Konzert am 13. Dezember 2015 im Velodrom
Text: Angela und Rike
Stimmgewaltiger, zauberhafter Wirbelwind
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Florence + The Machine. Dass wir Riesenfans vom neuen Album „How Big, How Blue, How Beautiful“ sind, haben wir schon öfter verlauten lassen. Ich konnte nicht umhin, mir das Album sofort auf Vinyl zu holen, eine kostspielige Gepflogenheit, die ich mir bei Lieblingsalben angewöhnt habe. Als ich hörte, dass Florence Welch und Band mit ebendiesem Album auf Tour gehen, gab es kein Halten mehr. Bereits im Juni war ich im Besitz der Karten, soweit ich mich erinnere, war das Konzert im Nu ausverkauft. Nicht oft bin ich bereit, solch Summe auszugeben, aber in diesem Fall gab es einfach keine andere Wahl: Florence + The Machine im Velodrom, ein Muss für jemanden, die so verliebt ins jüngste Werk ist.
Dabei war ich bis dato noch nicht einmal (großer) Fan von Florence + The Machine. Man kennt viele Lieder, ums Debüt „Lungs“ (2009) mit Hits wie „Dog Days Are Over“ oder „You’ve Got The Love“ kam man nicht vorbei, auch das zweite Werk „Ceremonials“ (2011) hielt Kracher wie „Shake It Out“ oder „Lover To Lover“ bereit. Waren diese beiden Alben eher von Herz- und Trennungsschmerz geprägt, scheint ihr mit „How Big, How Blue, How Beautiful“ ein Befreiungsschlag aus dem emotionalen Sumpf gelungen zu sein.
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Ein Konzert für die Ewigkeit
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Wir sind glücklich über eines der besten Konzerte, die wir in diesem Jahr und überhaupt erleben durften. Verglichen mit dem Konzert im März 2012 in der Columbiahalle hatte man das Gefühl, eine andere Person steht da auf der Bühne: damals schlecht gelaunt und distanziert, mit viel Gekreische und schlechtem Sound versehen, erlebten wir gestern eine zuckersüße Florence Welch, die richtig Lust hatte, Liebe unters Volk zu bringen.
Wie tausend andere kamen wir also am Velodrom an und reihten uns erst einmal brav in die Schlange, die recht breit und lang war. Das kann ja was werden. Und wie! Recht zügig waren wir an der Einlasskontrolle vorbei, haben Jacken abgegeben, Toilette besucht (Aufregung!), Getränke geholt und uns einen Platz auf den Rängen gesichert. An dieser Stelle sei schon mal die gute Organisation gelobt – das ganze Prozedere, das mich bei kleineren Konzerte wie beispielsweise im Astra nervt, war hier nicht vorhanden. Und dann spielte die Vorband. Wie Palma Violets es geschafft haben, Support von Florence zu werden, ist mir ein Rätsel. Das Gegröle und die überheblichen Rocker-Attitüden fanden bei mir wenig Anklang. Thema an dieser Stelle beendet.
Kaum hatte die Vorband ihr letztes Wort ins Mikro geschrien, da wurde auch sogleich rumgewerkelt und umgebaut. Unser Aufregungsbarometer war auf vollem Anschlag. Alleine der Pailettenvorhang versprach schon einiges. Und dann ging´s los, die Band betrat die Bühne. Darunter: Drummer, Backroundsängerinnen, Harfenist, Gitarrist, Streicherinnen und so weiter. Florence, wie gewohnt Barfuß, in weiß gekleidet, lief vor der Bühne den berühmten „Fotograben“ entlang, um Blumen zu verteilen. Och, welch liebe Geste, damit waren auch sofort das Eis und sämtliche Herzen geschmolzen. Den Anfang machte „What The Water Gave Me“, gefolgt von „Ship To Wreck“. Es wurde fleißig mitgesungen und geklatscht, bei „Third Eye“ sollten alle ihre Telefone wegstecken. Florence ist eben im Herzen ein großes Hippie-Mädchen, die immer wieder von Liebe und in dem Fall auch von bewusstem Erleben sprach. Sie forderte uns dazu auf, den/die Nachbar_in zu umarmen und Küsschen zu geben. Hippie-Zeugs eben.
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Bei „You´ve Got The Love“ fragte Florence dann eine Dame in der ersten Reihe, ob sie ihre Freundin heiraten möchte. Ich habe nicht verstanden, wie es dazu kam, auf jeden Fall standen die zwei plötzlich auf der Bühne und der Heiratsantrag wurde gemacht. Somit befanden wir uns plötzlich auf einer „Engagement Party“ und die Halle stand Kopf. Rike, zu meiner rechten, hatte stark mit den Tränen zu kämpfen. Aber das hatte sie eigentlich die ganze Zeit, was ich ganz gut nachvollziehen kann…Nach „You´ve Got The Love“ waren die Tränen dann auch erstmal wieder getrocknet. Der Titelsong „How Big, How Blue, How Beautiful“ durfte natürlich nicht fehlen – wie Florence berichtete, entstand der Song am Ende ihrer letzten Tour, wo sie „full of love for everyone“ war. Der Himmel verbindet uns alle, ist er doch ständig über uns und nun möchte sie uns mit diesem Song diese Liebe schenken. Schon wieder Hippie-Zeugs! Aber süß.
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Das Publikum nett im Griff
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Mir war nicht bewusst, dass Florence so ein Wirbelwind ist – ob Pirouetten, Ausdruckstanz oder weite Hüpfer, sie hat´s einfach drauf. Florence ist faszinierend, authentisch und toll. Egal, zu welcher Seite sie sich wandte – das Publikum war ganz mit ihr. Florence sagt: klatscht! Alle klatschen. Florence sagt: hüpft! Die Halle bebt. Mehrmals stellte sich sich direkt vor die Fans in der ersten Reihe, um Hände zu schütteln und Streicheleinheiten zu verteilen. Kurz dachten wir, sie würde gleich stagediven. Bei „Dog Days Are Over“ sollten wir ein Kleidungsstück ausziehen und es über dem Kopf schwingen. Das taten meine Begleiterinnen auch kräftig, sehr zum Leidwesen meiner ohnehin schlecht sitzenden Frisur. Nach zwei Zugaben entschwand sie dann hinter der Bühne uns ließ uns schmachtend zurück mit Pipi in den Augen. So ganz habe ich ihr noch nicht verziehen, dass sie uns „Long & Lost“ vorenthalten hat, aber man kann nicht alles haben. Insgesamt hat sie eine sehr schöne Balance zwischen bekannten Klassikern und neuem Stoff geboten. Danke, Florence + The Machine <3! Berlin liebt Dich und wir Dich sowieso!
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Hamburg, München und Düsseldorf – wir wünschen Euch viel Spaß mit Florence + The Machine und hoffen, Ihr geht genauso beseelt wie wir nach Hause!
Diskografie:
2009 Lungs / Between Two Lungs
2011 Ceremonials
2015 How Big, How Blue, How Beautiful