Text: Julia Silko
Die Blätter fallen, die Tage werden kürzer und bevor man sich versieht, sehnt man sich nach dickeren Klamotten, heißem Tee und melancholischer Musik. Kein anderes Event heißt die magischste aller Jahreszeiten herzlicher Willkommen als das New Fall Festival, dass dieses Jahr vom 15.11. – 19.11.2017 in Düsseldorf und Stuttgart stattfinden wird. Da in Düsseldorf allerdings das Mutterfestival ist, werden hier ein paar Künstler_innen mehr auftreten.
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Sorgfältig ausgesuchte Acts, einzigartige Locations
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Schnell ist einem klar, dass es sich hierbei um ein ein Festival von Musikliebhaber_innen für Musikliebhaber_innen handelt: sehr sorgfältig ausgesuchte Musiker_innen, von denen man einfach weiß, wie genial sie live sind, werden Popkonzert-untypische, festlich-besinnliche Orte wie Theaterhäuser oder Kirchen bespielen. Das ist ein Konzept, das nur gut werden kann.
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Die Highlights
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Und mit musikalischen Perlen wird wirklich das ganze Wochenende nicht gegeizt:
Los geht es gleich am Donnerstag mit der deutschen Folk/Singer-Songwriter Band Die Höchste Eisenbahn, die mit ihrer Mischung aus Melodramatik und Leichtigkeit, erwachsener Ernsthaftigkeit und kindlicher Verspieltheit die Gegensätze zusammenbringt und einen zum Tanzen und Weinen gleichzeitig einlädt.
Nach diesem Gefühlschaos kann man es am am Freitag dann mit feinstem Hiphop von Megaloh ein wenig cooler angehen lassen. Der Berliner gehört zu einem der besten Live Acts, den die deutsche Hiphop Szene momentan zu bieten hat. Auf seinem aktuellen Album „Regenmacher“ rappt sich Megaloh in altbewährtem Flow durch Themen wie Klassenunterschiede und politische Ungerechtigkeiten, geht aber in softeren Momenten auch mal seiner Leidenschaft zur Musik auf den Grund. Weil dieser großartige Künstler dann auch noch vom Rhein Brass Ensemble begleitet wird, ist dies ganz klar einer meiner Konzertfavouriten.
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Obwohl Glen Hansard ganz und gar kein Unbekannter ist, darf er hier nicht unerwähnt bleiben. Seine Liveauftritte sind immer phänomenal und ein Grund, das warme Bett trotz Regenwetters am Samstag noch einmal zu verlassen. Für jede_n, der/die Singer-/Songwritermusik liebt, ist dies ein absoluter Pflichtermin. Ein unauffälliger reinkommender Konzerttipp ist für den Samstagabend allerdings der Auftritt von Isolation Berlin, Die Nerven und Gurr. In diesem interessant geschnürten Konzertpaket erlebt man Popkultur vom Feinsten und kann sich selbst davon überzeugen, wovon die Spex die letzten Jahre über so hinreichend geschwärmt hat. Alle drei Bands hatten innerhalb der letzten Monate Erfolg mit ihren subversiven Platten, ob sie auch live überzeugen können, wird in jedem Falle spannend werden.
Und dachte man, man hätte sich bis zum Sonntag dann also wieder sortiert, hätte Spaß, Wut, Coolness, Trauer, Schmerz, Liebeskummer und Hoffnung am Wochenende in Kurzform und roh auf der Bühne erleben dürfen und wieder nötigen Abstand gewonnen, kommt der Singer-/Songwriter Destroyer mit seiner chamäleon-artigen, wechselhaften Musik und bringt wieder ordentlich Chaos mit. Für viele gehört der Kanadier zu einem der kreativsten Songwriter im Musikbusiness. Obwohl er viel mit Melodien und Klängen experimentiert, bleibt seine Liebe zu geheimnisvollen und nachdenklich stimmenden Lyrics meist immer erhalten.
Wer zwischen diesen Höhepunkten dann immer noch Luft für weitere Konzerte hat, dem seien die Auftritte von Little Dragon, Alice Merton, Kensington, Tom Odell, Julien Baker, Sophia, William Fitzsimmons oder Anna Ternheim und weiteren ans Herz gelegt. Da die Tickets für jeden Act einzeln erworben werden können, kann man sein Festivalerlebnis individuell selbst zusammenstellen.
Und so kann man kurz vor dem Ende des Jahres noch einmal in aller Besinnlichkeit Luft holen und sich von so vielen Emotionen treiben lassen bis auch die letzten bunten Herbstblätter fallen.
New-Fall-Melancholie, ich komme.
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Hier die einzelnen Konzerte im Überblick
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Düsseldorf
Donnerstag, 16.11.2017
Die Höchste Eisenbahn, Robert-Schumann-Saal, 19 Uhr
Little Dragon, Capitol Theater, 20 Uhr
Mogli, Johanneskirche, 19 Uhr
tUnE-yArDs, Ropoporose, Capitol Club, 21 Uhr
Julien Baker, Bachsaal/Johanneskirche, 22 Uhr
Freitag, 17.11.2017
Alice Merton, Robert-Schumann-Saal, 19 Uhr
Sophia, Bachsaal/Johanneskirche, 19 Uhr
Megaloh & Rheinbrass, Capitol Theater, 20 Uhr
Tom Odell, Tonhalle, 21 Uhr
William Fitzsimmons, Johanneskirche, 22 Uhr
Fil Bo Riva, tanzhaus nrw, 22 Uhr
Samstag, 18.11.2017
Glen Hansard, Tonhalle, 17 Uhr
Kensington, Robert-Schumann-Saal, 20 Uhr
Isolation Berlin, Gurr, Die Nerven, sipgate, 21 Uhr
Michael Kiwanuka, Tonhalle, 22 Uhr
Sonntag, 19.11.2017
Amadou & Mariam, Capitol Theater, 20 Uhr
Destroyer, Capitol Club, 20 Uhr
Anna Ternheim, Tanzhaus NRW, 21 Uhr
Stuttgart
Mittwoch 15.11.2017
Glen Hansard, Beethoven-Saal, 20 Uhr
Donnerstag, 16.11.2017
William Fitzsimmons, Neues Schloss, 20 Uhr
Freitag, 17.11.2017
Die Höchste Eisenbahn, Mozart-Saal, 20 Uhr
tUnE-yArDs, Ropoporose, Straßenbahnwelt Stuttgart, 21 Uhr
Samstag, 18.11.2017
Little Dragon, Mozart-Saal, 20 Uhr
Tom Odell, Carl Benz Arena, 20 Uhr
Anna Ternheim, Neues Schloss, 20 Uhr
Sonntag, 19.11.2017
Michael Kiwanuka, Carl Benz Arena, 20 Uhr