„Mr. November“ in Berlin
Konzert am 04. November 2013 in der Max-Schmeling-Halle Berlin.
Pünktlich zum Herbst-Blues lieferten The National den passenden Melancholie-Soundtrack 2013 live in der (leider leicht unpassenden) Max-Schmeling-Halle. Ja, der Sound war nicht der Beste und die Räumlichkeiten waren vielleicht auch zu kühl und abgeklärt – was dann wohl auch auf das Publikum abfärbte. Denn trotz schwerer und umso bewegenderen Zeilen, die Matt Berninger teils singend, teils schreiend der Menschenmasse darbot, gab es wenige bis gar keine Gefühlsausbrüche unter den Leuten. Hier und da zuckte der eine oder der andere mal zum Beat, aber das war´s dann auch schon. Und das bei einem so legendären Ohrwurm-Album wie „Trouble Will Find Me“, welches Hauptbestandteil des abends war. Wenigstens blieb der so sympathisch verwirrte Matt unbeirrt und ließ sich in seinem eigenen Gefühlsmeer treiben, schmiss zwischendurch leicht unkoordiniert eine Weinflasche durch die Gegend, ramponierte regelmäßig den Mikrofonständer und hüpfte dann schließlich zur Zugabe in einem Affenzahn mal eben durch das Publikum. Während die Fans überrascht und die Techniker leicht überfordert waren, verlor sich der 42-jährige einfach darin zu schreien, dass er „Mr. November“ sei. Wie schrecklich wäre es denn auch bitte, wenn er mit seiner eh schon göttlichen Stimme stets auf den perfekten Ton aus wäre.
Schlechter Hallen-Sound und semi-euphorisches Publikum hin oder her – jeder, der sich zu den anonymen Melancholikern und treuen Anhängern der Band zählt, hat das Konzert wohl trotzdem in vollen Zügen genossen und wie ich die Texte zwischen purer Verzweiflung, dramatischem Liebesrausch und tragischem Gefühlschaos, innerlich zelebriert. Außerdem ist es doch auch ein so sympathisches und liebenswertes Bild, wie die Band und vor allem der Frontmann Berninger, mit seinem ständig vollen Weinglas, einen Mix aus tausend authentischen Emotionen und einer herzerwärmenden Unbeholfenheit auf die Bühne bringen.
Weitere Konzertberichte findet Ihr bei Motor.de oder in der Morgenpost.