Konzertbericht: Kevin Morby live in Hamburg. Oder: „ein ernsthafter Gute-Laune-Auftritt“

Kevin Morby Konzertbericht Hamburg MUSIKMUSSMIT

Konzert am 29. Juni 2017 im Nochtspeicher in Hamburg | Support: Meg Duffy
Text und Fotos: Katha Strophe

Mehrere Monate war der 2. Juli 2017 bei mir im Kalender bereits rot markiert: Kevin Morby live in Berlin. Endlich. Seit gut einem Jahr habe ich mich darauf gefreut, diesen Neuzugang in meiner Lieblingskünstler_innen Palette live zu sehen. Zu diesem Vergnügen kam ich nun am Ende sogar unverhofft noch ein wenig früher als gedacht, allerdings auf Umwegen. Da ich am 2. Juli nämlich nun wider Erwarten doch nicht in Berlin sein konnte und Ausfallen lassen keine Option war, musste eine Alternative her. Schnell war diese auch gefunden: auf zum Morby Konzert nach Hamburg! Gesagt, getan: vorletzte Woche durfte ich Kevin Morby und Band nun also endlich live sehen. Und so viel sei vorweggenommen: das Konzert war die Umstände der 6 ½ Stunden Busfahrt und akuter Übermüdung am nächsten Arbeitstag allemal wert.

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Gelungener Konzertauftakt

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Zwar wollte das Publikum beim Voract Meg Duffy (Gitarristin der Morby Band) noch nicht so recht in Stimmung kommen, (was eventuell an ihrer recht zaghaften Stimme und leicht bedrückenden Songs lag), aber das sollte sich dann zum offiziellen Konzertauftakt schnell ändern. Aufmacher war natürlich passend zum neuen Album der gleichnamige Titel „City Lights“, den die Band gekonnt präsentierte. Bereits beim ersten Song ließ sich zudem erahnen, dass ihr Live-Set wohl etwas zackiger und rockiger werden würde als die Studio Versionen. Ja, warum auch nicht!? Beim Refrain des Morby-Klassiker „Harlem River“ stimmte das Publikum teilweise mit ein oder wippte immerhin schon zustimmend. Viele Songs gewannen insgesamt auf der Bühne eine ganz neue Ausstrahlung, ohne dass sie dabei zwangsläufig neu erfunden werden mussten. Der Track „Aboard My Train“ zum Beispiel bekam eine wirklich bemerkenswerte Strahlkraft, was wohl einerseits am harmonischen Aufbau des Songs selbst liegt, aber wohl auch daran, dass bei diesem Lied alle Bandmitglieder gleichermaßen aufgingen und auch Meg Duffy nun mit einem tollen, dynamischen Gitarren-Solo glänzen konnte. Der Song „1234“, der zunächst etwas Morby-untypisch klingt und sich wohl am besten mit dem Freistil „Gute-Laune-Punk“ beschreiben lässt, erzeugte beim Publikum eine ausgelassene Tanzlaune und den meisten dazu auch ein ansteckendes Lächeln im Gesicht.

Kevin Morby Konzertbericht Hamburg MUSIKMUSSMIT

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„Beautiful Strangers“ – Lyrisch erfüllter Konzertmoment

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Einen bemerkenswerten Kontrast, stellte dann der Song „Beautiful Strangers“ dar, den Kevin Morby komplett solo präsentierte, wodurch eine intime Atmosphäre zwischen Artist und Publikum geschaffen wurde. Jegliche Hintergrundgeräusche verstummten fast wie auf Anweisung und für fast fünf Minuten waren alle gebannt. Obwohl sich der Song bereits als Studio Version durch seine Einfachheit auszeichnet und er auf der Bühne dann sogar noch weiter reduziert wurde, kam letztlich eine überraschend tiefgründige und ergreifende Vorführung von „Beautiful Strangers“ heraus. Der wohl lyrisch erfülltester Konzertmoment, den ich seit einer Weile erlebt habe. Nach diesem (sowie nach allen anderen Songs) bedankte Kevin Morby sich mit einem sympathischen“Dankeschön“ und die Band kam für ein paar weitere Songs wieder dazu.

Perfekt abgerundet wurde das Ganze mit dem durchaus tanzbaren Track „Dorothy“, den die Band als Encore zum Besten gab. Spätestens da hatten dann wirklich alle um mich herum ein Lächeln im Gesicht. Auch wenn Morby selbst sehr gefasst und ernst wirkte und während des gesamten Auftritts keine einzige Miene verzog, ging das Publikum doch offensichtlich nach dem Konzert sehr gut gelaunt und samt anhaltendem Lächeln nach Hause. Happy End.

Es gibt tatsächlich recht wenige Menschen, die ganz ohne Lächeln so sympathisch sein können wie Kevin Morby (allein durch das  Foto allerdings wohl schwer nachzuempfinden).

Kevin Morby Konzertbericht Hamburg MUSIKMUSSMIT
Kevin und Katha

P.S.

Zugegeben, als Morby-Fan bin ich wohl nicht unbedingt die verlässlichste Quelle für die objektive Berichterstattung zu diesem Künstlerauftritt. Nichtsdestotrotz scheint mir aber die gute Laune des Publikums während und nach dem Auftritt doch ein recht guter Beweis dafür zu sein, dass dieses Konzert tatsächlich ganz einfach gut war.

Wer Morby bisher noch nicht kennt, dem empfehle ich natürlich mal reinzuhören. Hier lest ihr mehr über sein aktuelles Album. Allerdings ist dafür ein wenig Geduld gefragt, denn Morby’s Musik ist trotz musikalischer Simplizität doch irgendwie ziemlich komplex. Ähnlich wie bei Leonard Cohen (dem der gute Morby ja musikalisch doch recht ähnlich ist) spricht seine Musik zwar Bände, aber eben nicht unbedingt die Verständlichsten. Auch für mich war es anfänglich eher ein Prozess, mich in das Repertoire von Morby reinzuhören. Für das inhaltliche Verständnis seiner Musik lohnt es sich grundsätzlich zwischen den Zeilen zu lesen und es lohnt auch, wie ich mittlerweile weiß, sich diese einfach mal live anzuhören – besonders, wenn Kevin Morby sie singt!

Katha Strophe

Ich esse gerne und viel und trinke tagsüber Tee und (abends) hin und wieder gerne auch mal Wein. Ich mag meine Heimatstadt Berlin, aber bin trotzdem häufig und gerne weit weg. Ich schlafe gerne, aber bin auch gerne lange wach. Ich bin gerne draußen, mit Freunden unterwegs aber ab und zu auch gerne mal allein. Des Weiteren mag ich übrigens auch Musik. Um genau zu sein mag ich besonders Musik aus der Indie-, Blues-, (Garage-) Rock-, Soul-, Elektro-, Folkrichtung und alles, was sich sonst noch gut anhört.

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