Konzertbericht: Carnival Youth in Berlin

Carnival Youth Konzert Review Berlin MUSIKMUSSMIT
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  • Beitrag zuletzt geändert am:30. Oktober 2018
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Konzert am 06. Mai 2016 im Badehaus Berlin
Text und Fotos: Anne Teuscher

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Feiner tanzbarer Indie Pop Rock aus Lettland

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Nachdem ich erfuhr, dass Carnival Youth unter anderem ein Konzert im schnuckeligen Badehaus geben, konnte mich nichts mehr aufhalten! Ich markierte mir sie also rot in meinem Kalender, um auch nichts dazwischen kommen zu lassen. Meine Vorfreude war demnach sichtlich hoch, auch weil ich sie bis dato noch nie live erleben konnte. Erwartungen hatte ich insofern, als dass ihre Unbeschwertheit, die die Songs ausstrahlen, auch live zum Vorschein kommen würden. Diese wurden auch nicht dadurch getrübt, dass sie im Badehaus spielten; im Gegenteil: mein Entzücken vergrößerte sich nur noch mehr, da ich mich im Badehaus gerne aufgrund der recht kleinen, aber feinen Größe aufhalte. Demnach freute mich riesig, sie endlich in Natura sehen zu können.

Ehrlich gesagt kann ich mich gar nicht mehr erinnern, wie ich auf die vier Jungs gestoßen bin. Während ich meine musiklastige Festplatte durchstöberte, fand ich „Brown Eyes and All the Rest“. Dies war der Anfang einer wunderbaren Reise. Ihr Indie Pop Rock kann einfach nur verzaubern, und somit wurde ich großer Fan der Letten. Ihr neues Album „Propeller“ (in der Ankündigung erfahrt ihr viele weitere Infos zur Band) hörte ich bereits rauf und runter und wenn ich nun ein, zwei Lieder aufzählen müsste, die besonders nennenswert sind, ist dies gar nicht möglich, da jeder Song Erwähnung finden sollte. Mehr zu den Songs später.

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Rot weiß gepunktete Socken

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Bevor Carnival Youth die Bühne betraten, wurde das Publikum von einem jungen Mann, welcher sich ORI nennt, musikalisch begrüßt. Der aus Jerusalem stammende Ori Alboher kam kurz vor 21 Uhr hinauf, setzte sich an sein Keyboard und ließ die ersten Klänge ertönen. Gebannt und mucksmäußchenstill lauschte das Publikum den elektronischen Klängen, worin ebenso R´n´B-Elemente zum Vorschein kamen, welche teils von seinem (Sprech-)Gesang unterstrichen wurden. Auch wenn dies eine andere Sparte zu Carnival Youth darstellte, war das Publikum doch von ihm angetan und die ersten Füße wippten bereits. Stimmlich erinnerte er mich ein wenig an den Alt-J-Frontmann Joe Newman und sonst kam mir während des Konzerts so manches Mal der Gedanke an Chet Faker. Nachdem er schließlich nach ca. 20 Minuten die Bühne verlassen wollte, kamen einige Zurufe mit der Aufforderung nach einer Zugabe. Damit hatte er wohl nicht gerechnet, denn sichtlich überwältigt und etwas schüchtern kramte er letztlich noch einen weiteren Song hervor. Anschließend verließ der sympathische ORI unter zahlreichem Applaus mit seinen rot weiß gepunkteten Strümpfen die Bühne. Das Publikum war schon gut eingestimmt, wenn auch in musikalischer Hinsicht anders gesehen.

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Dahinschmelzende Mädchenherzen

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In der ersten Reihe vernahm ich einen deutlich hohen Anteil weiblicher Fans, welcher bereits gespannt und schmachtend auf die Jungs wartete. Komisch. Wie dem auch sei, ließen sich die heißersehnten Jungs schließlich gegen 21:50 blicken und stimmten das Publikum mit dem starken Song „Flowers“ ein, gefolgt von „Seagulls on Bicycles“.

