Castello Festival Polen | Tolles Publikum, traumhafte Location, angekratzte Stimmung

Castello Festival 2018 Polen MUSIKMUSSMIT
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  • Beitrag zuletzt geändert am:18. Mai 2021
  • Beitrags-Kategorie:Musik
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Pauschales Fazit vom Wochenende auf dem Castello Festival in Polen: schön war’s – richtig schön eigentlich. Schade ist es allerdings schon, wenn die guten Vibes durch organisatorische Fehlplanungen angekratzt werden. Aber lasst mich mal von vorne anfangen.

Castello Festival vom 01.06. – 04.06.2018 in Debrznica Polen
Text und Fotos: Katha Strophe

Inhalt

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Liebe auf den ersten Blick

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Als wir Freitagnachmittag das Festivalgelände im polnischen Örtchen Debrznica betraten, fielen alle Alltagssorgen von uns ab und wir tauchten direkt in die wundervolle Atmosphäre des verlassenen Schloss-Geländes ein. Die alte Riesenvilla auf der Anhöhe, umgeben von Wald und einem angelegten Teich, ist einfach die ideale Location für ein kleines Festival wie das Castello Polen. Wir hatten uns jedenfalls sofort verliebt, die Sonne schien und die Glückshormone tanzten.

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Ambiente, Publikum und Stimmung

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Castello Festival 2018 Polen MUSIKMUSSMIT

Nach einem ersten Rundgang über das Gelände dämmerte es dann auch schon langsam und den ersten Abend gönnten wir uns jede Menge Tanz zu jeder Menge guter Musik – es war festlich. Auch die Deko und vor allem die Laserbeleuchtung zum abnehmenden Mond raubten uns regelmäßig den Atem – so schön war es anzusehen. Von der Terrasse der Villa aus konnte man sich perfekt an der tanzenden Menge auf dem Main Dancefloor neben dem Wasser ergötzen. Alternativ ließ sich die Tanzpause auch gut nutzen, um neue Bekanntschaften zu schließen – denn freundlich, unterhaltsam und umgänglich waren gefühlt alle Menschen, die sich an diesem Wochenende auf dem Gelände tummelten – Daumen hoch für eine angenehme Crowd! Eine so überschaubare Festivalgröße hilft ungemein beim Entschleunigen und lässt ein fast schon liebevolles Gemeinschaftsgefühl aufkommen. Besonders lobenswert finde ich zudem, dass insbesondere Locals aus Polen bzw. dem Dorf herzlich eingeladen waren und kostenlos oder vergünstigt teilnehmen konnten. So war das Festival auch eine tolle Gelegenheit, um die deutsch-polnische Freundschaft zumindest auf Mikroebene bei Tanz und Trunk zu erneuern  – na zdrowie!

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Und wie war die Mucke?

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Natürlich kann die Musik nicht jedem Menschen zu jeder Zeit zusagen. Trotzdem wurden wir bis auf Freitagnacht- bzw. Samstagmorgen leider musikalisch betrachtet insgesamt ein wenig enttäuscht. Vom ursprünglichen Line-Up fehlten am Ende einige DJs komplett und die Zeiten- und Stageplanung wurde auch noch während des Festivals geändert, sodass es teilweise unmöglich war, up-to-date zu sein und bestimmte Acts zu sehen. Besser wäre hier eine laufend aktualisierte Gesamtübersicht aufzuhängen oder auf Facebook zu posten, als nur an den Stages einen statischen, unbeleuchteten Timetable aufzustellen, der dann bereits am ersten Festivaltag überholt ist.

Castello Festival 2018 Polen MUSIKMUSSMIT

Besonders Samstag tagsüber fehlten uns zudem charismatische DJs, die eben nicht versuchen, allen zu gefallen und ständig drastische Tempo- und Stilwechsel vollziehen. Hinzu kam, dass tagsüber alternativlos nur eine Stage bespielt wurde. Am Abend versagte dann leider auch noch für 2-3 Stunden aufgrund des Regens die Lichttechnik, was das Warm-Up vom Publikum natürlich ziemlich beschwerlich machte. So richtig Stimmung wollte jedenfalls – auch nachdem das Licht und die Laser wieder liefen – zunächst nicht mehr so recht aufkommen. Zum Morgengrauen wurde es dann nochmal ziemlich gut, leider waren wir dann aber irgendwann zu müde, da wir bereits tagsüber sehnlichst auf bessere Musik gehofft hatten und das Nachmittags-Schläfchen am Vortag somit ausgefallen war.

