Im Plausch mit: I Heart Sharks

Pierre Bee und Simon Wangemann von I Heart Sharks Foto Friederike Suckert
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  • Beitrag zuletzt geändert am:13. Oktober 2020
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Bei „Anthems“ haben wir wirklich darauf geachtet, dass jede Sekunde etwas passiert und etwas Spannendes kommt und es weiterhin auch Überraschungen gibt.

Interview & Foto: Friederike Suckert
Im Interview: Pierre Bee und Simon Wangemann von I Heart Sharks.

Ich bin Rike von MUSIKMUSSMIT. Das ist ein kleiner Blog und es ist das erste Mal, dass wir überhaupt ein Interview machen. Also, erst mal: Super Album. Gefällt mir gut.

Beide: Dankeschön.

Ich finde, das ganze Album passt super zum Titel „Anthems“ und ich freu mich schon das live zu sehen, weil ich Euch schon mal auf dem Berlin Festival gesehen habe und das richtig gut fand. Auf der Bühne gefallt Ihr mir ein bisschen besser als als Studioalbum. Ich bin echt gespannt und deshalb auch gleich die erste Frage zu dem Lied „Anthems“: wurde dieses Auto wirklich geklaut? Mit 17?

Pierre: Von den Teenagern? Also, es ist mir nicht passiert. Wenn ich Texte schreibe, nehme ich sehr viel von Filmen, die ich gesehen habe und ich bin Riesenfan von so Achtziger Romantic Comedies. „16 Candles“ oder sowas find ich megagut und da klauen die immer die Autos von den Eltern und fahren das Mädchen nach Hause und so weiter. Und dann haben sie immer diese Szenen im Auto, in denen sie dann knutschen und das find ich alles total gut. Und wir haben sehr viele solcher Texte geschrieben und sehr viele cinematische Ideen reingebracht und deswegen ist es mehr eighties romantic comedy.

Das war auch meine eigentliche Frage, ob es in dem Lied mehr um das Gefühl geht oder ob es wirklich passiert ist.

Pierre: Ja, es geht total um das Gefühl.

Es wäre natürlich romantisch gewesen, wenn es so passiert wäre. Und es geht ja in dem Song auch um Mixtapes, die wir ja alle kennen. Was wäre denn so in der Zeit Euer Lied gewesen, welches Ihr unbedingt auf ein Mixtape getan hättet?

Pierre: Damals hab ich sehr viele Mixtapes für Mädels, also für Freundinnen gemacht, um die zu begeistern und ich mach das immer noch, aber jetzt eben CDs. Ich nehme dann etwas, das sehr persönlich ist an dem Menschen und heutzutage mache ich tatsächlich unsere Musik drauf.

Simon: Wir haben uns gerade noch darüber unterhalten, dass man früher immer Sachen aus dem Radio aufgenommen hat. Dass man auf Record drückt und dann Pause und man wartet, was noch kommt und dann drückt man schnell wieder.

Ich komme ja aus Ostberlin und wir hatten dann immer diese blöden Sprecher drauf.

Pierre: Die sprechen aber immer drüber! Nee, aber könnt Ihr Euch an dieses erinnern (singt) „You and me, always and forever…“

Rike und Simon: Jaaa!

Pierre: Das habe ich damals für ein Mädchen auf ein Mixtape gemacht.

Sehr schön. Und habt Ihr schon immer Musik gemacht? Schon als Ihr klein wart?

Simon: Ja, ich hab eher musiziert. Ich habe Instrumente gelernt und Tonleitern geübt und so weiter. Erst auf dem Klavier und dann hab ich mit zwölf gemerkt, dass Klavier vielleicht irgendwann nicht mehr so cool ist wie E-Gitarre… Ja, Musik haben wir beide schon immer gemacht.

