Konzert am 09. November 2017 im Privatclub Berlin | Support: Yeah But No
Text und Fotos: Katha Strophe
Um die Pointe in diesem Fall mal vorweg zu nehmen: Der Auftritt des kanadischen Singer Songwriters Leif Vollebekk überzeugte in erster Linie durch sein bemerkenswertes Talent. Dieses Talent wurde allerdings im Laufe der Show zunehmend von latenter Überheblichkeit und einem recht fetten Ego überschattet. Sicherlich ist Leif Vollebekk damit nicht der einzige Singer Songwriter, der eventuell etwas zu viel vom Management und der Fan-Gemeinschaft verhätschelt wurde und den, anders als bei Bands, eben kein_e andere_r Musiker_in ab und zu mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt.
Nichtsdestotrotz konnte er sich in dem, was er gut kann, nämlich Musik machen, auch live wunderbar beweisen. Ohne Worte setzte er sich an sein Keyboard und präsentierte den ersten Song fast komplett mit geschlossenen Augen, nervösem Gesicht und teils a-rhythmischem Schulterzucken. Bis dahin schien sich dieser Auftritt auch eher um einen rein musikalischen und kunstbezogenen Mittelpunkt zu drehen. Nach etwa drei Songs wechselte er dann an die Gitarre. Szenenwechsel sozusagen. Mit einem Mal begann er dann das Publikum anzusprechen, etwas seltsame Witze zu reißen und wurde dabei insgesamt deutlich lockerer. Das allein wäre ja an sich auch gar kein Problem, allerdings war das Publikum zusehends weniger in Stimmung, seine spontanen und teils zusammenhangslosen Fragen zu beantworten und auch als er das Publikum zum Mitsummen animierte, verpasste er leider den Absprung dazu, wieder in sein Solo einzusetzen. Bei einem seiner Songs vergaß er zwischendurch den Text und fragte in die Runde, ob gerade jemand die nächste Zeile im Kopf hätte. Was zunächst als Unsicherheit wahrgenommen werden könnte, haben ihm weder ich noch meine Begleitung abgenommen. Besonders der Textpatzer war etwas unglaubwürdig, da er es irgendwie auf eine zu nonchalante und einstudierte Art vermittelte.
Er weiß um sein Talent und das ist sicherlich auch gut für ein gesundes Selbstwertgefühl, ganz besonders als Bühnenkünstler. Wenn allerdings wie in diesem Fall das Ego überhand gewinnt und es mehr um die Show als um die Musik geht, dann kann das eben auch nach hinten losgehen.
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Musikalisch war (fast) alles im Lot
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Abgesehen davon war es jedoch musikalisch ein überzeugender Auftritt. Seine Stimme ist bemerkenswert klar und harmonisch und bis auf die ganz hohen Töne trifft er alles ohne Mühe. Besonders an der Gitarre scheint er in seinem Element zu sein und geht in seinen Melodien und Texten selbst auf und präsentiert sie sehr gefühlvoll. Auch wenn er das ein oder andere Lied etwas zu lang zog, so überzeugte er an anderer Stelle dann mit sehr harmonischen, fließenden Übergängen zwischen seinen Songs und hat auch den einen oder anderen passenden Improvisationsmoment perfekt über die Bühne gebracht.
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Ich bin und bleibe Leif Vollebekk Fan
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Abschließend möchte ich aber nun auch nochmal betonen, dass ich weiterhin ein Leif Vollebekk Fan bin und seine Musik absolut empfehlen kann. Schade fand ich in diesem Fall eben nur, dass alle Elemente zu einem zeitlosen Musiker vorhanden sind, doch aufgrund seiner fast schon etwas trotzigen Einstellung und dem Versuch, seinen Auftritt möglichst mühelos aussehen zu lassen, steht er sich und seinem Erfolg wohl am Ende einfach selbst im Weg.