Ryan Adams tourt mit seinem 14. Solo-Album “Prisoner” und kommt auch nach Deutschland.
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Text: Katha Strophe | Beitragsbild: Rachael Wright
Auch wenn er sich selbst ungern den Alt-Country-Stempel aufdrücken lässt, so verbinden doch die meisten seiner Fans Ryan Adams mit soften Rock Songs und melancholisch, romantisch anmutenden Tönen. Und genau damit hat er bisher auch die größten Verkaufserfolge gehabt. Schwer vorstellbar, dass er selbst aber ganz am Anfang seiner Karriere und auch später zwischenzeitlich immer wieder leidenschaftlich in Punkrock Bands aktiv war.
Ich persönlich mag Ryan Adams (mal abgesehen von seinen sehr „cheesigen“ Sachen) echt ganz gerne. Auch wenn ich vermutlich Country Musik grundsätzlich nicht unbedingt als eine meiner liebsten Genres bezeichnen würde. Meine persönliche „Ryan-Adams-Begegnung“, die mich schnell von seinem Talent überzeugte, hatte ich vor gut zwei Jahren, als ich zufällig auf das Live-Album „Ten Songs from Carnegie Hall“ gestoßen bin. Darauf zu hören sind neue aber auch viele ältere (neuinterpretierte) Songs von Adams. Aus diesem besagten Album hat mir die Live-Version von „Come Pick Me Up“ direkt mindestens ein Dutzend Gänsehaut-Momente beschert und lief bei mir als Konsequenz einige Wochen fast täglich auf laut.
Vor und nach diesem Album waren so einige Kassenschlager unter seinen Veröffentlichungen dabei. Das Album „Gold“ gefolgt von „Ashes & Fire“ waren dabei seine bisher erfolgreichsten Alben. Allerdings musste Ryan Adams auch viele Misserfolge wegstecken. So wurden sogar zahlreiche Songs und Alben aufgrund von Stilbrüchen und zu niedrigen Erfolgsaussichten nie veröffentlicht. Dass ein Vertrag mit einem großem Musik Label wie Universal halt immer zwei Seiten der Medaille mit sich bringt, musste so auch Adams durch Einschränkungen bei der Entfaltung seines Musiker Egos erfahren. Diese vertraglich geregelte Abhängigkeit trug vermutlich auch seinen Teil dazu bei, dass einige seiner Alben in sich und beim Vergleich miteinander doch sehr ähnlich klingen. Einige böse Zungen haben sogar große Teile seiner Produktionen auch schon als „Einheitsbrei“ abgetan. Zu seiner Verteidigung lässt sich jedenfalls anführen, dass er von Beginn an immer sehr fleißig und leidenschaftlich Musik gemacht und geschrieben hat (auch für andere Künstler_innen).
Bis auf zwei Ausnahmen (Jahr 2006 und 2012) hat Ryan Adams tatsächlich seit der Jahrtausendwende stets jährlich ein Album veröffentlicht. Die Pause zwischen 2005 und 2007 geht dabei auf eine schwere Innenohr Erkrankung zurück (natürlich besonders ernstzunehmend für Berufsmusiker_innen!), aufgrund dieser er eine gesundheitliche Pause einlegte.
Zweifelsohne können wohl nicht viele Musiker_innen nach 25 Jahren im Business auf so eine lange Diskografie, wie die von Adams, zurückschauen. Und dass sich bei allein schon 14 Solo-Alben wohl auch einige musikalische Blindschleichen untermischen, ist vermutlich zu erwarten und irgendwie auch zu verzeihen. Stimmlich beweist er durch regelmäßigen Einsatz seiner harmonischen Kopfstimme (auch Falsett genannt – Einsatz hoher Männerstimme) nicht nur sein gesangliches Können, sondern etablierte dadurch auch sein besonderes Wiedererkennungsmerkmal.
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Konzert-Termine Deutschland:
15.07.2017 München, Muffathalle (ausverkauft)
16.07.2017 Berlin, Tempodrom
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Besonders überraschend finde ich, dass sich zwischen all den poppigen, bluesigen Alt-Country-Alben, dann plötzlich auch eine Art Metal-Compilation („Orion“) sowie eine komplette kreative Neuinterpretation des „1989“-Albums von Taylor Swift einreiht (das ich persönlich ja ehrlich gesagt 1000 Mal besser finde als das Original – sorry an die TS-Fans unter euch.)
Hier mein Lieblingslied vom Cover-Album „1989“ (Melancholie pur…):
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Letztendlich kann man von Ryan Adams sowie von jedem/jeder andere_n Künstler_in ja immer halten was man will. Als untalentiert, unproduktiv oder einfallslos kann man ihn allerdings, meiner Meinung nach, nicht wirklich bezeichnen. Falls ihr euch von seinem Können noch genauer überzeugen lassen wollt, möchte ich euch sehr ans Herz legen, zu seinem kommenden Live Auftritte in Berlin (oder München) zu gehen.
Die Entscheidung dazu, sich Ryan Adams mal live anzuhören, wird euch vielleicht direkt leichter fallen, wenn ihr euch dabei ertappen solltet, wie ihr zu diesem neuen Adams-Song ganz unbewusst (und vielleicht sogar ungewollt) im Takt zustimmend zu nicken beginnt.
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Weitere Musik, die ich euch ans Herz legen möchte – z.B. die von Fink, Kevin Morby oder The Districts – findet ihr hier.
Diskografie
Band-Alben
1995: Faithless Street (Band: “Whiskeytown”)
1996: Strangers Almanac (Band: “Whiskeytown”)
1997: Rural Free Deliverance (Band: “Whiskeytown”)
2001: Pneumonia (Band: “Whiskeytown”)
2003: We Are Fuck You (Band: “The Finger”)
2005: Cold Roses (Band: “Ryan Adams and The Cardinals”)
2005: Jacksonville City Nights (Band: “Ryan Adams and The Cardinals”)
2007: Easy Tiger (Band: “Ryan Adams and The Cardinals”)
2007: Follow the Lights (EP) (Band: “Ryan Adams and The Cardinals”)
2008: Cardinology (Band: “Ryan Adams and The Cardinals”)
2010: III/IV (Band: “Ryan Adams and The Cardinals”)
2013: 7 Minutes in Heaven (mit „Pornography“)
Solo-Alben
2000: Heartbreaker
2001: Gold
2002: Demolition
2003: Rock n Roll
2003: Love Is Hell Vol. 1+2
2005: 29
2010: Orion
2011: Ashes and Fire
2012: Live After Deaf
2014: 1984
2014: Ryan Adams
2015: Live at Carnegie Hall
2015: 1989
2017: Prisoner (VÖ 17.02.17)