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Carnival Youth live im Badehaus Berlin

Um das Publikum auch nicht zum Tanzstillstand zu bringen, erfolgte nach „Fooling Myself“ ein Song, welcher zum Ende hin sehr rocklastig und mit einer gewissen Schwere daherkommt, der flotte Song „Hunting For The Sun“. Carnival Youth fragten immer wieder nach, ob wir gut drauf seien und wie es uns geht. Dies wurde prompt durch ein langgezogenes „Yeahhhh“ und „Wuhuu“ und Klatschen beantwortet. Generell schien es ihnen einen Heidenspaß zu machen, im Badehaus zu performen und die Band betonte mehrmals, wie toll das Publikum sei. Sie scherzten ständig und kündigten durch Wortspiele den einen oder anderen Song an. Zwischendurch wurde immer mal unter der Band lettisch gequatscht, was sie aber leider nicht dazu bewegte, „Akmentiņi“ von ihrem ersten Album zu spielen. Das Publikum war ebenfalls super drauf, was wohl auch an der ansteckend guten Laune der Band lag. Anfänglich verwirrt war ich, als  zuerst der Schlagzeuger Emīls Kaupers ins Mikrofon trällerte und wie sich mit der Zeit herausstellte, war jeder mal an der Reihe mit Singen. Auch Edgars Kaupers und Aleksis Luriņš, welche die Gitarre und den Bass übernahmen, tauschten des Öfteren ihre Instrumente untereinander.

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Im Laufe des wundervollen tanzwütigen Abends kamen ebenso die anfänglich eher ruhigen Songs „Underneath The Water“ und „Youth Is Gold“ zum Vorschein, welche dann noch in aller Pracht aufgingen.

Dass sie auch anders können, stellten sie in „1q7/4“ sowie „ILOVEYOUS“ unter Beweis. Diese sind nämlich deutlich rockiger. Klassiker von der ersten Platte durften natürlich auch nicht fehlen, wie z.B. „Words Like Birds“, „Never Have Enough“ oder „Traffic Lights“. Im Grunde präsentierten sie so gut wie alle Songs ihres neuen Albums und beglückten uns mit vielen weiteren Songs des Vorgängers.

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Zum Ende hin spielten sie noch den Knaller „Surf“, der, wenn ich ihn mir so anhöre, irgendwie einer anderen Zeit entstammen könnte. Und vor allem schafften sie es auch live, diese gewisse Leichtigkeit, welche den Song prägt, zu erzeugen. Hach. Nachdem sie die Bühne verließen, war der Aufschrei so groß, sodass das Quartett sich durch kräftige Zugabe-Rufe doch noch „überreden“ ließ, noch einmal auf die Bühne zu treten und „Sometimes“ zum Besten gab. Dieses Lied brachte das Publikum noch ein letztes Mal zum Ausrasten und sogar Roberts Vanags kam hinter seinem Keyboard hervorgesprungen, um die Meute zum Toben zu bringen.

Nach etwas über einer Stunde war das Konzert leider schon vorbei. Wenn ich etwas anzukreiden hätte, dann nur, dass es wie im Flug verging. Ich war dennoch wahnsinnig froh, sie in diesem kleinen Rahmen erleben zu dürfen, was sich womöglich schon bald aufgrund des steigenden Bekanntheitsgrades ändern könnte. Carnival Youth werde ich mir auf jeden Fall live nicht entgehen lassen, wenn sich die Möglichkeit ergibt. Ich hoffe sehr, dass sie auf dem einen oder anderen Festival vertreten sind, zu welchen ich mich in diesem Sommer rumtummele.

 

Anne

Wenn ich mal nicht auf einem Festival oder Konzert zu finden bin, kann ich durchaus gerade über einen Flohmarkt schlendern, mit meinem geliebten Drahtesel die Gegend erkunden, als Katzenmama fungieren oder einfach nur vor dem Laptop lümmeln und Serien schauen. Weshalb es mich hierher verschlagen hat, liegt vor allem daran, dass ich leidenschaftliche Konzert- und Festivalgängerin bin. Ich treibe mich z.B. auf dem Immergut, dem MS Dockville oder auch dem Skandalös rum. Hingezogen fühle ich mich zu Bands und KünstlerInnen wie Balthazar, Say Yes Dog, Kakkmaddafakka, Bombay, Golf, José Gonzalez, Charlie Cunningham, Whilk and Misky, Lost Under Heaven, Portugal. The Man, Metronomy, Royal Blood, Florence and the Machine, Cold War Kids und Chet Faker alias Nick Murphy. Dies ist nur eine klitzekleine Auswahl und lässt sich locker noch fünf Seiten weiterspinnen. In dieser Sparte werdet ihr also das eine oder andere Mal etwas von mir hören, was ich euch nicht vorenthalten möchte.

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