Review: Electronic Beats Festival in Köln mit Grace Jones, Woman und Mø

Grace Jones live beim Electronic Beats Festival in Köln Foto MUSIKMUSSMIT
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  • Beitrag zuletzt geändert am:2. November 2018
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Electronic Beats Festival in Köln (18. – 22. Mai 2016)
Bericht und Fotos: Jennifer Gottstein

Das EBF findet 2016 in Köln statt, nachdem schon etliche Städte in Europa in den Genuss kamen, und legt direkt mit Vollgas los: unter den Acts sind nicht nur Grace Jones, Mø, Woman, Honne, Chilli Gonzales und Tony Allen zu finden, sondern es gibt auch eine Menge Kunst, Design und mehr zu entdecken (lest hier meine Ankündigung).

Electronic Beats Festival 2016 in Köln MUSIKMUSSMIT
EBF 2016 in Köln

So gab es beispielsweise eine Kunstausstellung im Jack In The Box – die Location gibt schon einiges her. Ausgestellt wurden futuristische Kunstwerke, die alle einen Bezug zur Musik haben, dabei aber auch Design, Kunst und Technik verbinden. Es konnte mit einer 3D-Brille experimentiert werden und man konnte selbst zu einem digitalen Kunstwerk aus Klang und Video werden, indem man sich vor einer Leinwand bewegt. Die Installationen, die von internationalen Künstler_innen entwickelt wurden, sollten von allen Besucher_innen interaktiv entdeckt werden.

Außerdem hatte das Festival, das in verschiedenen Locations und Venues in ganz Köln stattfand, auch einen Vinylflohmarkt zu bieten, sowie einen Streetfoodmarket, eine Street Art Fahrradtour und kostenlose Open Air Konzerte für jedermann. Die Stimmung war überall entspannt, ausgelassen und sommerlich. Das Herzstück des Festivals – die Musik natürlich – war gut besucht und wurde vom Publikum sehr gut angenommen.

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Grace Jones live im E-Werk, Köln

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Mit der Eröffnungsshow von Grace Jones im Kölner E-Werk startet das Spektakel. Die Show ist erwartungsgemäß ausverkauft und zieht ein sehr gemischtes Publikum an: ob jung oder alt, hier trifft man auf fast jede Altersgruppe. Immerhin ist das auch die erste Deutschlandshow seit sieben Jahren der gebürtigen Jamaikanerin. Während der DJ noch auflegt füllte sich die Menge, die Bühne war mit einem schwarzen Vorhang verdeckt. Dann stoppte die Musik und die Aufmerksamkeit richtete sich nach vorne, doch Grace Jones weiß, wie sie die Stimmung aufheizt. Es ertönten bereits Klassiker aus den 80ern hinter der schwarzen Verhüllung und man rechnete jeden Moment mit dem Erscheinen der Künstlerin, doch die ließ das Publikum weiterhin zappeln. Erst nach 20 Minuten fällt der Vorhang und die Menge tobt.

Grace Jones live beim Electronic Beats Festival in Köln Foto MUSIKMUSSMIT
Grace Jones // Foto: Jenny Gottstein

Grace Jones in einem knappen Kostüm und mit gezackter goldener Maske steht auf dem Podest und singt mit ihrer atemberaubender Stimme. Für mich war es jedoch ein ungewohnter Augenblick, da Jones die Show tatsächlich mit einem Cover von Iggy Pop begann. Doch im Laufe des Konzerts wird es noch einige Cover geben, aber auch Klassiker und nicht zuletzt Songs von ihrem 2008 erschienenen Studioalbum „Hurricane“.

Selbst während der Umkleidephasen, die direkt auf der Bühne hinter einem Vorhang stattfinden, wird das Publikum unterhalten, flüstert sie beispielsweise ins Mikrofon, kommentiert das Umziehen oder stimmt bereits Refrains an. Die Bühnenshow kann sich sehen lassen, denn trotz des reiferen Alters von Grace Jones, wirbelt sie über die Bühne, spielt mit dem Publikum und wechselt des öfteren ihre Bühnenoutfits. Bei den Outfits ist so ziemlich alles dabei, erst halbnackt, dann mit schwarzen Mantel, eine Diskokugel auf dem Kopf, mit der sie das ganze E-Werk ausleuchtet, und weiße Hautbemalung. Mit abgefahrenen Gadgets, wie einer Brille, aus der die Augen rot erstrahlen gibt sie ihren Outfits immer einen absurden Touch, der aber perfekt in die Performance passt. Sie räkelt sich vor ihren Backgroundtänzerinnen und nach einiger Zeit wird auch eine Poolstange auf die Bühne gebracht. Nicht nur ein halbnackter Tänzer, der ebenfalls mit weißer Farbe bemalt ist, schlängelt sich darum und untermalt die Songs mit akrobatischen Einlagen an der Poolstange. Grace Jones wäre aber nicht Grace Jones, wenn sie nicht selbst auch ihre Tanzkünste an der Poolstange vorführen würde und lässt sich das auch nicht nehmen.

