Konzert am 16. November 2016 im Gretchen Berlin // Support: Luka
Text und Fotos: Yvonne Hartmann
„Hat jemand von euch spontan Lust How To Dress Well zu interviewen und/oder das Konzert zu besuchen?“ Ja klar, warum nicht. Das mit dem Interview hat leider zeitlich nicht mehr geklappt, aber das Konzert nehme ich gerne mit. Ehrlich gesagt habe ich den musikalischen Werdegang von HTDW nie wirklich verfolgt, aber ich lasse mich ja bekanntlich immer wieder gerne live überzeugen.
Tom Krell kommt mit neuem Album „Care“
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Und so ging es letzten Mittwoch (16.11.16) zum How To Dress Well Konzert ins Gretchen. Mit Band und neuem Album tourt Tom Krell momentan durch Europa. Für die Produktion seines im September via Weird World / Domino veröffentlichten vierten Albums „Care“ hat sich Krell fun.-Gitarrist Jack Antonoff und Dancehall Produzent Dre Skull ins Boot geholt. “Care“ thematisiert in 12 Songs existenzielle Fragen in Sachen Liebe und Fürsorge, die man anderen Menschen schenken kann, sich selbst aber nicht vorenthalten sollte.
„Eine große, kluge, tief berührende Platte, ein lichter Triumph im Schaffen eines einzigartigen Künstlers.“ sagt Der Spiegel, „Care erreicht neue Höchstwerte der Ekstase, es ist ein grelles, überbelichtetes, aber doch geschmackvolles Popalbum“ berichtet die Die Zeit. Ekstase hat das Album bei mir nicht hervorgerufen, aber auf einzelne Songs sind meine Dopamin-Rezeptoren dann doch angesprungen.
Stimmliche Vielfalt und Informations-Overload
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Zurück zum Konzert. Nach Support-Act Luka betrat Tom Krell pünktlich um 22 Uhr mit seiner Band die Bühne. Der frühe Vogel fängt den Wurm, oder sichert sich einen Platz in der ersten Reihe links vor dem Mikro. “Pole-Position zum Fotografieren“ dachte ich – Pustekuchen! Tom besingt bevorzugt die rechte Seite des Publikums. Es kostete mich die eine oder andere Schweißperle den (zu meiner Überraschung) auf der Bühne sehr aktiven Singer-Songwriter vor die Linse zu bekommen.
Ich muss gestehen, ich habe ein Baladen-geladenes Konzert mit zartem Gesang und viel „uhuuhuu“ erwartet. Tatsächlich war ich dann aber sehr beeindruckt von Tom’s vielseitiger Stimme, die er mit A cappella Passagen sowie Delay- und Reverb-Effekten immer wieder gekonnt in Szene setzte.
Zwischen den 13 live gespielten Songs erfuhren wir auf charismatische Weise unter welchen Umständen Songs wie „What’s Up“ und „Salt Song“ entstanden sind, ein paar persönliche Details über Tom und dass Schlagzeuger Ukiah an diesem Tag Geburtstag hatte. Ich hätte mir anstatt der hier und da etwas langatmigen Monologe allerdings lieber einen weiteren Song gewünscht.
Album- und Konzert-Highlight: Salt Song
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Mein persönliches Song-Highlight des Abends und des neuen Albums: „Salt Song“ – ein von Dre Skull produziertes fast siebenminütiges Pop-Meisterstück über Selbstfürsorge, Glück und Risiko, das augenscheinlich gegensätzliche musikalische Elemente zusammenbringt: melancholische Cellos, von fröhlichem Pfeifen ummantelte Vocals und eine Garage Rock Coda.
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Wenn ihr Lust auf „Care“ bekommen habt, seid gewarnt: die Refrains und Melodien auf diesem Album nisten sich gefährlich schnell im Gehirn ein und brühten dort sehr resistente Ohrwürmer aus.