Und ich hatte gefürchtet, die Musik schon überhört zu haben, aber was die beiden Skandinavier live auf der Bühne abziehen, ist schwer zu toppen.
Konzert am 13. Oktober 2016 im Kesselhaus Berlin
Text und Fotos: Katharina Blum
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Letzten Donnerstag waren Kiasmos in der Kulturbrauerei in Berlin. Und im Kesselhaus wurde ordentlich geheizt.
Das Haus ist voll. Man holt sich Bier, sichert sich einen Platz in der Mitte. Man wartet. Ungeduld. Das Publikum ist gemischt, im Schnitt um die 30.
Es wird dunkel und die Menge kurz unruhig. Christian Löffler fängt an, an seinen Gerätschaften zu drehen, Mohna haucht ins Mikrophon. Auf der riesigen Leinwand im Hintergrund sind Tänzerinnen zu sehen, Aufnahmen von einem Biker im Wald, ein Traumfänger im Gegenlicht. Verträumte elektronische Musik. Es hätte sich schon gelohnt nur für die beiden herzukommen.
‚Er versuche Melancholie mit Euphorie zu mischen‘, meinte Christian Löffler einmal, aufgefordert, seine Musik zu beschreiben. Und genau diese Mischung hat ihn und Mohna zum perfekten Voract gemacht.
Umbaupause.
Das Techno-Duo Kiasmos, Janus Rasmussen und Ólafur Arnalds, tauchen auf und für die nächsten ein, zwei Stunden zusammen mit dem Publikum wieder ab. In eine unglaubliche Show voller Bass, Licht, Bilder und Nebel. Die beiden haben erst ein Album draußen, die meisten Leute kennen alle Songs. Und ich hatte gefürchtet, die Musik schon überhört zu haben, aber was die beiden Skandinavier live auf der Bühne abziehen, ist schwer zu toppen.
Das Publikum dreht auf, tanzt. Es ist auf einmal unglaublich heiß. Schwer auszumachen, was da auf der Bühne live passiert und was nicht, Knöpfchen drücken hier, Rädchen drehen da. Aber Janus und Ólafur haben mindestens genauso viel Spaß auf der Bühne wie das Publikum. Das sieht man. Ab und zu steht einer der beiden einfach nur da und betrachtet überwältigt das volle Haus.
Licht und Visuals tun ihr Übriges. Die abstrakten Landschaften auf der Leinwand vermischen sich mit strahlenden und blitzenden Nebelschwaden und dem Bass im Raum.
Melancholie und Euphorie.
Klingt alles übertrieben kitschig? Ich schaue mich um, ob es nur mir so geht. Ein paar Leute schauen recht konzentriert, viele tanzen mit geschlossenen Augen und auf dem Rest der Gesichter liegt ein Ausdruck der Glückseligkeit. Ich treffe den Blick meines Nebenan und er bestätigt alles, was ich in dem Moment denke. Danke.
Ich hatte mich wahnsinnig auf das Konzert gefreut. Kiasmos live, in ordentlicher Lautstärke, Christian Löffler und Mohna als Support-Act und das schon lange ausverkauft, klang nach einem guten Abend. Aber dann kam doch noch viel mehr.
Wer die Gelegenheit haben sollte, das nächste mal dabei zu sein – hin da!