Konzert am 25. April 2016 im Monarch Berlin
Text: Angela Beyer | Fotos: Stephan Noë
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Ein Konzert voller Hingabe, Schweiß und Rock´n´Roll. Oder Country. Oder Alternative Rock. Nennt es, wie Ihr wollt.
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Ich liebe diese Abende, an denen man zwar mit Lust, aber ohne irgendwelche größenwahnsinnigen Erwartungen ein Konzert besucht und am Ende überrascht und glücklich heimkehrt. Genau dies traf am Montag zu, als ich mich mit meiner Begleitung bei Grant-Lee Phillips im Monarch wiederfand. Wir hatten Euch das Konzert ja bereits mehrmals ans Herz gelegt und sogar Plätze verlost, ich hoffe, der/die ein oder andere war da?!
Wie gesagt, ohne große Erwartungen, eher mit einer Prise Skepsis im Kopf, ob mich dieser Mann solo, lediglich mit Gitarre unter Arm und die Mischung aus Alternative Rock und Country ansprechen würde, da ich – wenn ich ehrlich bin – kein großer Fan von Country bin. An dieser Stelle gebe ich aber zu, gerne „Nashville“ zu gucken. Diese Serie möchte ich Euch auch gleich mal empfehlen, denn was da an Dramen, Intrigen und Liebeleien geliefert wird, toppt GZSZ, Desperate Housewives und Sex And The City zusammengenommen bei weitem.
Ich suchte mir also ein lauschiges Plätzchen, meine Begleitung verschwand in der Masse, um sich vor der Bühne zu positionieren. Das Ergebnis dieser Bemühungen seht Ihr hier in Form von Fotos. Ich war positiv überrascht, dass der kleine und kuschelige Monarch sich doch gut füllte. Auch mag ich es, wenn sich im Publikum alle Altersklassen wiederfinden. Wir waren nicht die Jüngsten! Aber auch nicht die Ältesten, was in Anbetracht Grant-Lees Schaffenszeit auch nicht verwunderlich ist.
Ein Meister der Königsklasse
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Nachdem der Supportact seinen Auftritt beendet hatte, ließ Grant-Lee sich doch relativ viel Zeit, um sich ganz unspektakulär durch´s Publikum auf die Bühne zu schieben. Der „aaaah, endlich! Musik aus, Spot an und jubeln-Moment“ blieb völlig aus. Grant-Lee war das egal, freudestrahlend steht er mit seiner Gitarre auf der Bühne und animiert uns auf seine Art, „hallo“ zu sagen. Das Eis war auf der Stelle gebrochen. Und geschmolzen.
Wenn ich schreibe „ein Meister der Königsklasse“, dann meine ich damit, dass in meinen Augen einiges dazugehört, Menschen von sich und seiner Musik zu begeistern und zu unterhalten, indem man nur auf ein einziges Instrument zurückgreift. Wie viele Menschen mit Gitarre haben wir schon auf der Bühne oder auch woanders erlebt, deren Musik „ganz nett“ war, uns aber nicht im Gedächtnis geblieben sind. Das heißt nicht, dass die Musik schlecht oder der/die Musiker_in unsympathisch ist. Es heißt einfach nur, dass einige es besser als andere draufhaben, in die Seiten oder Tasten zu hauen und mit Charme gesegnet sind, der gut ankommt.
Grant-Lee bearbeitet seine Gitarre und singt sich so sehr in Rage, dass er am Ende des Konzerts komplett durchgeschwitzt ist. Von romantischen Balladen über holprigen Rock bis zu straightem Country spielte er uns eine bunte Mischung aus fast allen Alben. Ich hatte das Gefühl, mit ihm eine Reise durch das staubige Amerika gemacht zu haben: ob Tennessee, Moccasin Creek oder Hot Springs, ich habe noch immer Sand in den Augen. Grant-Lee ist Vollblutmusiker, der sichtlich liebt, was er tut. Während seiner Songs entfernt er sich scheinbar zu den Orten, Personen und Situationen, die er besingt. Der Applaus, der ihm jedes Mal entgegenschlägt, holt ihn sofort zurück zu uns, um auf diesen wundervollen Abend anzustoßen.
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Alles in Budder aufm Kudder
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So hat er es natürlich nicht gesagt, aber er war sichtlich begeistert vom Ausblick. Und es stimmt – man fühlt sich ein wenig wie in einem Boot mit Glasboden. Immer wieder brachte er kleine Anekdoten, fragte, welches Lied wir gerne hören wollen, posierte für die Fotograf_innen, bat um ein großes Glas Bier und zeigte uns seine selbstgemalten Bilder, auf denen Donots, eine Ziege oder Waschmaschinen zu sehen waren. Da ihm die Platten und CDs ausgegangen sind, sollten wir ihn einfach nach dem Konzert ansprechen, falls wir eines der Kunstwerke kaufen wollten. Nachdem Grant-Lee zwei Zugaben geschmettert hatte und wir uns wieder eingekriegt hatten, nutzten tatsächlich einige Fans die Gunst der Stunde, um sich einen echten „Grant-Lee“ zuzulegen. Oder um ihm auf die verschwitzte Schulter zu klopfen, ich konnte es nicht sehen.