Text: Inken Petersen, Foto: Nathan Boey
Die kanadische Band Close Talker begleitet mich seit etwas mehr als zwei Jahren, seitdem ich Songs wie „Blurring Days“, „Heads“ oder „By The Lake“ entdeckte. Die beiden ersten genannten Songs befinden sich auf ihrem zweiten Album „Flux“, welches 2015 veröffentlicht wurde. „By The Lake“ ist auf der bereits im Jahr 2013 erschienenen Platte „Timbers“ zu finden, welche jedoch nicht allzu viel Beachtung bekam, und welche sie selbst noch nicht allzu ernst nahmen. „Flux“ verschaffte Close Talker dann einiges an Lob und wurde beim Western Canadian Music Award (WCMA) zum „Independent Album of The Year“ gekürt. Diese fantastische Band besucht uns am 31. Mai 2017 als Support von Scenic Route to Alaska im Privatclub, nachdem sie im letzten Mai zusammen mit Yes We Mystic den Auster Club bespielten und ich nehme das ganze für Euch unter die Lupe!
Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich vor zwei Jahren für meine Prüfungen lernte und nebenbei einem Hamburger Radiosender lauschte, der immer wieder oben genannte Songs spielte und ich nach dem Googeln der Band gespannt dem Album entgegenfieberte. Nun warte ich sehnsüchtig auf das Konzert.
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Erwachsen werden okay, aber bloß nicht zu ernst nehmen
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Close Talker gründeten sich 2012 in der kanadischen Provinzstadt Saskatoon aus vier Schulfreunden, nachdem sie zusammen ein paar Songs auf einer Hochzeit coverten. Seitdem spielen Frontsänger Will Quiring, Gitarrist und Bassist Matthew Kopperud und Drummer Christopher Morien harmonisch-melodiösen Indie-Rock mit Pop-Einflüssen. Nun heirateten zwei der Bandmitglieder selbst und der ehemalige Vierte im Bunde, der Bassist, wurde gegen einen Pedal Bass getauscht. Seit knapp einem Monat ist das dritte Album „Lens“ auf dem Markt, welches durchweg harmonisch und euphorisch daherkommt und dem bisherigen Sound treu bleibt. Vor allem Quirings sanfte klare Stimme steht wie gewohnt im Vordergrund, welche scharfsinnig ehrliche Lyrics, die ausreichend Interpretationsfreiraum lassen, auf eine angenehme und emotionale Weise vorträgt.
Close Talker haben sich die zwischenmenschlichen Beziehungen zum Thema des dritten Albums gemacht und besingen „Brothers“, Fernbeziehungen („Afterthought“) und verblasste Freundschaften („Seasonal Friends“). Was bleibt am Ende übrig?
„Lens“ mag vielleicht auf den ersten Blick etwas glatt und homogen wirken – jedes erneute Hören bringt jedoch etwas bislang Unentdecktes und Spannendes mit sich. Immer wieder denke ich mir aufs Neue:“Hmmm das Lied ist ja doch recht rockig“, „Ach, ist das schööön“, „Hui, das geht ja voran“, „Menno, das Album ist schon wieder vorbei. Gleich noch mal!“
Sie sind wohl erwachsener und sorgfältiger geworden, machen im Gegensatz zu früher auch mal farbige Videos und sind nach wie vor sehr authentisch. Zu ernst nehmen sie sich aber immer noch nicht, wie das neue Video zu „Okay Hollywood“ zeigt, das übrigens ein One-Shot-Video ist. Hier laufen sie ihn Zeitlupe durch Explosionen, verziehen keine Miene und wollen sich über den „Wichtigtuer in uns allen lustig machen“. Dabei sagen sie:“In Wirklichkeit hatten wir alle Angst, einen Feuerball ins Gesicht zu kriegen.“
Wessen Interesse ich bis hierhin immer noch nicht wecken konnte, stellt die Öhrchen vielleicht auf, wenn ich sage, dass die neuste Platte von Matt Peters (Royal Canoe, Waking Eyes) produziert und von Marcus Paquin (The National, Arcade Fire, Local Natives) gemischt wurde.
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Passend dazu kann man den Sound der Kanadier irgendwo zwischen Portugal. The Man, Glass Animals, Local Natives, Arcade Fire & Coldplay einordnen.
Konzerte Close Talker
23.05.17 – Mainz, Schon Schön
24.05.17 – Stuttgart, Cafè Galao
25.05.17 – Münster, Rote Lola
26.05.17 – Wetzlar, Franzis
31.05.17 – Berlin, Privatclub (als Support für Scenic Route to Alaska)
08.06.17 – Köln, Stereo Wonderland
10.06.17 – Hamburg, Knust (About Songs Festival)
Diskografie
2013 – Timbers
2015 – Flux
2017 – Lens