Auch war schade, dass tolle Acts zum Teil erst am Sonntagnachmittag bzw. Abend eingeplant waren, obwohl die überwiegende Mehrheit der Besucher_innen bereits Sonntag abreisen musste.

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Unsere musikalischen Top 5

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  • Frankey & Sandrino
  • Konstantin Sibold
  • Marco Resmann
  • Nïer (Dreamy Psych-Pop)
  • Odd Only

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Generelle Orga-Problemchen

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Bevor wir versuchen mal ein kleines bisschen konstruktive Kritik zu üben, möchten wir nochmal betonen, dass uns das Festival und die Stimmung insgesamt mega gut gefallen haben. Ein Festival im Wald, mit keiner oder wenig Infrastruktur durchzuführen, ist ziemlich genial, aber eben auch ziemlich aufwendig. Von daher sind einige Probleme vermutlich einfach vorprogrammiert. Die folgenden Punkte haben uns und zahlreiche andere Festivalbesucher_innen dabei allerdings mitunter so sehr gestört, dass der ansonsten durchaus positive Vibe ziemlich darunter gelitten hat:

1. Kein kostenloses Trinkwasser!?

Weder im Camp noch an den Bars! Das Leitungswasser war nicht genießbar. Das kann bei großer Hitze, besonders in Kombination mit Alkohol oder Rauschmitteln auch mal echt gefährlich werden. Kostenloses,stilles Wasser ist ein Muss, egal wie groß oder klein das Festival auch ist.

2. Die Essens-Pauschale

Der reguläre Essensbeitrag von 49,00€ zzgl, zum Ticketpreis fanden wir zunächst gerechtfertigt, da den Gästen dafür drei große Mahlzeiten, Kaffee und Tee versprochen wurden. Kritisch war allerdings, dass es nicht wie zuvor angekündigt genügend vegetarische oder vegane Optionen gab. Für eine Salat-Brot-Kaffee-Diät waren die 49,00€ dann am Ende doch recht happig. Auch eine Flasche Wasser zu jeder Mahlzeit wäre angemessen gewesen, insbesondere, da es ja keinen Trinkwasseranschluss gab. Kaffee haben wir zudem auch außerhalb der Essenszeiten vermisst. Zudem hätten wir uns gewünscht, dass noch mehr auf Umweltaspekte Rücksicht genommen worden wäre. Zu jeder Mahlzeit gab es Wegwerfbecher und Plastikgeschirr, was man vielleicht in Zukunft einfach durch ein Pfandsystem für Mehrweggeschirr aus Hartplastik ersetzen könnte?

3. Kommerzialisierung

Besonders bei einem kleinen, feinen Festival organisiert von Leuten aus der Musikbranche sollte es doch in erster Linie darum gehen, das Gemeinschaftsgefühl zu feiern. Das dabei im besten Falle auch etwas finanzielle Gewinne bei rumkommen sollen ist natürlich klar und auch gar nicht verwerflich. Reiner Kommerz ist aber bei kleinen Festivals  irgendwie fehl am Platz. Ein kompliziertes Umtausch-System von Euro/Polnischen Sloty in Castello Money (das nicht wieder zurückgewechselt werden kann) passt da schon mal nicht. Wenn dann jedoch auch noch für Mineralwasser im 0,3 Liter Becher umgerechnet fast 5,00 Euro verlangt werden hört der Spaß wirklich auf.

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Nïer

Abschließend wollen wir uns nun nochmal herzlich bei allen Organisator_innen und fleißigen Helfer_innen bedanken. Wir hatten insgesamt eine wirklich schöne Zeit auf dem Castello in Polen und hoffen, dass wir auch im kommenden Jahr wieder beim Tanz im Schloss dabei sein werden!

Katha Strophe

Ich esse gerne und viel und trinke tagsüber Tee und (abends) hin und wieder gerne auch mal Wein. Ich mag meine Heimatstadt Berlin, aber bin trotzdem häufig und gerne weit weg. Ich schlafe gerne, aber bin auch gerne lange wach. Ich bin gerne draußen, mit Freunden unterwegs aber ab und zu auch gerne mal allein. Des Weiteren mag ich übrigens auch Musik. Um genau zu sein mag ich besonders Musik aus der Indie-, Blues-, (Garage-) Rock-, Soul-, Elektro-, Folkrichtung und alles, was sich sonst noch gut anhört.

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