Und wer war denn der Musiker, bei dem Ihr gesagt habt: „Boah, das ist so geil, das will ich auch! Ich möchte auch auftreten!?“

Pierre: Als Kind habe ich immer die Platten von meinem Vater durchgehört und die zwei größten Sachen waren immer David Bowie und Queen. Ich habe mich immer als Freddie Mercury verkleidet und davon gibt es auch ganz viele Kinderbilder. Und David Bowie war auch ganz toll, die ganzen Outfits, gerade die Ziggy Stardust-Zeit. Ich mag es nicht, wenn Musiker auf die Bühne gehen und aussehen als würden sie an der Bushaltestelle warten, wie Oasis oder so. Ich mag es ganz gerne, wenn man sich ein bisschen mehr Mühe gibt und sich Outfits für die Bühne ausdenkt und dann wirklich performt. Wir geben dann auch mehr dadurch preis.

Ja, das mag ich auch ganz gern. Wie ist es, wenn Ihr einen Song schreibt? Einer schreibt und Ihr lasst euch was einfallen oder es fällt einem eine Melodie ein und der Text kommt?

Simon: Es kommt immer mal aus einer anderen Ecke. Manchmal ist man einfach unterwegs und hat dann eine kleine Melodie und singt die sich ein und hört die später wieder ab oder manchmal setzen wir uns auch ohne Ideen zehn Uhr morgens ins Studio und schreiben dann ein Lied. Das machen wir auf ganz unterschiedliche Art. Jeder kann auch mal was mitbringen und dann bleibt das übrig, was beide gut finden und darauf bauen wir dann auf.

Also ist es ganz demokratisch.

Pierre: Wir sind sehr ehrlich zueinander. Wenn es einem nicht gefällt, dann gefällt es nicht und wir ziehen dann auch nicht unser Ego durch. Man muss schon rechtfertigen, was für ein Song auf´s Album kommt. Bei „Anthems“ haben wir wirklich darauf geachtet, dass jede Sekunde etwas passiert und etwas spannendes kommt und es weiterhin auch Überraschungen gibt.

Euer erstes Album wurde ja von den Fans mitfinanziert und es war doch bestimmt ein gutes Gefühl, von den Leuten soweit getragen zu werden, dass sie ein Album sehen wollen und jetzt seid Ihr bei Universal und das ist jetzt wahrscheinlich eine ganz andere Art zu arbeiten, oder?

Simon: Ja, bloß hat sich das in unserer Erfahrung gar nicht so anders angefühlt, da wir in beiden Fällen schon Lieder geschrieben haben, bevor wir überhaupt richtig zur Platte kamen. Wir haben schon vor zwei Jahren Sachen geschrieben, die jetzt auf dem Album sind. Das ist so entstanden und erst danach ist klar geworden, wer das Ganze rausbringt.

Pierre: Bei uns hat sich die Arbeitsweise gar nicht verändert, wir schreiben immer noch die gleichen Songs und wir haben nicht das Gefühl von irgendetwas anderem beeinflusst zu werden, außer uns selbst. Der Wechsel ist eigentlich total unspektakulär gewesen. Bei uns ist es so, dass wir schon diesen Indieweg ausprobiert haben und jetzt Bock auf etwas anderes haben. Wir haben es nicht gemacht, weil wir ganz viel Geld haben wollen, weil es ja leider nicht so viel Geld gibt (beide lachen). Ich weiß nicht, wo sich das versteckt! Es ist einfach eine Entscheidung, die wir getroffen haben, damit wir mehr Leute erreichen.

Freut Ihr euch schon auf die Festivalsaison?

Simon: Total!

Pierre: Im Sommer und draußen spielen, das ist eine ganz andere Erfahrung. Aber jetzt gerade freuen wir uns am meisten über unsere Tour im April und Mai. Es wird das erste Mal sein, dass wir viele neue Songs von „Anthems“ live spielen werden. Wir haben vorgestern geübt und wir sind total gespannt.

Ich bin auch sehr gespannt, weil es so pompös ist! Das finde ich ja super. Gibt es denn heutzutage einen Künstler, an dem ihr euch ein bisschen orientieren würdet oder braucht ihr, weil Ihr ja selbst Musik macht, das nicht?

