Wo melancholische Feen wohnen
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Konzert am 31. März 2015 im Grünen Salon Berlin
Fotos & Text: Corinna Sauer
Einer der Gründe, warum ich es so liebe, Teil dieses Blogs zu sein, ist, dass ich immer wieder die Gelegenheit bekomme, Musiker_innen und Bands kennenzulernen und live zu erleben und stetig meinen musikalischen Horizont zu erweitern. Ein Konzert ist irgendwie immer etwas Besonderes. Ich liebe es, mich überraschen zu lassen und mich auf neue Musik und Interpret_innen einzulassen, zu denen ich im Vorfeld noch keinen großen Bezug hatte. So war es auch im Fall von Jessica Pratt, die ich vergangenen Dienstag im Grünen Salon der Volksbühne erlebt habe.
Kurz bevor ich mich mit meiner Kamera auf den Weg in die dunkle und stürmische Frühlingsnacht machte, saß ich zu Hause, trank Tee und hörte radioeins, die in diesem Moment die Kalifornierin Jessica Pratt als besondere Künstlerin ankündigten und sie zu einem Interview geladen hatten. Mir fiel ihre recht dunkle und ruhige Sprechstimme auf, die vielleicht nicht im krassen, aber doch im Gegensatz zu ihrer unverwechselbaren hohen Singstimme steht. Jessica performte zwei der Songs ihres neuen Albums On Your Own Love Again, die mich noch neugieriger auf das Konzert und ihre Performance werden ließen und machte sich anschließend, zeitgleich mit mir, auf den Weg zum Grünen Salon.
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Im bestuhlten Konzertsaal suchte ich mir einen Platz direkt am Rand der Bühne und wartete gemeinsam mit den zahlreich erschienenen Besucher_innen auf den Beginn des Konzerts. Der Abend wurde vom Gitarre- und „lap-guitar“ spielenden Daniel Bachman eingeleitet, der nochmal einen gesonderten Bericht meinerseits verdient. So viel sei an dieser Stelle schon gesagt: sein einstündiges Konzert, während dessen er rein instrumental seine Musik, die man als eigenwillige Mischung aus Country, Klassik, Orientalischem und spanisch anmutenden Passagen, mit einer gehörigen Portion „weirdness“ beschreiben kann, präsentierte, war ein musikalisches Erlebnis der besonderen Art.
Er wurde dann zu späterer Stunde von Jessica Pratt abgelöst, die als feenhaftes Wesen, blass, filigran, völlig in schwarz gekleidet und in Begleitung eines zweiten Gitarristen auf die Bühne zu schweben schien. Sie nahmen beide auf den bereit gestellten Stühlen Platz, Jessica blinzelte unter ihrem blonden Pony hervor, während sie das erwartungsvolle Publikum kurz und doch herzlich begrüßte und spielte ihre Lieder für uns, beziehungsweise entführte uns in ihre eigene Welt, in der melancholische, alterslose Feen wohnen, die, wie Miss Pratt, ab und zu zu Besuch in unsere Welt kommen. Als „Freak-Folk“ wird der Stil der 28 jährigen häufig bezeichnet. Sie selbst ist eher vorsichtig, wenn es um solche konkreten und irgendwie hipster-esquen Bezeichnungen ihrer Musik geht.
On Your Own Love Again ist das nunmehr zweite Studioalbum der jungen Musikerin, deren intime Lyrics nachhallen, wie ihre weiche und eigenwillige Stimme. Hochgelobt von Kritiker_innen aus der Folk- und aus anderen Welten, scheint dies der Beginn einer besonderen Karriere zu sein. Und selbst, wenn Jessica Pratt nie eine kommerzielle „Größe“ wird, wird sie sich ihren eigenen, intimen Platz in der Musikwelt schaffen, immer dann, wenn sie aus der ihren zu Besuch kommt und uns davon erzählt.
Alben
2012 Jessica Pratt
2015 On Your Own Love Again
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