Vorgestellt: Donna Stolz aus Berlin | Interview

Donna Stolz Berlin Singer Songwriterin

Es gibt sie, diese Abende, an denen man irgendwo hingeht und eigentlich gar nicht weiß, was einen erwartet. Und dann geht man zu später Stunde ganz beseelt nach Hause und denkt: „Jau, das war jetzt aber ein richtig schöner Abend.“ So geschah es mir vorletztes Wochenende. Ich wurde ins Atelier eines Freundes eingeladen, um ein bisschen Wein zu trinken, ein bisschen Live-Musik sollte es auch geben. Der Wein war lecker, der asbach-uralte und sündhaft teure Brandy auch, die Menschen gesellig und nett, die Musik gut. Vielen Dank an dieser Stelle an Ramtino für die Einladung, Samovino für den Wein und natürlich Donna Stolz für die Musik. Sie griff an jenem besagten Abend für uns in die Saiten. Und nun gibt es hier ganz exklusiv ein kleines Interview für Euch, indem Donna Euch über ihre Leidenschaft für Washington State, Country und Lap Steel Gitarren berichtet.

Das Interview erfolgte per Mail. Getroffen habe ich sie aber wirklich.

Stell Dich uns doch bitte einmal vor – wer bist Du, woher kommst Du?
Vor ein paar Jahren standen ich und meine Koffer am Busbahnhof einer kleinen Hafenstadt in Massachusetts. Ein Jahr an diesem Ort lag vor mir, und einmal umgedreht hatte ich fast schon alles gesehen, was zu sehen war: 1x Tacoladen, 1x Dunkin Donuts, 1x Coffee Shop und die Seemannskneipe unten am Hafen – wahrscheinlich wäre mir auch sonst die Gitarre im Fenster des Trödelladens nicht sofort ins Auge gefallen. Mich hat es schon immer viel durch die Gegend getrieben – als ich Zuhause auszog, war das bereits der 23. Umzug.
Ich bin in England geboren, aber tatsächlich bewegt sich mein Leben zwischen hier und den USA, insbesondere dem Pacific Northwest. Auf eine Weise komme ich wohl am ehesten von dort: zwischen Wüste, Pazifik und der Wildnis in den Bergen, selbst wenn unter meinen Pässen kein Amerikanischer ist. Irgendwie ist diese Gegend in mich übergegangen; und so auch in meine Musik.

Deine Musik ist eine Mischung aus Folk und Country, wenn ich das richtig gedeutet habe. Wie kommt es dazu, dass Du diese Art Musik so liebst? Was fasziniert Dich daran?
„Three chords and the truth“ sagt man über Country. Das ist es. Ein Song braucht für mich nicht viel Tam Tam, nur eben eine gute Geschichte und eine Melodielinie, die mich erreicht. Ich mag direktes, cleveres Songwriting und möchte fühlen können, wovon gesungen wird. Eine Freundin meinte neulich, es sei, als würde ich mir in meinen Liedern eine Art Zuhause singen – angefüllt mit amerikanischen Landschaften, zu einer anderen Zeit, oder vielleicht auf eine Weise wie es noch nie existiert hat. Ich mag den Gedanken, „mir ein Zuhause zu singen“.

Welche Künstler_innen haben Dich und Dein musikalisches Schaffen am meisten geprägt?
Letzten Sommer habe ich auf dem Timber Fest in Carnation/WA zum ersten Mal Damien Jurado spielen sehen – ein unvergessliches Konzert – es hallt immer noch in mir nach. Mich prägt vor allem, was mich direkt umgibt: die Musik, die ich live sehe und Musiker aus meinem jeweiligen Umfeld. Aufgewachsen bin ich mit Songs von Leonard Cohen, John & Beverly Martyn, Neil Young, JJ Cale, Joni Mitchell, The Velvet Underground, Lou Reed, Patti Smith, Bruce Springsteen, The Pretenders etc.

