Dennoch waren Digitalism mit ihrer Performance für mich überragend. Wenig schnick schnack, dafür drückender Bass und unglaublich gute Laune. Der Auftritt war gut besucht und es strömten immer mehr Leute dazu, da sowohl Sound als auch Songauswahl absolut überzeugen konnten. Zuvor kamen Chvrches, die die Mainstage füllten, aber der Sound war auch hier wieder ein bisschen schrill, sodass sich die Ränge eher füllten als der Platz vor der Bühne. Den Abschluss auf der Mainstage machten Disclosure, die unglaublich viele alte Songs auspackten und somit das Publikum zur völligen Ekstase bewegten, die abgefahrene Lichtshow kam noch oben drauf. Danach war das Festivalgelände auch schon leerer, viele reisten auch noch in der Nacht ab, ließen sich dadurch aber auch Pan-Pot entgehen, der den harten, verbliebenen Kern weiterhin zum tanzen animierte.

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Und so ging ein phantastisches Melt! zu Ende. Es war wieder mal ein Fest und konnte durch ein überragendes LineUp, großartige Atmosphäre, atemberaubende Kulisse und gediegene Festivalgänger_innen überzeugen. Wer das noch(mal) nachschauen will, kann sich bei Arte die Konzerte reinziehen, einen offiziellen Aftermovie gibt es auch zu sehen. Den 20ten Geburtstag feiert das Melt! nächstes Jahr und wird sich bestimmt wieder was besonderes dafür überlegen!

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Jenny

Aufgewachsen in einer zugegebenermaßen recht unmusikalischen Familie fing ich früh mit dem Schlagzeug spielen an, das ich aber aus Platz- und Lärmgründen während meines Philosophiestudiums aufgeben musste. Seither beschäftige ich mich einfach passiv mit der Musik und versuche erst gar nicht mehr meinen Geschmack einzugrenzen, denn je mehr desto besser. Immer. Überall. Ich höre u.a. Musik von Beatsteaks, Chance Waters, Moop Mama, Ratatat, Dendemann, Miike Snow, Hein Cooper, Tüsn, LOT.

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