(…) das ausverkaufte Huxleys fühlte sich zeitweise an wie ein großes Klassentreffen der 80er – Generation.
Konzert am 24.04.2017 im Huxleys Neue Welt Berlin
Text und Fotos: Yvonne Hartmann
20 Jahre hat es gedauert bis die Noisepop-Veteranen von The Jesus And Mary Chain endlich wieder live in Deutschland zu sehen waren. Mit ihrem kürzlich erschienenen siebten Album “Damage and Joy” kamen sie Ende April nach Berlin ins Huxleys.
In ihren Band-Anfängen vor über 30 Jahren waren sie für ihre kurzen Shows bekannt, bei denen Ausschreitungen seitens des Publikums und demoliertes Equipment keine Seltenheit waren. Die Erwartungen hielten sich daher vor dem Konzert in Grenzen, obwohl eine Gewisse Vorfreude auch auf das neue Material nicht zu vermeiden war.
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90 MINUTEN ROCK ‚N‘ ROLL MIT NOSTALGIE-EFFEKT
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Gegen 21 Uhr betraten die Schotten um Frontmann Jim Reid überraschend pünktlich die Bühne, mit dem ersten Streich: kaum Licht. Gewusel im Fotograben, Objektive wurden gewechselt und auf Besserung des Lichts beim 2. oder 3. Song gehofft, aber keine Chance. Sie können einfach nicht anders: die Shoegaze-Rüpel haben es den Fotograf_innen noch nie leicht gemacht, womit wir wohl froh sein können, dass wir nur die schlechten Lichtverhältnisse zu beklagen hatten.
Musikalisch ging es allerdings gleich zur Sache. Mit “Amputation” vom neuen Album, “April Skies” und “Head On” verballerte das Quintett mit Jim Reid (Vocals), William Reid (Gitarre), Scott Von Ryper (Gitarre), Mark Crozer (Bass) und Brian Young (Schlagzeug) gleich zu Anfang mehrere seiner bekanntesten Songs. Gewagt sollte man meinen, aber in diesem Fall ein Zeichen dafür, dass die alten Rock-Hasen einiges an Material in petto haben. Bei ihrem unglaublichen Talent für Songwriting überrascht es nicht, dass neue Stücke wie “Amputation” genauso von den Fans gefeiert werden wie die Klassiker “Just Like Honey” oder “Some Candy Talking”.
Emotionale Ausbrüche und Bühnenspektakel waren von den Reid-Brüdern nicht zu erwarten, doch Jim’s ruhige aber kräftige Stimme und der unverwechselbare feedback-infizierte Sound reichten aus, um dem Publikum eine magische Stimmung einzuhauchen und das ausverkaufte Huxleys fühlte sich zeitweise an wie ein großes Klassentreffen der 80er – Generation.
Nach unglaublichen 60 Minuten kündigte Jim den letzten Song des Abends an. Der Zusatz „Aber man kann uns leicht dazu bringen, mehr zu spielen.“ kommt fast ironisch daher, erinnert man sich an ihre 15-minütigen Shows von vor 20 Jahren. Sie kamen nicht nur einmal mit einer Zugabe zurück und wer bei ihrem letzten Berlin-Konzert 1985 dabei war, wurde an diesem Abend mehr als entschädigt.
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Zusatztermin im Oktober in Berlin
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Wer keine Karte mehr für das Konzert im Huxleys ergattert hat, bekommt jetzt noch eine zweite Chance. Denn am 12. Oktober 2017 spielen JAMC ein Zusatzkonzert im ASTRA Kulturhaus.