Konzert am 29. Juni 2017 in der Max-Schmeling-Halle in Berlin | Support: A Day To Remember + SWMRS
Text und Fotos: Yvonne Hartmann
Hatte ich euch in meiner Ankündigung nicht eine “energiegeladene Live-Performance” versprochen? Wer Blink-182 am 29. Juni 2017 in der Max-Schmeling-Halle sehen durfte, hat diese bekommen. Das Trio Mark Hoppus, Travis Barker und Alkaline’s Matt Skiba scheuten mit aufwendiger Show inklusive Pyrotechnik weder Kosten noch Mühen, bekamen mit ihrem Support von A Day To Remember aber unerwartet starke Konkurrenz.
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A Day To Remember – für alle Blink-182 Fans nicht nur zum Aufwärmen
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Wettertechnisch fiel der 29. Juni buchstäblich ins Wasser – es wollte einfach nicht aufhören zu regnen. Und so bahnte ich mir an besagtem Abend zusammen mit etlichen Blink-182 Fans in triefenden Schuhen, eng an den Hauswänden entlang den Weg durch das kalte Nass von der S-Bahn bis hin zur Max-Schmeling-Halle.
Der Stimmung schien das Wetter jedoch keinen Abbruch zu tun, nicht zuletzt durch die beiden Support-Bands. SWMRS habe ich leider verpasst, aber spätestens A Day To Remember brachten die voll besetzte Max-Schmeling-Halle mit ihrem einmaligen Mix aus Metalcore und Pop Punk aber vor allem mit einer unvergleichbaren Bühnenpräsenz zum Kochen.
Das Rock-Quintett aus Florida fühlte sich ohne Zweifel auf der Bühne zuhause, ließ dem Publikum keinerlei Verschnaufpause und legten eine Ausdauer an den Tag, die man heute bei vielen Bands vermisst. “Endlich mal wieder auf einem ROCK-Konzert” dachte ich, nur leicht irritiert von den gigantischen Strandbälle, die von der Bühne aus über die pogende Menge hopsten.
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Support-Band vs Haupt-Act
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Nach dieser intensiven Show von ADTR war die Messlatte für Blink-182 also überraschend hoch gelegt. Sie lieferten, altes sowie neues Material, ohne Frage “zu voller Zufriedenheit” der Fans. Aber ohne Schlagzeug-Phänomen Travis Barker und aufwändige Pyrotechnik sowie Videoinstallationen hätte heute wohl der Haupt-Act vor der Support-Band den Hut ziehen müssen.
Die Rotznasen-Attitüde, eine gewisse Überheblichkeit und ein in Flammen geschriebenes “Fuck” wirkten auf mich eher aufgesetzt und unreif, als seien sie irgendwie in den 90ern hängen geblieben. Aber vielleicht ist es gerade das, was den Erfolg der Kalifornier bei alten und neuen Fans bis heute ausmacht.
Die Menge schien es jedenfalls zu feiern und Hoppus, Barker und Neubesetzung Matt Skiba schafften es die gute Stimmung oben zu halten. Immer wieder animierten sie das Publikum zum Crowdsurfen und Mitsingen, mit Erfolg – das Publikum war sichtlich in Partylaune. Der Innenraum verwandelte sich sowohl bei Klassikern wie “All The Small Things” oder “What’s My Age Again” als auch bei neuen Liedern wie “She’s Out Of Her Mind” in einen ausgelassenen Hexenkessel.
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Die Travis Barker Show
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Bei mir konnten jedoch weder Hoppus noch Skiba gesanglich den erhofften Nostalgie-Effekt auslösen und mich in meine Teenager-Zeit zurück katapultieren. Aber für Travis Barker’s Drumsolos hat es sich mehr als gelohnt diesen Tag zweimal nasse Füße zu bekommen. Nach einem tragischen Flugzeugunfall 2008 hat er sich zurück ins Leben und auf die Bühne gekämpft und ist besser denn je. Lässig lässt er die Sticks um seine Finger kreisen, um im nächsten Moment all seine Energie und Leidenschaft ins Schlagzeug zu peitschen.
Die Beurteilung, ob Matt Skiba ein würdiger Ersatz für das langjährige Bandmitglied Tom DeLonge ist, überlasse ich an dieser Stelle den eingefleischten Blink-182 Fans. Aus dem Fotograben betrachtet war er mit seinem Beetlejuice-Outfit neben Mark Hoppus jedenfalls das interessantere Motiv.