Von Klapperschlangen und verlorenen Seelen
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Konzert am 11. März 2015 in der Kantine / Berghain
Fotos & Text: Corinna Sauer
Diese Frau hat das, was man eine Bühnenpräsenz nennt. Es ist kaum möglich, sich ihrer ungefilterten Energie, der Intensität ihrer Performance, der dunklen Stimme und der schillernden Düsternis von Gun Overbye, Frontfrau von Lola Colt, zu entziehen oder auch nur die Augen von ihr abzuwenden, steht sie einmal direkt vor einem auf der Bühne. Wenn ich jetzt versuche, ihre Aura zu beschreiben, würde ich sagen, dass sie mitsamt der insgesamt sechsköpfigen Band den „Titty Twister“ aus Tarantinos „From Dusk till Dawn“ komplett in ihren Bann gezogen hätte und selbst die blutrünstigen Vampire vor Ehrfurcht niedergekniet wären, um dieser menschlichen (das nehme ich zumindest an) Göttin der Unterwelt zu huldigen. Ähnlich erging es auch dem Pubikum in der Kantine am Berghain vergangenen Mittwoch, das Lola Colt nach jedem der ins Mark, in den Bauch und tief in die Eingeweide gehenden Songs fast ungläubig ob der nicht nachlassenden Kraft vertonter Untiefen, feierte.
Die Frontfrau mit der goldschimmernden Gitarre ließ sich ihrerseits nicht dazu hinreißen, mit den Menschen vor der Bühne zu kommunizieren, aber von ihr, die ihre hölzerne Rassel zu Klapperschlangen werden ließ und bei jedem Schlag auf ihre Pauke verlorene Seelen anzutreiben schien, mochte man dies kaum erwarten. Die fünf Musiker_innen neben Gun Overbye – James Hurst (Gitarre, Percussions), Kitty Arabella Austen (Harmonica, Orgel), Matthew Loft (Gitarre, Percussions), Tatia Starkey (Bass) und Martin Scott (Schlagzeug) – umwoben die Sängerin mit einem dichten Klangteppich, der jene treibende Intensität dieser speziellen Musik bis ins teilweise Nervenzehrende steigerte.
Lola Colt stammen aus London. Dort haben sie ihr Debütalbum „Away From The Water“ produziert, das die Hörer_innen auf eine Reise durch den amerikanischen Südwesten, durch schlangenverseuchte Canyons und unwegsames, weites Gelände führt und machen damit ihrem Bandnamen, der sich auf den gleichnamigen Spaghetti-Western aus den 60ern bezieht, alle Ehre. Als Psychedelic Rock kann man den Sound der Band zusammenfassen und gleichzeitig möchte man diesem Musikerlebnis kein irdisches Lable verleihen. Lola Colt werden derzeit als einer der interessantesten und außergewöhnlichsten Live-Acts ihrer Heimat gehandelt und dieser Einschätzung möchte ich mich hiermit voll und ganz anschließen.
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