Da ist es schon wieder vorbei, das Berlin Festival 2014, auf das ich mich Jahr für Jahr – trotz regelmäßiger Pannen – freue. Treu ergeben bin ich auch dieses Jahr hingepilgert, das Line-Up klang vielversprechend. Gedämpfte Freude stellte sich ein, als es hieß: Ortswechsel. Darüber wissen wir ja nun alle ausreichend Bescheid, einen kleinen Vorbericht meinerseits könnt Ihr könnt ihr hier nachlesen.
Liest man sich durch´s Netz, so könnte man meinen, das Festival war eine einzige Katastrophe. Ich resümiere einmal, welch Kommentare hängengeblieben und welcher Gesamteindruck, objektiv betrachtet, sich für mich daraus ergibt. Am Samstag waren die Besucher_innen nicht besonders gut drauf, die Stimmung war depressiv. Die Preise waren gepfeffert, nicht einmal Wasser bei den hohen Temperaturen mitbringen zu dürfen war richtig mies. Das Gelände war zu eng, der Sound, insbesondere in der Arena, schlecht. Zu lange Wartezeiten an den Biertresen und an den Essensständen. Zu wenig Platz im White Trash und im Glashaus, man kam teilweise nicht mehr rein, um einen Act zu sehen. Mal wieder nervige Schleusen, die man passieren musste, um zum Badeschiff zu gelangen. Bei Regen durfte man sich mancherorts nicht unterstellen, homophobe und allgemein diskriminierende „Gesänge“ von der Splash! Bühne. Luftprobleme im Glashaus, das Line-Up war schlecht, die Headliner fehlten. Mülleimer und Dixies stanken und waren schlecht aufgestellt, pöbelndes Personal. Es war furchtbar, für´n Arsch, nie wieder Berlin Festival, burn Berlin Festival.
Ich kann die Menschen schon verstehen. Das Arena-Gelände ist zwar „ganz nett“, allerdings nicht mit der einst vorhergesehenen Location zu vergleichen. Dort gab es, zumindest in den letzten Jahren, vor den Bühnen Platz für alle. Ich wollte über den Ortswechsel nicht schmollen, positiv denkend und immer offen für Überraschungen genossen wir zuerst einmal das tolle Wetter. Irgendwie habe ich sogar die kilometerlangen Menschenschlangen vermisst, die ausgelassen dem Eintritt entgegenfieberten. Stattdessen wurde auch meinem Tetrapack Wasser der Eintritt verwehrt. Das kann ich echt nicht verstehen, mit so einem kleinkarierten Mist macht man sich die letzten wohlgestimmten Menschen abtrünnig.
Schade war natürlich, dass man bei Sonnenschein ins Dunkel der „Scheune“ (Arena) verschwinden musste, um die „großen“ Bands zu sehen. Leider stimmt es, das Glashaus glich einem „Tropenhaus“, bei Mount Kimbie wurde irgendwann dicht gemacht, weil es einen zu großen Andrang gab. Ich habe Toilettengänge und Bierholaktionen so zurechtgelegt, dass mir längere Wartezeiten erspart blieben. Jedes Mal, wenn ich an der Pommes-Bude vor der Scheune entlangging und die hungrigen Menschen anstehen sah, hatte ich großes Mitleid.
Das Line-Up war meiner Meinung gut, das absolute Highlight war Woodkid. Episch, pompös, funkensprießend, groß und emotional war es, herrje, wie oft hatte ich Pipi in den Augen. Und ich weiß, es ging nicht nur mir so. Wer die Chance hat, den Knaben live zu sehen, sollte sich die Möglichkeit auf gar keinen Fall entgehen lassen. Ich hatte das Vergnügen, die ersten 30 Minuten in der 2. Reihe zu stehen, bis mich leider die Toilette rief. Aber auch von weiter hinten hat das Konzert volle Wirkung gezeigt, die Scheune hat getobt, das Publikum war außer Rand und Band.
Gute Stimmung hat auch Coely mit ihrem wummernden Hip Hop Sound gemacht oder Neneh Cherry, sich schlauerweise sehr passend für´s Tropenhaus kleidete und vollen Einsatz zeigte. Obwohl ich gerne Hip Hop höre war mir die Splash!-Proll-Bühne ein bisschen zu prollig, weswegen ich dort nur sehr kurz verweilte. Die „Beach-Bühne“ kam ganz gut an, die Acts waren schließlich hochkarätig. Leider war es aber auch hier ständig zum auf-die-Füße-treten voll.
Im Freundeskreis gibt es zumindest eine eindeutig positive Meinung: „ganz toll mit mehreren Highlights“ (Zappen Duster). Andere sind hin und hergerissen – die Location passe zu Berlin und die Acts waren gut ausgewählt. Die Indoor-Atmosphäre allerdings fühlte sich seltsam an.
Findet das Festival im nächsten Jahr wieder auf dem Tempehofer Feld statt, bin ich bestimmt wieder dabei. Findet es wieder auf dem Arena-Gelände statt werde ich vermutlich das erste Mal seit 5 Jahren fernbleiben.
Nächstes Jahr wird es wohl wieder ein Festival geben, zumindest kündigt die FB-Seite des Berlin Festivals das schon mal an. Wer weitere Berichte lesen möchte darf gerne auf folgenden Seiten vorbeischauen: