Vorgestellt: Lara Maria Gräfen aus Berlin | Interview

Lara Maria Gräfen Konzert Berlin

Bin geboren als der eiserne Vorhang sich hob und die Tragikkomödie der Welt weiterzog.
Im Berlin von der Dietrich im Berlin von der Knef, hab ich jetzt meine Bude, das Leben ist schön.

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Das Release-Konzert fand am 25. April 2015 im Prince Charles statt.
Fotos, Interview & Text: Corinna Sauer

Lara Maria Gräfen besingt das Leben, die Stadt, sich selbst. Eine junge Frau, die „lebt, um davon zu erzählen“ und singt, um dem Erzählten ein eigenens Gewicht zu verleihen. Die Ecken und Kanten des Berlins, das sie liebt, sein Grau und sein Staub, aber auch die Intensität, Energie und taumelnde Lebensfreude ihrer selbstgewählten Heimat, drücken sich vor Allem in ihren Texten aus.

Gräfen hat sich dazu entschlossen, sich „selbst in eine Schublade zu stecken“, bevor es andere tun und so wählte sie eine eigene Bezeichnung für ihre Musik: Indie-Chansons. Es geht ihr darum, die Brücke zu schlagen zwischen Nostalgie und den goldenen 20er Jahren und der Moderne, während ihr roter Faden die Weiblichkeit in all ihren Facetten zu sein scheint, vermengt mit einem ordentlichen Schluck Whiskey und umnebelt von Zigarettenrauch im Abendlicht der Stadt.

 

Lara Maria Gräfen Konzert Berlin
Lara Maria Gräfen @ Prince Charles

 

Das Interview, dass ich mit Lara Maria per Mail geführt habe, könnt ihr hier lesen:

Du nennst Deinen musikalischen Stil selbst Indie-Chanson. Was beinhaltet und bedeutet diese Bezeichnung für Dich?
Meine Musik beinhaltet sowohl einen Hauch der goldenen 20er und damit verbunden der klassischen Chansons, als auch die Sichtweise einer modernen Frau im heutigen Berlin.

War es für Dich von Anfang an klar, dass Du Musik mit deutschen Texten schreiben würdest?
Ganz im Gegenteil. Früher konnte ich es mir nie vorstellen, mal deutsche Texte zu singen. Die Art, wie mit deutscher Sprache in der Musik umgegangen wurde, hat mich nie berührt und war mir immer zu sehr an der Oberfläche. Erst, als die Mischung zwischen klassischen Chansons und starken Statements entstanden ist und wir die Ästhetik der Deutschen Sprache hervorgehoben haben, war es für mich klar.

In Deinen Liedern geht es viel um Liebe, Beziehungen, das Suchen und Finden, Schmerz und Freude und das Leben an sich. Wie autobiographisch sind Deine Texte?
Meine Texte handeln immer von Erlebnissen und Begegnungen, die ich in meinem Leben gemacht habe. Nicht jedes Wort trifft eins zu eins zu, aber die Essenz daraus und das, was ich daraus gelernt habe oder das Gefühl, was ich daraus mitgenommen habe, das versuche ich in meinen Liedern auszudrücken und bildhaft darzustellen.

Du hast für einige Zeit in New York gelebt und wohnst nun in Berlin. Nachdem Du Dich in Deiner Zeit in den USA als Bloggerin vor Allem in der Welt der Mode bewegt hast, widmest Du Dich hier vermehrt der Musik. Gibt es einen Zusammenhang zwischen Deinem Ortswechsel und dem Fokus auf einen anderen kreativen Bereich?
Musik und Mode haben schon immer eine große Rolle in meinem Leben gespielt und das eine funktioniert ohne das andere nicht. Mir ist Ästhetik in allen Bereichen wichtig – in der Musik, in der Mode, in der Kunst. Schönheit in all ihren Formen. Die Zeit in New York war immer ein Traum gewesen, aber Berlin ist und bleibt meine Heimat, auch wenn ich keine Ur-Berlinerin bin.

Wo liegen Deine musikalischen Wurzeln und welche Art von Musik inspiriert Dich heute?
Ich habe schon immer querbeet gehört und lasse mich von vielem beeinflussen. Ganz klar war Amy Winehouse meine persönlich größte Inspiration. Aber auch Jacques Brel mit seinem starken Ausdruck, Sophie Hunger, für die keine Sprache eine Barriere darstellt, aber auch Beyonce, die mich vor allem mit ihrem neuen Album und ihrem Mut zu Neuem beeindruckt hat.

Gibt es bestimmte Musiker_innen, mit denen Du gerne einmal zusammen arbeiten würdest?
Amy Winehouse wäre eine davon gewesen. Vielleicht Max Raabe.

Erzähle bitte ein wenig über den Prozess des Song-Writings. Verknüpfst Du Deine Texte unmittelbar mit der Musik? Und ab welchem Punkt kommen die anderen Musiker_innen ins Spiel?
Meistens entsteht die erste Melodie-Idee am Klavier und erst im Anschluss geht es an den Text. Danach gehen wir gemeinsam ins Studio und kreieren den passenden Sound und die passende Welt für die Stücke.

Was bedeutet das Performen Deiner Musik vor Publikum für Dich?
Ich liebe es. Es ist der direkte Ausdruck meiner Lieder. Ich sehe die Menschen und möchte sie für diesen Abend in meine Welt entführen, komplett, die Musik, die Ästhetik und das Gefühl.

Was sind Deine Pläne für die kommenden Monate? Wird es weitere Konzerte geben? Schreibst Du an neuen Liedern?
Sehr bald werde ich meine 2. Single veröffentlichen mit einem neuen Video, auf welches ich mich schon sehr freue. Für den Sommer und Herbst planen wir nun einige Auftritte und Ende des Jahres geht es dann auch schon wieder ins Funkhaus um das Album aufzunehmen. Eine sehr spannende und immer noch surreale Zeit.

Wo siehst Du Dich selbst als Musikerin in fünf Jahren?
Irgendwo, wo ich es nie erwartet hätte.

Gibt es zum Schluss noch etwas, dass Du den Leser_innen mit auf den Weg geben möchtest?
Jetzt ist das, was zählt.

Just erschienen: EP „Sein und Haben“ (2015).

Für den Herbst 2015 ist eine Deutschlandtour geplant. Nähere Infos findet ihr demnächst auf Lara Marias Homepage.

 

Corinna

Ich schreibe nicht gerne über mich, viel lieber berichte ich über andere und insbesondere über Bands, zu denen mich "die Kanzlerin" schickt. In der Fotografie zu Hause, bin ich als Blog-Knipse jedoch hauptsächlich dafür zuständig, meine Eindrücke von Konzerten mit Euch in Form von Bildern zu teilen. Ansonsten erlebe ich gerne Dinge, Menschen, Musik, Orte (jeden Tag auf's Neue und immer wieder gerne Berlin) und was noch so alles erlebbar ist.

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