Konzert am 22. November 2017 im Lido in Berlin
Text und Fotos: Katharina Blum
Am 22. November 2017 war das Hidden Orchestra zu Gast im Lido. Zum Glück sind das nur vier Musiker_innen, die sich hinter dem Namen verstecken. Sonst hätten die ja gar nicht alle auf die Bühne gepasst. Auf ihrer „Dawn Chorus“ Tour zum gleichnamigen Album machte Komponist Joe Acheson und Band Halt in Berlin.
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Das Haus ist voll, die Stimmung gut – und das Konzert wird immer schöner.
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Hinter einem langem Tisch auf der Bühne von dem nur Kabel zu sehen sind, steht Joe Acheson. Der Komponist ist der Kopf der Band und schreibt all die Songs, die ein bisschen dunkel und irgendwie verwunschen klingen. Für das neue Album hat er auf Reisen viele Vogelstimmen aufgenommen und sie in die Tracks gebastelt. Einiges kommt also auch aus dem Computer, an dem Joe steht, für einige Lieder greift er zu seinem Bass. Manchmal klingt es, als würde sich hinter dem Tisch tatsächlich noch ein ganzes Orchester verstecken. Es sind tausend Klänge und Instrumente zu hören, die definitiv nicht auf der Bühne vertreten sind. Damit muss man sich abfinden. Dafür sieht man, was wirklich live passiert und das wirkt dann umso mehr. Poppy Ackroyd steht neben Joe und spielt sehr grazil E-Geige und Piano.
Auf der Bühne links und rechts stehen zwei Schlagzeuge, die beiden Drummer schauen sich die ganze Zeit herausfordernd an und gehen richtig ab. Also so richtig. Der eine hat einen fast besessenen Blick und spielt auch mal Posaune. Neben dem anderen steht da noch Tom Lumen am Ende des langen Tisches. Der bastelt live an den Visuals, die auf der riesigen Leinwand hinter dem Ensemble abstrakte Bilder mit den Schatten und Instrumenten der Musiker verbinden. – Warum steht der VJ eigentlich sonst nie auf der Bühne?
Das Konzert ist eine gute Mischung aus alten und neuen Songs, die gefühlt mit der Zeit immer schöner werden. Das Publikum ist zu Beginn tatsächlich auch ein wenig zurückhaltend – ganz im Gegensatz zum Schluss, als der Applaus nicht aufhört. „Wir müssen nach Prag, wir müssen weiter…“ kommt die verzweifelte Ansage der Band – und dann spielen sie noch ein Lied. Ein schottisches Volkslied, das nach dem eingespielten Gesangsintro nichts mehr von schottischem Volkslied hat.
Ein wunderschönes und mitreißendes Konzert von einer Band, die meiner Meinung nach ruhig auf größeren Bühnen spielen könnte. Und die mit einem schönen Beispiel vorangeht dem VJ als Teil der Band den berechtigten Platz auf der Bühne zu bieten.
Und im ganzen Tourstress verspricht mir Joe nachdem Konzert später per Mail noch ein paar Fragen zu beantworten. Die ihr dann hier bald lesen könnt.