Wie ist es so – Jenseits von Millionen?

Jenseits von Millionen Festival

Vorwort (Angela). Heute gibt es einen Gastbeitrag, der uns vom Jenseits von Millionen Festival erzählen möchte, welches vergangenes Wochenende (7. – 8. August 2015) auf der Burg Friedland in der Niederlausitz zelebriert wurde. Wer dieses Festival besucht, spendet mit seinem Ticketkauf 2€ an die Kinderhilfsorganisation Raise a Smile e.V – das ist eine gute Sache, wir brauchen mehr von diesen Projekten!

Lest also nun, wie unsere Gastautorin Nadine Jentzsch das Festival erlebt hat. Ich bedanke mich an dieser Stelle recht herzlich für diesen schönen Bericht!

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Jenseits von Millionen Festival
Abkühlung!

Wie ist es so – Jenseits von Millionen?

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Freitagfrüh ging es los. Eineinhalb Stunden Autofahrt bis uns in Friedland Melonen den Weg zum Zeltplatz wiesen. Intern wird das jährlich am ersten Augustwochenende stattfindende kleine Sommer-Open Air auch Jenseits von Melonen genannt, weshalb man diesem leckeren Gewächs in Friedland häufiger begegnet – in Reinform, als Ballon oder eben als Straßenschild.

So, nun waren wir da. Schnell das Auto geparkt, das Zelt geworfen und zum 4 Kilometer entfernten Leißnitzsee gepilgert – zu Fuß, weil wir Alpha K*v*ns den Parkplatz im Schatten nicht opfern wollten. Nach dem Wüstenmarsch bei 38 Grad Celsius nutzten wir das Bad im See, um uns auf Festival-Betriebstemperatur abzukühlen und erste Kontakte zu anderen Festivalgänger_innen zu knüpfen. Die waren dann auch unsere Rettung, denn sie haben uns auf dem Rückweg mit dem Auto aufgelesen, sodass wir noch pünktlich zum ersten Auftritt in der Burg waren.

Jenseits von Millionen 2015
Strand Child

Auf dem Burghof steuerten wir gleich die improvisierte Dusch-/Sprinklervorrichtung an, die es uns ermöglichte, fast den gesamten ersten Tag in der unbarmherzig sengenden Sonne vor der Bühne zu wippen und zu nicken. Um „richtig“ zu tanzen war es ehrlich gesagt einfach zu heiß. Das fiel auch Strand Child auf, die es mit Humor nahmen, dass sich das Publikum überwiegend weit ab von der Bühne im Schatten aufhielt. Die Lässigkeit der Band, ihre sonnendurchfluteten Songs und Lyrcis („The Sun Don’t Shine“) harmonierten geradezu grandios mit Stimmung und Hitze. Etwas rauher und beschwingter kamen da 1000 Gram daher, die ihre drei Gitarren richtig schön zum Einsatz brachten. Im Anschluss haben die Wahnsinnsstimme und das Charisma von Christian Friedel von Woods of Birnam einen wirklich nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Auch der abwechslungsreiche und ungewöhnliche Musikstil der Dresdner machte Lust auf mehr (vielleicht in Form einer CD!?).

Jenseits von Millionen Festival
Joco

Die Überraschung des Abends waren ungeschlagen Joco. Die beiden Schwestern sind spontan für Ωracles eingesprungen und haben mit kraftvollem, synchronem Feengesang, energetisierenden Trommelkängen und Gitarren- sowie Keyboardeinlagen zum Sonnenuntergang fasziniert. Zum Sommerende, im September, gehen sie auf Tour und verzaubern weiter. Abgsch(l)ossen haben den ersten Tag White Wine, deren experimentelle Tonkunstruktionen die eigene Hardware mehrmals in den Off-Modus zwang, was Joe Haege mit abgebrühtem Humor zu bagatellisieren versuchte. Nach Mitternacht gab es noch eine Aftershow-Party, die dann doch nicht so mit ’ner Berliner Clubnacht mithalten kann, aber soll sie bestimmt auch gar nicht – so weit im Jenseits.

Jenseits von Millionen Festival
White Wine

Gefühlt bin ich dann im Schlafsack zwischen dem Pärchen im Nachbarzelt eingedöst und wachte relativ früh in einem Schnarchkonzert wieder auf. Meine Begleitung hatte gleich durchgemacht und so sind wir mit dem Auto nach Beeskow gefahren um in verbotener Frühe zu frühstücken und anschließend Schwansee zu gucken. Na gut, wir waren baden. Der Schwansee ist 16 Kilometer von Friedland entfernt und man benötigt schon fast einen Geländewagen, um den größtenteils bergaufwärtsführenden, sandigen Waldweg zu bezwingen. Einmal am See angekommen, entschädigen die idyllische Badestelle und das selten klare Wasser für alle Strapazen. An diesem Samstag war es genauso heiß, wie am Freitag, was auch erklärt, warum sich die Badestelle im Laufe des Mittags immer mehr füllte.

