Musik Restauration: Reclaim The Beats Festival (5.-14.10.2017) in Berlin

Reclaim The Beats Festival in Berlin
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  • Beitrag zuletzt geändert am:13. Dezember 2019
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Wo liegt denn der Ursprung des Hip Hop, was bedeutet Ballroom? Kommt Techno wirklich aus Berlin?

Text: Friederike Suckert | Beitragsbild: Reclaim The Beats Festival

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Frauen* in der elektronischen Musik: wie die Suche nach einem Tamponautomat in der Vorstandsetage.

Ende August fand ja das von mir innig geliebte Pop-Kultur Festival in der KulturBrauerei statt und natürlich war ich dabei. Als eines der wenigen Festivals mit einer strikten 50-50-Verteilung bei den Acts und Speakern war natürlich auch das Kollektiv female:pressure zu Gast, um über die Repräsentation von weiblichen* DJs auf Elektro-Festivals zu erzählen (da sie die Arbeit in ihrer Freizeit machen, sind Trans- und Non-binäre Künstler_innen noch nicht erfasst, dies wird sich jedoch vermutlich bei der nächsten Statistik ändern) und nun ja: es ist ein Trauerspiel. In den Jahren 2016 bis Mitte 2017 waren 15,7 % Acts auf den ausgewerteten Festivals weiblich.

Geschlechterverteilung Acts auf Festivals

Und traurigerweiser ist dies die Steigerung zu 2014, da waren es lediglich 10%. Die Aufgabe, den Veranstalter_innen für ihre dusselige Aussage „Wir kennen keine Künstlerinnen“ den Wind aus den Segeln zu nehmen greift langsam, aber einfach nicht schnell genug.

Beim anschließenden Talk waren die Festival-Kuratorinnen Marlene Engel (Hyperreality in Wien) und Sky Deep (Reclaim The Beats in Berlin) zu Gast und sie kennen die Zahlen aus der Realität. Auf die Tatsache hingewiesen, dass es Festivals gibt, in denen 77 Männer auftreten und 6 Frauen, konnte Sky Deep erstmal gar nichts sagen und stellte dann die einzig richtige Frage: „Und was haben die sechs repräsentiert? Wie viele von ihnen waren person of color, wieviele queer, trans- oder non-binär? Das sind so wenig Menschen, du kannst doch gar keine Zahlen erheben!“

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Danke für Dein Gequatsche, ich mach es eben selbst.

Marlene Engel in Wien und Sky Deep hier in Berlin waren die „Nichtpräsentation“ leid und haben die Konsequenzen gezogen: kurzerhand eigene Festivals auf die Beine gestellt.

Dass queere Kultur irgendwann immer im heteronormativen Mainstream landet und people of color durch white washing und cultural occupation stets ihrer Präsenz beraubt werden hat eine lange Tradition. Alles Musikalische, was nicht in West- und Mitteleuropa und den USA stattfindet, wird ja schon direkt als Weltmusik abgestempelt und so machen wir schnell mal einen Bogen drum, dabei ist gerade dort oft der heisse Scheiss zu finden. Diese Sichtbarkeit will das Reclaim the Beats wieder herstellen und lädt zu einer Woche mit Konzerten, Workshops und Panels ein. Wo liegt denn der Ursprung des Hip Hop, was bedeutet Ballroom? Kommt Techno wirklich aus Berlin? Halt alles, um unser doch noch sehr kolonial geprägtes Denken zu hinterfragen.

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Groovt Euch ein bei der Eröffnung am 5. Oktober 2017 im Gretchen

Am 5. Oktober findet im Gretchen die Eröffnung statt und ich flippe ja ein wenig aus: die Berliner Voguer werden da sein und ihren Tit Bit Ball feiern und es wird niemand anderes als Kiddy Smile da sein!

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Ich liebe dieses Video und warte schon ewig darauf, ihn mal live zu sehen und ich bin sehr gespannt auf die Performances. „Ballroom“, „Vogueing“ oder auch „Kiki“ genannt ist mehr als eine Tanzart – es ist ein kreativer Lebensstil, der eine riesige queere Community hat, die auch ein Schutzraum ist, in dem alle Gendergrenzen und Klischees überschritten werden können, ohne einem Urteil ausgesetzt zu sein.

Natürlich wird auch Sky Deep auflegen und Acts wie Mandel Turner, Cubop, R.A.N. und Yuko Asanuma durch den Abend begleiten, es wird ein internationales Spektakel.

Eine Woche lang sind wir eingeladen, uns mit der Vielfalt der Musik und unserem priviligierten Blick auf die Welt auseinanderzusetzen, die Veranstaltungen finden im Gretchen, in der Werkstatt der Kulturen und in der Burg Schnabel statt.

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GÄSTELISTENPLÄTZE ZU GEWINNEN

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Wir verlosen 2×2 Gästelistenplätze für das Opening Event am 05. Oktober 2017 im Gretchen. Was ihr dafür tun müsst? 1. Folgt uns auf Facebook und 2. hinterlasst uns hier (!) unterm Artikel einen Kommentar und nennt uns mindestens einen queeren artist, den ihr mal auf einem Festival sehen möchtet. Einsendeschluss ist der 01. Oktober 2017 // 12 Uhr. PS: Checkt eure Spam-Ordner. Es gelten wie immer unsere Gewinnspielbedingungen. Viel Glück!

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Was soll das *? Hinter die Worte „Frau“, „Mann“, usw. geschrieben, soll es in erster Linie anzeigen, dass es sich um soziale Konstruktionen handelt.

Friederike

In einer Höhle voller Bücher von Plattensammlern aufgezogen, sozialisiert in idyllischer Randbezirkplatte durch ABBA, Elvis und Nirvana, schulternwippend in die Kaschemmen und Tanztempel der Stadt gewankt, bin ich jetzt graduierte Popnutte. Schon immer eher Beobachterin als Macherin, frage ich, was die Entscheidung für das Künstlerleben so mit sich bringt.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Christos

    Sind gaaanz viele queere Artists die ich gerne mal auf dein Festival sehen würde und zwar: Le1f, Mykki Blanco, Junglepussy, Brooke Candy, POSH!The Prince, Zebra Katz unter anderem.. <3

  2. berlina

    Keeana Kee … ist der Senf für meine Augen und Ohren ;-)

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