Text: Yvonne Hartmann
Oops! He did it again!
Nach preisgekrönten Comicerzählungen wie “Cash – I See A Darkness”, “Der Boxer” oder “Der Traum von Olympia” hat sich Reinhard Kleist erneut grafisch mit dem Leben eines unglaublich interessanten Menschen auseinandergesetzt. Dieses Mal hat er sich keinen Geringeren als den Musiker, Schriftsteller, Schauspieler und Drehbuchautor Nick Cave ausgesucht.
Aber wie erzählt man die Geschichte eines Geschichtenerzählers? Nach einigen kommerziellen biografischen Ansätzen, die weder Cave noch Kleist selbst aus den Socken hauten, krempelte der Wahlberliner den Aufbau seines Comics “Nick Cave – Mercy On Me” kurzerhand um und stellte nicht die Abfolge von Fakten, sondern die Beziehung zwischen Künstler und Werk sowie Cave’s unermüdlichen Schöpfungsdrang in den Fokus.
“Näher an der Wahrheit als jede Biographie, so viel steht fest!” sagt Nick Cave selbst über Kleist’s neustes und ambitioniertestes Werk. Denn Kleist hat die wahre Essenz in Cave’s Arbeit und die Parallelen zu dessen Leben erkannt. Fünf Kapitel, fünf Werke, fünf Lebensabschnitte. Dabei werden die von Cave geschaffenen Figuren ebenso zu Protagonisten wie der Künstler selbst. Seine in Liedern und Romanen kreierten Welten werden zu Paralleluniversen, die immer auch ein Stück vom Leben des Schöpfers selbst erzählen.
In jahrelanger Vorbereitung und mit gezielter Recherche z.B. durch Gespräche mit Menschen, die Cave gut kennen, verschaffte sich Kleist einen Einblick in das durch Höhen und Tiefen gezeichnete Leben des Musikers, lernte ihn sogar persönlich kennen. Grafisch näherte er sich seinen Protagonisten über etliche Skizzen und Portraits an. Und die Arbeit hat sich gelohnt: nicht nur Gesichtszüge und optische Merkmale der Charaktere, sondern auch die Wahl des eher kantigen und groben Strichs und die Absenz von Farbe geben dem gesamten Comic seine eigene Persönlichkeit und eine gewisse düstere, mystische Atmosphäre, von der auch Cave ständig umgeben zu sein scheint.
Parallel zu der Comicerzählung erschien ebenfalls im Carlsen Verlag der Bildband – „Nick Cave and the Bad Seeds – Ein Artbook von Reinhard Kleist“ mit vielen Porträts, Skizzen und illustrierten Songs des Musikers.
Zur Zeit ist Reinhard Kleist mit “Nick Cave – Mercy On Me” auf Lesetour durch Deutschland. Wir waren in Berlin schon dabei und können euch den Besuch einer dieser äußerst unterhaltsamen Veranstaltungen nur ans Herz legen. Neben jeder Menge interessanter Infos zur Entstehung und Inhalten des Buches gibt es nämlich auch kleine Anekdoten über die Zusammenarbeit mit Nick Cave, inspirierende Details zu Zeichentechniken und eine Live-Zeichnung von Kleist selbst.
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Cave hat Geburtstag und im SO36 wird gefeiert!
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Außerdem gibt es heute, pünktlich zu Nick Cave’s 60. Geburtstag (22.09.), eine Comic-Releaseparty im SO36 in Berlin mit jeder Menge Livemusik von Gemma Ray, Lolita Terrorist Sounds, Steffi Gras & Vadda Cash, DJ Max Dax und DJ Karina Qanir. TICKET KAUFEN
Kleiner Tipp zum Buchkauf: wir empfehlen die englische Version, denn der ein oder andere im Buch aufgegriffene Songtext kommt auf Deutsch nicht wirklich geil.
Wir wünschen viel Spaß beim Lesen!
Termine Lesetour
25. September – München Literaturhaus München
27. September – Stuttgart Stadtbibliothek
28. September – Köln Blue Shell
12.-15. Oktober – Frankfurter Buchmesse
16. Oktober – Berlin Pfefferberg-Theater
11. November – Berlin Modern Graphics (Reinhard Kleist signiert „Nick Cave“)
14. November – Hannover Feinkost Lampe
17. November – Dresden Zentralbibliothek Dresden
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Über Reinhard Kleist
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Der Comiczeichner Reinhard Kleist zählt zu den wichtigsten Namen in der deutschsprachigen Comiclandschaft. Er ist einer der wenigen Zeichner in Deutschland, dessen Werke auch für den amerikanischen Markt übersetzt werden. Für seinen Künstler-Comic „Johnny Cash – I see a Darkness“ war er in den USA für den Eisner Award (einer der wichtigsten Comicpreise weltweit) nominiert. Für die Comicbiografie „Der Boxer“ wurde Kleist mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. „Der Traum von Olympia“ wurde als einer der wichtigsten Comics der letzten Jahre gefeiert. Auch Fidel Castro wurde zur Comicfigur.
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