Konzert am 19. Januar 2017 im Lido Berlin
Text und Fotos: Inken Petersen
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Die Schweden nahmen´s mit Humor
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In meiner Ankündigung beschrieb ich Euch bereits die geballten Sounds, elektronische Pop-Experimente, zerschmetternde Indie-Gitarren und filigrane, zerbrechliche, akustische Elemente Vita Bergens. Am Donnerstag, dem 19. Januar 2017, war es soweit: Vita Bergen statteten uns einen sechs-köpfigen Besuch im schönen Lido ab. Ganz ohne Support und sonstige pompöse Umschweife ging es 20 Minuten nach 21 Uhr los. Kurz davor versuchte der Gitarrist und Sänger der Band, Robert Jallinder, eine Kamera an dem Bühnengerüst zu montieren, welche während meiner späteren Beobachtung jedoch nicht angeschaltet zu sein schien.
Lido-typisch hatten sich die Fans und deren Anhängsel links und rechts auf den Tribünen des Saals und selbstverständlich an der Bar versammelt. Als sich etwas oder jemand auf der Bühne regte, schlichen alle ganz unauffällig, aber doch recht zügig in die Mitte und in die ersten Reihen. Ausverkauft war das Konzert der Schweden nicht, weswegen man auch in der ersten Reihe genug Platz für ausgefallene Tänze gehabt hätte. Vita Bergen schienen gut drauf zu sein und spielten, denke ich zumindest, nahezu jeden Song ihres 2015/16er Albums „Disconnection“, sowie die neuen Songs „J“ und „On The Run“ und ein paar weitere mir unbekannte Lieder.
Auch wenn es ein sehr schönes Konzert war, schien wohl einiges auf der Bühne nicht so ganz glatt zu laufen. Der Keyboarder Jakob Kullberg trug eine Schiene am rechten Bein, welches sich später als gebrochen herausstellte, und wirkte wie das Sorgenkind der Band. Immer wieder bekam er fragende und sorgenvolle Blicke vom Schlagzeuger Gustaf Gunér, vom Gitarristen/Sänger Robert Jallinder und vom Sänger William Hellström zugeworfen. Ab und zu wirkte er selbst etwas abwesend und ich war mir nicht sicher, ob er nicht sogar ein paar Mal seinen Part oder Einsatz verpasste. Sei´s drum. Gerade weil er, trotz seines Beinbruchs, auf der Bühne saß und manchmal sogar stand, um Bass zu spielen, wusste man den Auftritt der Schweden, die live doch einen Zacken explosiver und rockiger auftreten, was ich prima finde, umso mehr zu schätzen.
Falls sie sich doch ein wenig ärgerten, merkte man ihnen nichts davon an. Ihre geheimnisvolle Seite, die ich schon während des Immergut 2016 zu spüren bekam, behielten sie sich bei und unterstrichen diese erneut mit dem Plastik-Raben, welcher auf dem Schlagzeug saß und den flackernden Vintage-Glühbirnen, welche auf Stäben steckend auf der Bühne angeordnet waren.
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Ein Wirbelwind auf Hochtour
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Der Leadsänger William Hellström stand, irgendwie wunderbar zum Namen passend, während des ganzen Abends unter Strom, sodass ich aller zwei Minuten Angst hatte, dass ein Kabel, ein Tamburin, ein Pedal oder ähnliches, daran Schuld sein könnte, dass er der Nächste mit einem Knochenbruch sein würde. So sprang er wie ein Wilder von der linken zur rechten Hälfte der Bühne und wirkte wie ein aufgescheuchter Hamster im Käfig, der sich nicht entscheiden kann, ob er zum Fressnapf oder zum Hamsterrad rennen soll. An dieser Stelle konnte ihm auch sein weißes Schweiß-Stirnband, welches er um seine Haarpracht gespannt hatte, nicht wirklich helfen. Gen Ende pfefferte er dann auch noch seine Trommel aus erhobener Höhe auf den Boden der Bühne. Auf diesen Spaß hatte er wohl den ganzen Abend gewartet.
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Es war wirklich toll anzusehen, wie sich die Band immer wieder grinsende Gesichter entgegenbrachte und wie zwischendurch mal eben so der Standort und somit das jeweilige Instrument gewechselt wurde. Ebenso sympathisch war es, dass Hellström jedes Bandmitglied vorstellte und auch erst weitermachte, als es einen angebrachten Applaus gab.
Kurz beschrieben spielte sich der Abend in einem ausbalanciertem Hin und Her von Ausrasten und entspannt Davonschweben ab. Wir freuen uns also wie verrückt auf das hoffentlich bald erscheinende Album!