Mura Masa am 30. Oktober 2017 live im Huxleys Berlin | Support: Goss
Text und Fotos: Julia Silko
Manchmal kann man sich von Leuten, die einen über die Jahre hinweg subtil und unbemerkt beeinflussen, eben doch nicht ganz freimachen. So schießt mir beim Schreiben dieses Konzertberichtes sofort eine Floskel über den Konzertabend mit Mura Masa durch den Kopf, die mein Unidozent immer gerne für Events aller Art benutzt hat und bei der kein Mensch wusste, was genau er damit eigentlich sagen will: Herrlich unaufgeregt das Ganze.
Wer nun die quirlige Musik des britischen Multitalents kennt, den wahnsinnigen Crossover aus HipHop, R’n’B, Pop, Trap und Dubstep, wird mir bei „unaufgeregt“ wahrscheinlich schnell widersprechen. Zu Recht. Hier muss ich genauer erklären: Mura Masa war alleine vom Hören her gemeinsam mit seiner Sängerin, die am Besten mit einer Mischung aus Lary und Nao beschrieben werden kann, schon ein ziemliches Feuerwerk. Die Rap- und Gesangsparts waren hervorragend, die Musik grundsolide.
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„Wahnsinniger Crossover aus HipHop, R’n’B, Pop, Trap und Dubstep.“
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Die Unaufgeregtheit ließ sich eher im Auftreten des 21-jährigen Protagonisten Alex Crossan, wie Mura Masa eigentlich heißt, finden. Dieser überraschte durch eine routinierte, für das zarte Alter höchst professionelle Abgeklärtheit. Unbeeindruckt davon, dass er mal eben allen gezeigt hatte, wie Crossover 2017 funktioniert, ein bisschen schüchtern, aber vor allem ziemlich am Boden geblieben, stand er im hinteren Teil der Bühne und gab sein komplettes Debütalbum „Mura Masa“ zum Besten. Vom Hype um den Musiker war im Allgemeinen nicht viel zu merken, was wiederum der Erkenntnis Platz ließ, welch großes Talent in Crossan schlummert.
Lediglich für die Zugabe „Blu“ kam der Brite vor seinem Pult zum Vorschein und gab dem Publikum einen ganzen Song über Zeit, ihn beim Singen und Musizieren in Ruhe begutachten zu können. Beim Applaus sah man ihn auch kurz, den etwas unsicheren, über so viel Applaus ziemlich glücklichen Welpen Alex, der eigentlich auch nicht genau weiß, wie das alles passieren konnte. Dann aber, Schnitt, nächster Song, back to business.
Abgerundet wurde das Ganze vom dänischen Support Goss, dem seine Verbindung zur Landsfrau und Popprinzessin MØ anzuhören war und der damit sehr gut in die Ohren von Mura Masa Fans passte.
Insgesamt also ein herrlich entspanntes Konzerterlebnis, bei dem man sich gut auf die Musik und das Tanzen konzentrieren konnte. Bei so viel Harmonie ging ich dann auch ganz beseelt nach Hause, glücklich, endlich mal Mura Masa live gesehen zu haben und endlich zu verstehen, was denn „Herrlich unaufgeregt“ eigentlich meint.