Du sagtest, Du arbeitest neben dem Musizieren – was machst Du?
Ursprünglich habe ich Freie Kunst studiert, lange Zeit war Malerei mein Beruf. Irgendwann hat dann die Musik den Platz der Bilder eingenommen. Über einen ehemaligen Bandkollegen kam ich dann an einen Job an einer englischsprachigen Schule.

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Gibt es etwas, dass Dich am Musikkonsum / Hörverhalten / an der Einstellung zur Musik der Menschen im Allgemeinen stört?
Stören ist etwas stark ausgedrückt, aber ich habe schon das Gefühl, dass sich unser Hörverhalten verändert hat. Die rein akustische Aufmerksamkeitsspanne scheint mittlerweile kürzer – sind wir einfach visueller geworden? Wenn es nicht live ist, braucht es oft fast schon ein gutes Video um einen zu verführen, sich auf unbekanntes Songmaterial von Anfang bis Ende einzulassen und ehrlich gesagt fand ich auch sehr schön, als ein Freund bei seinem Auftritt altes Familienfilmmaterial hinter sich projizierte.
Musik ohne visuelle Untermalung, ohne unterwegs zu sein, ohne parallel tausend Dinge zu erledigen einfach nur anzuhören, scheint einfach nicht mehr die Norm – oder bin das nur ich? Ich weiß noch, wie ich früher stundenlang auf dem Bett lag und Kassetten angehört habe – als ich neulich die Grippe hatte, habe ich das notgedrungen endlich mal wieder gemacht – es tat gut, komplett in ein Album abzutauchen.

Mixtape Donna Stolz

Was hast Du als Teenie gerne gehört?
Viel Gemischtes vom Radio aufgenommen: von Paul Simon, Crosby, Stills & Nash bis zur obligatorischen Indie & Grunge-Phase. Vor allem erinnere ich mich daran, als R.E.M. „Automatic For The People“ rauskam: monatelang war aus meinem Zimmer nichts Anderes zu hören.

Gibt es Musik, die Du gar nicht hören magst?
Da fällt mir, ganz ehrlich, so einiges ein, wobei ich mich manchmal auch überrasche: es ist noch keine Ewigkeit her, da fand ich beispielsweise Instrumental Jazz einfach nur anstrengend und mittlerweile ist das Gegenteil der Fall. Bin mir dennoch nicht sicher, ob sich Techno noch Hoffnung machen sollte.

Du hast mir verraten, Du möchtest gerne ein Album aufnehmen – was fehlt Dir dazu? Vielleicht gibt es hier jemanden, der/die Dir da weiterhelfen kann?!
Ja, Ich möchte baldmöglichst aufnehmen! Lieder habe ich genug. Ich muss also a) jemanden finden, der das aufnahmetechnisch mit mir angehen möchte und b) werde ich sicherlich auch Input von anderen Musikern brauchen, um das Material so auszubauen, dass es auch als Album funktioniert.

Nenne 3 Instrumente, die Du beim nächsten Auftritt gerne an Deiner Seite hättest.
Lap Steel (oder Slide/etc. Guitar), Bass, Backings/Harmonies

3 Alben, die Du in den letzten Wochen gerne gehört hast.
Phosphorescent mit „Here’s To Taking It Easy“, Miss Kenichi mit „The Trail“ und John Coltrane mit „My Favorite Things“.

Was brennt Dir auf der Seele – möchtest Du “der Welt” noch irgendetwas mitteilen?
Any lap steel players out there / in Berlin?

Anstehende Konzerte:
21. März 2015 – Koffer Bar
01. Mai 2015 – Sowieso

Angela

Ich mag Serien (Narcos, Ozark, Better Call Saul, The Crown, House Of Cards, Bloodline) das Tempelhofer Feld, mein Longboard, Flughäfen, Portugal, Senf, Jogginghose, Erdnusslocken, ausschlafen, frühstücken, euch und natürlich Musik. Hier kann ich euch Shura, Rhye, Rival Sons, Royal Blood, HÆLOS, MØ, Banks und SOHN ans Herz legen. Ich mag auch vieles nicht - z. Bsp. Fisch, vollgestopfte U-Bahnen oder kalte Füße.

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