Durch ihre ständige Wandelbarkeit und die omnivalente Dramaturgie hat sie das Publikum dauerhaft unter Kontrolle und schwebt mit einer unglaublichen Eleganz über die Bühne. Und nicht nur ihre physische Kondition überzeugte an dem Abend – sie wird kurz darauf ihren 68sten Geburtstag feiern –sondern auch ihr Spiel zwischen Natürlichkeit und Künstlichkeit, ihre androgyne Wandelbarkeit und ihre divenartige Eleganz hauten das Publikum um.

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Woman live im Gloria Theater, Köln

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Ein Heimspiel für die Kölner Band Woman am Donnerstagabend im nicht ganz ausverkauften Gloria Theater. Sie heizten den Massen vor dem Mø-Konzert ein und überzeugten voll und ganz. Seit geraumer Zeit wabert Woman schon durch die Kölner Club-Szene und haben erst vor kurzem ihre Debüt-EP “Fever“ präsentiert.

Im Gloria werde ich überrascht: Ihre authentische Art und Weise ihre Musik zu präsentieren macht das Konzert zu einem tollen Erlebnis. Ihre Liveperformance legt ihrer ohnehin schon großartigen Leistung ihrer zuletzt erschienen EP noch einen drauf. Die Gesänge der Musiker harmonieren auf einer unglaublich angenehmen Art und Weise und lassen die Zuschauer_innen ausgelassen tanzen.
Bemerkenswert ist, wie gelassen die Musiker selbst auf der Bühne erscheinen. Mit einer natürlichen Coolness schmettern sie Songs wie „Don’t Go“ oder „Psychedelic Lover“ hin und lassen das aufgekratzte Publikum nach einem viel zu kurzen Auftritt im Gloria zurück.

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Tourdaten:
05.06.16 Mayfield Derby, Mannheim
11.06.16 Neonfields Festival, Haren
16.07.16 Melt! Festival, Gräfenhainichen
28.07.16 Appletree Garden Festival, Diepholz
11.-13.08.16 Haldern Pop Open Air, Haldern
21.09.16 Reeperbahnfestival, Hamburg

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Mø live im Gloria Theater, Köln

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Nach dem wunderbaren Konzert von Woman dauerte es nicht lange bis auf die Bühne sprang. Kurz nach 21 Uhr wirbelte sie ohne große Ankündigung auf die Bühne und legte direkt los, Songs von ihrem aktuellen und bisher einzigen Album „No Mythologies to Follow“ zu schmettern.

MØ live in Köln EBF Bericht MUSIKMUSSMIT
MØ live in Köln // Foto: Jenny Gottstein

Die Fans waren außer sich und es wurde wild getanzt und lauthals gefeiert. Und auch Mø scheint es unglaublich viel Spaß zu machen, die energiegeladen und voller Emotionen auf der Bühne auf und ab springt. Mit ihrer prägnant originellen Stimme präsentiert sie Songs wie „Kamikaze“, „Glass“ und ihren neuesten Track „Final Song“. Bei ihrer Performance hat man eher das Gefühl auf einem Punkfestival zu sein, da sie hemmungslos die Bühne rauf und runter rennt und auch einfach in die Menge springt, um die Stagediving-Fähigkeiten ihrer Fans zu testen. Immer wieder sucht sie den Kontakt zur Menge und bringt die Fans – die anfangs noch ein wenig zurückhaltend waren – am Ende zum Ausrasten. Es macht großen Spaß Mø live zu sehen, da sie spürbar viel Spaß auf der Bühne hat, der sich automatisch auf die Zuschauer_innen zu übertragen scheint.

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Livedaten:
03.06.16 Mayfield Derby, Mannheim
05.10.16 Postbahnhof, Berlin
07.10.16 Mojo, Hamburg
09.10.16 Gloria, Köln

Insgesamt war das Telekom Electronic Beats Festival ein voller Erfolg und konnte durch Diversität und modernem Rahmenprogramm voll überzeugen. Die Künstler_innen, die die Telekom nach Köln geholt hat, waren von Weltrang und auch nicht allzu oft in dieser Medienstadt anzutreffen. Auch die Ticketpreise für die einzelnen Veranstaltungen waren zu vertreten (Woman + Mø für 15€). Wir sind gespannt, mit welcher großartigen Idee die Telekom Electronic Beats als nächstes kommt.

Jenny

Aufgewachsen in einer zugegebenermaßen recht unmusikalischen Familie fing ich früh mit dem Schlagzeug spielen an, das ich aber aus Platz- und Lärmgründen während meines Philosophiestudiums aufgeben musste. Seither beschäftige ich mich einfach passiv mit der Musik und versuche erst gar nicht mehr meinen Geschmack einzugrenzen, denn je mehr desto besser. Immer. Überall. Ich höre u.a. Musik von Beatsteaks, Chance Waters, Moop Mama, Ratatat, Dendemann, Miike Snow, Hein Cooper, Tüsn, LOT.

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