Die Antwoord am 14.08.2018 live in der Wuhlheide Berlin | Support: Moonchild Sanelly + Moonbootica
Text und Fotos: Yvonne Hartmann
Was versetzt die Berliner_innen an einem Dienstag in Wochenendstimmung?
Wie bringt man die Kindlbühne in der Wuhlheide zum Beben?
Und wie erschafft man aus Wellblech, zwei Wäscheleinen und ein paar Kleidungsstücken ein ausgefallenes Bühnensetting?
Die Antwoord … zu all unseren Fragen hatten im wahrsten Sinne des Wortes kürzlich Watkin Tudor Jones (alias Ninja) und Yo-Landi Visser. Zusammen mit DJ Hi-Tek verwandelten sie an diesem Abend die Berliner Wuhlheide samt Publikum in einen tanzwütigen Hexenkessel.
Zuvor bereits aufgeheizt, erst von der Sonne und dann vom sozialpolitisch aufgeladenen „Ghetto Funk“ der ebenfalls aus Südafrika stammenden Sängerin Moonchild Sanelly sowie dröhnenden Bässen und Dance Tunes des hamburger DJ Duos Moonbootica, war das Berliner Publikum schon in bester Partylaune, als Die Antwoord das Zepter übernahmen.
Während der von oben bis unten tätowierte Rapper Ninja uns seine Goldzähne zeigte, mal den Bad Boy mimte, uns im nächsten Moment seine Kinder nannte, sprang Sängerin Yo-Landi mal im Oversized Hoodie und dann in Hotpants wie ein Flummi über die Bühne. Ihr Zef-Style und die Proletenattitüde mögen für den/die ein_e oder andere_n gewöhnungsbedürftig wirken und vielleicht haben Die Antwoord auch deshalb noch nicht den Mainstream-Status erreicht. Erkennt man aber die Thematisierung von sozialpolitischen Brennpunkten und gesellschaftlichen Missständen in ihren Texten, so scheint auch der aufgesetzte White-Trash-Stil wieder Sinn zu machen.
Vor diesem Hintergrund ließ auch das kreative Bühnenbild keinen Platz mehr für Fehlinterpretationen und schickte uns auf eine bizarre Entdeckungsreise. Begleitet von zwei Tänzerinnen sendete DJ Hi-Tek seine Tunes von aus Wellblech modellierten Podesten in die laue Sommernacht. Mit Wäscheleinen, Metallfässern und Graffitis dekoriert erinnerte das Setup an die während der Rassentrennungspolitik in Südafrika angelegten Townships wie z.B. Soweto in Johannesburg.
Sechs große ins Bühnenbild eingebaute Bildschirme zeigten lodernde Flammen, abstrakte Visuals, dunkle Kreaturen oder tarnten sich einfach als Fenster und Türen der Wellblechhütten.
Zurück zu den Protagonist_innen Ninja und Yo-Landi: die beiden Energiebündel gaben von den ersten einleitenden Bassdrums bis zur letzten gerapten Zeile Vollgas und hatten keine Mühen, das Publikum mitzuziehen. Selten habe ich unter der Woche auf einem Konzert eine solch ausgelassene Stimmung erlebt, die ihre Höhepunkte natürlich mit Klassikern wie „Ugly Boy“ oder „House of Zen“ hatten.
Zusammengefasst: Die Antwoord ist 90 Minuten Rap-Rave Wahnsinn mit explosivem Sound und visuellem Orgasmus.