New Fall Festival vom 15. – 19.11.2017
Text und Fotos: Julia Silko
Manchmal liegen zwischen dem Vor- und dem Nachbericht Welten: Ist man bei Ersterem noch euphorisch und voller Vorfreude bei der Sache, gibt es für Letzteren viele Gründe, die innere Meckerliese auszupacken: Die Band ist irgendwie doch nicht so gut wie erwartet, die Venue ist zu voll oder stickig, der Sound ist schlecht abgemischt und zu allem Überfluss hat der/die Künstler_in den Text vergessen und der Strom ist ausgefallen. Ist alles echt doof, passiert aber leider. Und dann gibt es die ganz wenigen, wunderschön magischen Konzertperlen, die mit ihrem Vibe einzufangen wissen und einen dann mit erleuchteter Seele wieder zurück in die richtige Welt schicken.
So eine Veranstaltung war das New Fall Festival 2017, das dieses Jahr seinen siebten Geburtstag feiern darf. Ich war zwar das erste Mal dort, dennoch habe ich mit meinem Vorbericht gar nicht so falsch gelegen: Die Veranstaltung entpuppte sich als absolutes Liebhaber_innenfestival, das an den richtigen Stellen gut organisiert wurde: Das Line-Up war sorgfältig ausgesucht und fantastisch zusammengestellt.
Es kamen nicht nur Pop- oder Folkfans mit Tom Odell oder Glen Hansard auf ihre Kosten, auch die manchmal etwas vernachlässigte HipHop-Community durfte den Abriss mit „Regenmacher“ Megaloh feiern. Für die Elektronikfans schauten die Partypeople von Little Dragon vorbei, für ausreichend Herzschmerz und Melancholie haben Julien Baker oder Michael Kiwanuka gesorgt und für wirklich alle, alle anderen gab es Musik von und Standing Ovations für Die Höchste Eisenbahn.
Die Locations waren bunt durchwürfelt und hätten unterschiedlicher nicht sein können, sind aber auch Versinnbildlichung, wo populäre Musik heutzutage alles Raum findet: Nämlich im Konzertsaal ebenso wie neben der Kirche, im Tanzraum oder im Theater. Das Prinzip des wilden Durcheinandermischens wurde in letzter Konsequenz dann auch in den Besucher_innen widergespiegelt, die bei den Konzerten nicht heterogener hätten sein können. Und wo sich die Dinge, Eindrücke und Menschen, Musikstile und Geschmäcker vermischen, da ist Platz, damit Neues und Besonderes entstehen kann. Diese besondere Stimmung war eingebettet in eine herrliche Düsseldorfer Stadtkulisse, die sich wirklich von ihrer goldensten Herbstseite zeigte. Falls die Veranstalter_innen die Besucher_innen also zu guter Musik bekehren und Werbung für ihre Stadt machen wollten: you did get the job done!
Zurück im eisigen Berlin und dem beginnenden Winter bleibt mir im Bezug auf das New Fall Festival eigentlich nur, was mir auch im Bezug auf meinen geliebten Herbst bleibt: Warten auf nächstes Jahr.