Simon: Ja, wir hören auf jeden Fall Musik. Bei mir ist es inzwischen so, dass ich von vielen Künstlern nur ein oder zwei Lieder kenne und mich nicht so richtig auf einen Künstler einbrenne, sondern es ist wie eine Playlist im Kopf, die immer mal wieder geändert und ergänzt wird und beeinflusst, was ich für gut und richtig halte, was dann auch in unserer Musik hörbar wird.

Und geht es auch manchmal ein bißchen weg vom Elektro?

Pierre: Total. Wir hören im Tourbus sehr oft Drake oder The National und Interpol oder Passion Pit, vielleicht auch ab und zu Edith Piaf, aber dann werd ich angeschrien von den andern.

Simon: Pierre ist der einzige, der die Texte richtig versteht!

Pierre: Simon hört dann immer nur so´ne Frau schreien.

Simon: Also, das ist schon schön, Pierre, aber wenn man die Texte nicht versteht…

Na, dann empfehl ich mal die Biografie zu lesen, dann wird einem einiges klarer.

Pierre: Ja, aber wir sind ganz neugierig und offen, wenn uns etwas überrascht oder begeistert, was wir noch nicht kennen. So sollte jeder sein, der kreativ ist, immer die Augen und Ohren offen halten für etwas Neues, dass einem den Blick auf die Welt verändert.

Okay, ich frage nur, denn ich bin eigentlich Fotografin und wenn ich an etwas arbeite, kann ich mir andere Sachen nicht anschauen, weil mich das dann einfach verrückt macht.

Pierre: Ja, ich bin manchmal etwas genervt, wenn ich etwas Gutes höre. Es ist eine Mischung zwischen Sauersein und Begeisterung. Sauer, weil ich das nicht gemacht habe. Love and hate at the same time.

Simon: Und so ein bisschen Eifersucht ist auch mit drin.

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Ich kann mir gut vorstellen, dass es für Euch manchmal echt frustrierend ist, wenn Ihr das ganze andere Synthi- und Casiozeug hört.

Pierre: Ach, wir sind aber ganz anders als viele andere Bands. Viele Bands kommen aus London oder Berlin, wir kommen wirklich von überall und haben uns hier getroffen und ich glaube, das ist schon was anderes. Gerade auch wo wir herkommen, das ist sehr wichtig und das hört man auch.
Wenn Du Fotografie gemacht hast, dann kennst du doch bestimmt auch Helmut Newton?

Ja, natürlich.

Pierre: Der war auch ein sehr großer Einfluss für das Artwork. Wir lieben seine Fotos.

Ja, das sieht man dem Cover auch ein bisschen an.

Pierre: Da gibt es dann eine ganz Serie im Booklet.

Und das war Euch auch wichtig, dass es so im Ganzen funktioniert?

Pierre: Ja, wir wollten, dass es im ganzen Konzept funktioniert. Tatsächlich wollten wir erst ein anderes Bild, aber da war ein nackter Po drauf, deswegen ging das nicht. Aber das neue Bild für „Anthems“ finde ich viel schöner.

Durch Spotify und die Downloads wird ja das Artwork nicht mehr so wahrgenommen. Plant Ihr dann eine Limited Edition oder ähnliches für die Leute, die das unbedingt haben wollen?

Pierre: Ja, in der CD auf jeden Fall, da wird das ganz normal verkauft. Und wir nerven, dass wir jetzt auch Vinyl bekommen. Unsere erste Platte gab es auch schon als Vinyl.

Das funktioniert bestimmt gut als großes Booklet.
Ich danke Euch für dieses Interview und ich freu mich schon, Euch live zu sehen!

Pierre: Wir danken, dass wir mit Dir reden durften.

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Ihr neues Album „Anthems“ erscheint am 28. März 2014

Festivals: Hurricane und Southside.

Am 24. April 2014 startet ihre Tour in Erfurt.

Friederike

In einer Höhle voller Bücher von Plattensammlern aufgezogen, sozialisiert in idyllischer Randbezirkplatte durch ABBA, Elvis und Nirvana, schulternwippend in die Kaschemmen und Tanztempel der Stadt gewankt, bin ich jetzt graduierte Popnutte. Schon immer eher Beobachterin als Macherin, frage ich, was die Entscheidung für das Künstlerleben so mit sich bringt.

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