Review: Reeperbahnfestival in Hamburg | Alle waren da!

Festivalbericht Reeperbahn Festival 2017 MUSIKMUSSMIT
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  • Beitrag zuletzt geändert am:23. November 2020
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(…) hier zeichnet sich das Reeperbahn Festival durch ein grandioses Booking und ein wahnsinniges Feingespür für Musik von morgen aus.

Reeperbahnfestival in Hamburg vom 20. – 23.09.2017
Text und Fotos: Katharina Blum

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Vom 20. bis 23. September fand in Hamburg das Reeperbahn Festival statt. Das hat nichts mit Jungesellenabschieden oder Pornokinos zu tun, sondern ist Europas größtes Clubfestival und gleichzeitig Konferenz und Treffpunkt der internationalen Musikbranche. Neben Musik und Vorträgen wurden außerdem Musikfilme und Kunst gezeigt.

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Audio Dope

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Wer war da?

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Alle waren da; Booker, Labelbosse, Talentscouts, PR-Menschen und sowieso alle, die ganz wichtig sind. Um zu Netzwerken und sich die Newcomer, die hauptsächlich den musikalischen Part ausmachen, zu inspizieren. Es gab Penals zu Musikberatung, Veranstaltungsmanagement, Netzwerken und alles, was im Musikbusiness wichtig ist: von GEMA über GVL bis zu wie-geht-Instagram-wirklich.

Speziell für Künstler_innen gab es Input zu Rechten, Vermarktung oder kreative Workshops wie Crowdsongwriting, bei dem ein Song in einer großen Gruppe produziert wurde. Auch über Musikjournalismus wurde diskutiert. Inhaltlich blieben leider viele Vorträge und Interviews recht oberflächlich.

 

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Musik, Musik, Musik!

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Aber viel wichtiger: die Musik. Denn hier zeichnet sich das Reeperbahn Festival durch ein grandioses Booking und ein wahnsinniges Feingespür für Musik von morgen aus.

Für die rund 500 Konzerte aus allen möglichen Genres waren neben vielen Newcomern und kleineren Acts auch Maximo Park, Beth Ditto, Martin Kohlstedt und Dillon zu Besuch. Man konnte sich zwischendurch aber auch gut mal treiben lassen, um Neues zu entdecken. Gespielt wurde unter anderen in Clubs, Kirchen, Museen, der Elbphilharmonie und in einem halbkugelartigen Dom mit 360° Visualisierungen.

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Liam! Liam!

Und dann gab es dieses Jahr noch einen Überraschungsgast. Viele haben sich im Vorfeld schon gefragt, warum überall sein Gesicht auf überdimensionalen Bannern hängt. „Coming Soon“ stand da unter dem Gesicht von Oasis Frontsänger Liam Gallagher. Am Donnerstag Abend wurde dann seine Show am nächsten Tag in den Docks verkündet.

Die Schlange war wahrscheinlich die Längste des Festivals. Nach der neuen Band Beady Eye ist er nun Solo (also mit neuer Band) unterwegs. Ein paar neue Tracks sowie ein paar alte Lieder aus Oasis Zeiten und „Wonderwall“ als Zugabe feierten hunderte Fans, die zwischendurch laute „Liam, Liam“ Sprechchöre riefen. Und trotz der großen Diva in ihm berührte er in Allwetterjacke das Publikum, denn seine Stimme ist die gleiche wie damals, als Oasis in unseren Jugendzimmern rauf und runter lief. Liams und andere Konzerte kann konnte man übrigens auch noch in der Mediathek vom Reeperbahnfestival nachschauen.

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Helga! Helga!

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Irgendwo zwischen Konferenz und Musik liegen die Preisverleihungen, die im Rahmen des Reeperbahnfestivals stattfanden. Da war zum einen der unabhängige Festivalpreis Der Helga! und der ANCHOR, der Preis, der an den/die vielversprechendste Newcomer/in verliehen wird.

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Der Helga! ist sehr liebens-, und festivalwürdig aufgezogen. Alles ist entspannt, auch die Moderator_innen, es gibt Freibier und der Unterhaltungswert der Verleihung ist trotz rotem Teppich eher der eines guten Festivals. Vom Festivalguide und dem Reeperbahnfestival wurde mit der Helga! dem Festivalsommer ein würdiges Ende verliehen.

Nachdem es ein paar Kategorien nicht in die Verleihung geschafft haben, sind hier die Kategorien, in denen ein Wackel-Award und eine Schnapsflasche vergeben wurden – und ihre Gewinner:

  • Inspirierendste Festival-Idee – A Summer’s Tale
  • Malerischste Festival-Umgebung – Feel Festival
  • Feinstes Booking – Maifeld Derby
  • Leidenschaftlichste Festival-Performance – Benjamine Clementine beim Haldern Pop
  • Bezauberndstes Neugeborenes (der letzten fünf Jahre) – A Summer’s Tale
  • Bestes Gewissen – Haldern Pop
  • Bestes Festival – Watt en Schlick

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Der ANCHOR Award

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Der ANCHOR ist ein ganzes Stück glamouröser und wird jedes Jahr an noch unbekanntere Künstler_innen mit Potential vergeben. Letztes Jahr gewann Singer Songwriter Albin Lee Meldau.

Teil der Jury waren dieses Jahr Emily Haines (Metric), BOY, Huw Stephens, Shirley Manson, und Bowie Produzent Tony Visconti. Dieses hochkarätige Grüppchen machte sich gemeinsam auf, jedes Konzert der acht Nominierten anzusehen und daraus das Sahnehäubchen auf der Crème de la Crème zu küren.

Die Trophäe ging an die junge Londonerin Jade Bird, die mit Gitarre und mitreißender Stimme dann noch den Rest des Publikums überzeugte.

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Jade Bird

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Meine Entdeckungen

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Meine persönliche Entdeckungen des Festivals waren Anchor-Nominee Joseph J. Jones mit einer Wahnsinnsstimme, DNZR – der das Publikum mit super abgefahrenen Technosounds überrascht hat und Schwarz, der mit elektronisch klingender Band und hoher Stimme der perfekte Abschluss zum Tanzen war.

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DNZR

Absolutes Highlight war für mich aber Egopusher aus der Schweiz. Ein Drummer und ein Violinist, beide ausgestattet mit Technik, über die der Rest kam. Schwer zu beschreiben, am besten anhören:

 

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Katharina

Als ich die Blockflöte irgendwann doof fand, wollte ich lieber Gitarre lernen. Das war cooler. Nach einigen Bandprojekten kam das durch die Welt wandern und dann ist das Musikmachen irgendwie immer mehr ein Bestandteil meiner privaten Sphäre geworden. In Berlin hängen geblieben mache ich immer irgendetwas zwischen Studium, das Leben genießen, irgendwo im Musikbereich arbeiten, tanzen. Viel Musik halt. Aber ich bin auch viel unterwegs, betätige mich gern sportlich oder kulinarisch. Und ich steh auf Milchreis.

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