Vor lauter Dösen, Nichtstun und Chillen sind wir dann glatt zu spät zum ersten Auftritt des zweiten Tages in der Burg gewesen und haben die Blockflöte des Todes verpasst. Das war bitterschade, denn er soll wohl äußerst gekonnt über Chlamydien sinniert haben, wie begeisterte Anwesende berichteten. Zum Trost sind wir dann gleich in die Friedländer Kirche gegangen, wo dann auch „rein zufällig“ Lea Johnson war und mit ihrer sanften Stimme für ruhige, leicht melancholische Stimmung sorgte. Gleich im Anschluss, auf der zehn Gehminuten entfernten Burgbühne haben Mother Of The Unicorn das im Schatten verharrende Publikum mit entspanntem, rhythmischem Indie unterhalten. Da sich nachmittags die Auftritte auf Burgbühne und Akustikbühne in der Kirche im Zehn-Minuten-Takt abwechselten, sind wir dann schleunigst wieder in die Kirche um Jim Krofts freundlicher Stimme zu lauschen. Etwas später auf der Burgbühne haben Inner Tongue ein ganz klein wenig an Bush und damit an längst vergessene Zeiten erinnert. Abends traten die Bands dann wieder nur noch auf der Bühne im Burghof auf und das Gehetze von Burgbühne zu Kirche und zurück hatte ein Happy End.

Jenseits von Millionen Festival
Leuchtreklame

Wer auf Rock, Indie, deutschsprachige Bands, gute Live-Performances, familiäre Atmosphäre und unaufgeregte Menschen steht, ist hier genau richtig.

Klartext wurde auch gesprochen. Von Isolation Berlin – von wem sonst? Mit bittersüßen Texten, die ganz tief ‚reingehen: Ich hab‘ endlich keine Träume / Freunde / Hoffnung / Angst vorm Sterben mehr, ist der Name hier Programm. Im Kontrast zu den Texten, sind die Melodien leicht und unbeschwert. Völlig high hab‘ ich mir am Merch-Stand gleich das Album „Aquarium“ gekauft. Final abgerundet wurden die Auftritte des zweiten Tages von Wyoming, deren innovativer Musik- und Tanzstil zu einem modernen Gesamtkunstwerk verschmolz und uns melancholisch entrückt in den Abend entließ.

Isolation Berlin
Isolation Berlin

Warum sich ein Besuch des Jenseits von Millionen Festivals lohnt

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Zurück im Diesseits: Das Festival ist nun schon ein paar Tage her und ich zehre noch immer von der ECHT guten Musik, der Sonne und der Entspannung, die ich dort getankt habe. Also wer auf Rock, Indie, deutschsprachige Bands, gute Live-Performances, familiäre Atmosphäre und unaufgeregte Menschen steht, ist hier genau richtig. Das Lineup siedelt abseits der gängigen Popkultur, und so kann es sein, dass man bislang unbekannte Bands für sich entdeckt.  Wer das Festival nur an einem der beiden Tage besuchen will, kommt auch voll auf seine Kosten und bekommt eine Menge geboten. Der Preis für ein Zweitagesticket ist mit 28€ äußerst fair, zumal mit einem Teil der Einnahmen die Kinderhilfsorganisation Raise a Smile e.V. unterstützt wird. Auch die Getränke- und Essenspreise waren OK.

Was man auf jeden Fall verbessern könnte, wäre das zeitliche Timing der Auftritte in der Kirche und auf der Burgbühne. Mitunter hatte man Pech und hat die Hälfte eines Auftrittes verpasst, weil er sich mit dem vorherigen überschnitt. Der Zeltplatz ist nicht direkt neben der Bühne. Die Burg ist etwa fünf Gehminuten vom Zeltplatz entfernt, was keine wirkliche Entfernung ist. Bei großer Hitze kann man sich mit (Melonen-)Eiscreme der Eismanufaktur im Ort abkühlen. Und jedes Jahr kommt die Feuerwehr einmal auf den Zeltplatz und sorgt mit einer Wasserfontaine für Erfrischung. Wem das noch nicht reicht: schöne Seen gibt es auch in der Nähe.

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Hier bei uns auf Soundcloud bekommt Ihr eine PLAYLISTE.

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Fotos: Nadine Jentzsch

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Gastbeitrag

Ich bin viele. Ich habe Spaß am Schreiben und Teilen, darum lest hier auch etwas von mir.

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