Frances kann und will nur mit ihrer Stimme entzücken.
Konzert am 22.04.2017 im Stadtgarten Köln | Support: Marla und David Celia
Text und Fotos: Julia Silko
Am Klavier sitzt eine junge Dame. Rote Haare, langes Kleid, ein Kaffeebecher neben ihrem Fuß. Mehr braucht die 23-jährige Frances nicht, um ihre Zuhörer_Innen in eine andere Welt zu entführen.
Es wird ein kurzer aber höchst intensiver Abend im Stadtgarten in Köln. Die englische Singer/Songwriterin Frances ist für ein paar Konzerte in Deutschland unterwegs. Die deutsche Bahn sei in den letzten Tagen das Transportmittel ihrer Wahl gewesen, scherzt sie bevor es losgeht, denn nirgends sei „typical Germannes“ so gut zu erleben, wie in der auf die Minute pünktliche Bahn.
Frances, das ist eigentlich Sophie Frances Cooke. Eine Künstlerin, die bereits seit 2014 immer wieder durch ihr Talent, Songs zu schreiben, auffällt. Nachdem ihr Stück „Grow“ für eine Amazon-Werbung ausgewählt wurde, erlangte sie auch außerhalb von England mehr Aufmerksamkeit.
Und auch der Abend in Köln ist mit einigen unerwarteten musikalischen Höhepunkten gespickt: Bis auf zwei Songs spielte Frances alle Stücke ihrer in diesem Jahr erschienen Platte „Things I’ve Never Said“. Erstaunlich vor allem, dass ihre Songs so viel mehr Tiefgang, so viel mehr Leidenschaft besitzen, wenn die ganze musikalische Unterstützung des Albums zurückgedrosselt wird und man am Ende nur Frances mit ihrem Klavier zuhören kann. Wo man während des Albums nicht ganz sicher war, ob ihre Stimme kräftig genug ist, einen ganzen Konzertsaal zu bedienen, wurde man direkt nach dem ersten Song eines besseren belehrt: Frances kann und will nur mit ihrer Stimme entzücken. Die Songs wirken leichter, zugänglicher als auf ihrer Platte und für einen kurzen Moment erlangt man das Gefühl, es gebe keinen Schmerz, den Frances mit ihrer Stimme nicht nehmen könne, obwohl sie paradoxerweise eben diesen häufig besingt.
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Sei es, wie es ist: Man kommt an diesem Abend nicht darum herum, sie mit Meisterin Adele zu vergleichen, mit der sie sich neben der britischen Herkunft auch den handfesteren Humor auf der Bühne zu teilen vermag. Dieses ungekünstelte, ehrliche Talent scheint es auch zu sein, was Vor-Act Marla und David Celia ein bisschen farblos und unscheinbar klingen lassen. Schließlich ist das Publikum restlos begeistert. Einmal kommt sie dann noch mit ihrem Kaffebecher in der Hand für einen Song raus, danach ist Schluss. Einziger Wermutstropfen ist daher, dass das Konzert mit einer knappen Stunde ein wenig kurz war. Doch dass kann man der sympathischen Britin irgendwie nicht übel nehmen. Bestimmt saß sie da bereits im „favourite german train“ in die nächste deutsche Stadt.