Nun sind die 65. Berliner Filmfestspiele, unsere heissbeliebte Berlinale, rum und an musikalischen Filmen war so einiges geboten. Zu meiner Pein habe ich einfach nicht alle sehen können, aber die hier haben mich doch sehr beeindruckt.
„Dyke Hard“ von Bitte Andersson
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Es ist das, worauf ich schon lang gewartet habe: ein queeres Trash-Musical. Die Geschichte ist schnell erzählt: lesbische Band will zu einem Band Contest und auf dem Weg dahin werden sie von alten Bekannten verfolgt und in die Irre geführt, der Rest ist Sex und Ninjakampf. Das besondere an dem Film ist, dass der Soundtrack wirklich sehr gut ist, was man ja eigentlich nicht unbedingt vermutet. Schmissiger 80er Gitarren-Pop, so würde ich das jetzt mal beschreiben. Und was den Charme dieses Projekts noch mal potenziert ist die Tatsache, dass sich da Freunde aus Spaß zusammen geschlossen haben und daraus eine vierjährige, herzblutigende Zusammenarbeit entstanden ist.
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„Die Abhandene Welt“ von Margarethe von Trotta
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Dieser – doch eher solide – Film handelt von einer Jazzsängerin, deren Vater ein Foto einer amerikanischen Opernsängerin entdeckt, die aussieht wie die eben verstorbene Ehefrau und Mutter. Die Tochter (Katja Riemann) macht sich auf den Weg nach New York und kommt so langsam in den Dunstkreis der Diva (Barbara Sukowa) und so nach und nach entfaltet sich eine wirklich abstruse Lebensgeschichte und -lüge, die aber leider sehr nah an von Trottas Leben ist. Was mir musikalisch an dem Film gefallen hat, ist der Versuch, die Distanz und doch auch die Gemeinsamkeit durch die Erhabenheit der Oper und das vermeintlich lockere des Jazz darzustellen. Am Ende trällern aber doch alle nur Noten. Den Film hat Margarethe von Trotta für die beiden Hauptdarstellerinnen geschrieben, die beide auch sehr viele musikalische Projekte verfolgen. Das ist ein Film für uns Kulturschnepfen jeglichen Alters.
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„Stories Of Our Lives: The Film“ von Jim Chuchu
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Dieser kurze Episodenfilm ist mein absolutes Highlight: es sind fünf Geschichten von und über kenianische Homosexuelle, die ständig der Verfolgung ausgesetzt sind. Das Besondere ist, dass dies alles wahre und anonymisierte Geschichten sind, gesammelt von THE NEST, einem Künstlerkollektiv, welches leider schon über 150 solcher Geschichten in petto hat. Sie sind so intim und in einer vollkommen unaufgeregten Ästhetik erzählt, dass nicht nur ich komplett aufgelöst und verlegen nach den Taschentüchern kramen musste. Der Film hat den Special Award der TEDDY-Jury erhalten und der Regisseur hat bei der Preisverleihung auch ein Tränchen verdrücken müssen und erzählt, dass kein Beteiligter diesen Film jemals sehen wird: er ist in Kenia verboten. Nunja, ich bin erstaunt, wie viele Taschentücher ich dabei hatte…
Und hier möchte ich den Soundtrack empfehlen, welchen der Regisseur natürlich auch noch nebenher eingesungen hat. Er ist eine ganz minimalistisch Mischung aus afrikanischem (oder auch kenianischem) Gesang und elektronischem Geklimper. Und man kann ihn ganz bequem für nicht mal 5€ kaufen, was ich Euch einfach allen ans Herz legen möchte, denn THE NEST braucht uns und die Welt braucht Leute wie THE NEST.
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