Alle Regler auf Anschlag
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Konzert am 31. Oktober 2014 im Heimathafen Neukölln
Text & Fotos: Corinna Sauer
Als ich am Freitag Abend den Neuköllner Heimathafen erreichte, um die französische Band The Dø dort, in einem meiner liebsten Berliner Konzerträume, live zu erleben, erwartete mich noch kurz vor Konzertbeginn eine Schlange von Menschen, die weit auf die Karl-Marx-Straße reichte. Dementsprechend war der Heimathafen bis zum Bersten gefüllt mit Fans, die ungeduldig den Auftritt des Duos erwarteten.
Um Punkt zehn betraten Olivia Merilahti und Dan Levy, gefolgt von ihren beiden Tour-Musikern die Bühne. Olivia, gekleidet in einen roten Schlosser-Anzug, stand mit ihrer schräg-zerbrechlichen Erscheinung und der charakteristischen Stimme im Zentrum der Aufmerksamkeit. In den kurzen Pausen zwischen den Songs wurden immer wieder „We love you“-Rufe laut und die Zuneigung der Besucher_innen schwappte in großen Wogen zu den Musiker_innen auf die Bühne, die an diesen jedoch auch ohne Wellenbrecher realtiv abzuprallen schienen. Ich persönlich vermisste ein Miteinander-Gefühl zwischen Band und Publikum und eine „Kommunikation“, die über „Hello Berlin, great to be back here“ hinaus geht. Während sich die Regler für Melancholie, Schrägness und Überraschungseffkte bei The Dø’s Indie/Elektro/Pop für mein Gefühl immer in einem stimmigen Gleichgewicht auspegeln, waren diese Regler nun bei ihrem Auftritt alle auf Anschlag.
In einem Interview, das die Band zum Release ihres aktuellen Albums „Shake Shook Shaken“, welches sie bei ihrer aktuellen Tour vorstellen, gegeben haben, las ich, dass Filme wie „Akira“ und andere Manga/Animes aus den 80ern das Songwriting beeinflusst haben. Und das spürt man, denn anders als bei ihren Vorgängeralben “A Mouthful” (2008) und “Both Ways Open Jaws” (2011) scheinen die Konturen ihrer Musik nun härter, greller und überzeichneter. Dieses Gefühl unterstreichend, blendeten die hellen Scheinwerfer immer wieder das Publikum und der Bass war bei einigen Songs so durchdringend, dass das Atmen wortwörtlich schwer fiel. Der Stimmung im Heimathafen tat das offensichtlich aber keinen Abbruch und ich spreche nur von meinem persönlichen Eindruck, wenn ich sage, dass ich die weicheren Töne, dass spürbar Tiefgründige, die Möglichkeit unmittelbar mit und in der Musik sein zu können, in Verbindung mit einem Miteinander-Gefühl zwischen Publikum und Band, dieses Mal bei The Dø vermisst habe.
The Dø touren noch bis Ende des Jahres durch Europa und Australien.
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