Justice am 20. Oktober 2017 live in der Columbiahalle Berlin | Support: Busy P
Text und Fotos: Yvonne Hartmann
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Friday was „CHURCH“ Day
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… und über leere Kirchenbänke können sich die Elektro-Priester Gaspard Augé und Xavier De Rosnay, alias Justice, wohl nicht beschweren. Die Freitagabend-Messe am 20. Oktober 2017 in der Columbiahalle war bis auf den letzten Platz auch auf den Rängen im Obergeschoss ausverkauft.
Die Party war schon in vollem Gange, als ich zum Ende des Sets von Support-Act Pedro Winter, alias Busy P – herein platzte. Der französische DJ, Produzent, Labelbesitzer und ehemaliger Manager von Daft Punk hatte das Publikum bereits in Tanzlaune gebracht.
Als Augé und De Rosnay schließlich die Bühne betraten, gab es kein Halten mehr. Mit den Dancefloor – Hymnen “Safe and Sound” und “D.A.N.C.E.” sendeten sie direkt zu Anfang ein Gebot an das Publikum – tanzen was die Latschen hergeben.
Eine Wand aus Marshall-Amps, die sich als LEDs entpuppen, das beleuchtete Kreuz als langjähriges Markenzeichen und ein DJ-Altar, bei dem sich beide gegenüber stehen anstatt zum Publikum gerichtet, machen das Bühnenbild der Justice Church ebenso minimalistisch wie beeindruckend. Das Konzept der “Church” – Tour führt im Übrigen auf die Anfänge des DJ-Duos und ihrem Debut-Album “†” („Cross“) zurück.
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Zweistündiges Killer-Set
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Nachdem es mit “Love SOS” ein wenig Zeit zum Durchatmen gab, wurde die (Fan-)Gemeinde mit “Genesis” direkt wieder daran erinnert, was eine echte Justice Party ist. Von der ersten Sekunde sorgten die beiden Franzosen für permanente Energiezufuhr. Kein Gequatsche oder Small-Talk in den hinteren Reihen, alle Augen und Ohren waren andächtig auf die Bühne gerichtet, kein Fuß schien still zu stehen, absolute und selten gesehene Ausnahme-Vibes.
Das zweistündige Killer-Set war einerseits eine Neuauflage ihrer Klang-Bibel (mit viel neuem Material vom jüngsten Album “Woman” sowie altbekannte Stücke wie “Newjack” und “Phantom”) und gleichzeitig eine Schöpfung von neuen Sounds, Samples und Mixes.
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Überraschungs – Encore vom Oberrang
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Jegliche Predigt zwischen den Songs wäre überflüssig gewesen und hätte wohl den Partyflow gestört, aber Justice verstehen es auch ohne Worte und auf ihre ganz eigene Art mit dem Publikum zu kommunizieren. Nach 13 regulären Tracks gingen zunächst die Lichter aus. Natürlich erwartete jede_r mindestens eine Zugabe, aber niemand rechnete damit, dass Augé und De Rosnay plötzlich auf dem Oberrang auftauchen. Sozusagen von der Kanzel herab spielten sie mit “Stop” die erste von vier Zugaben. Anschließend teletransportierten sie sich genauso schnell wieder zurück auf die Bühne, um mit „Randy“, „D.A.N.C.E.“ (2.Teil) und „Safe and Sound“ die kochende Menge zu verabschieden.
Zusammenfassend kann ich nur meine Kollegin Katharina zitieren, die letztes Jahr über den Überraschungsgig im Chalet berichtet hat: “Es war laut. Es war heiß. Es war nass. Es war eng. Und es war gut.”