Ehrlich, ungeschönt und mit Martin Kohlstedt´s Filmmusik
***
Der Dokumentarfilm ist z.B. noch bis zum 21. Mai 2018 im Lichtblick Kino Berlin zu sehen.
Text: Inken Petersen
Wer von Euch war denn schon mal in der Halong-Bucht? Smaragdgrünes Wasser, wilder Regenwald, traditionelle Dschunkenfahrten und Inseln mit lustigen Namen wie „Steinhund“ oder „Teekanne“. Idylle Pur! Die mystische Bucht im nordöstlichen Vietnam lockt jährlich rund 11 Millionen Besucher_innen zum Tauchen, Klettern oder Wandern an.
***
Ein etwas anderes Porträt der Halong-Bucht
***
Der Berliner Regisseur Duc Ngo Ngoc porträtiert in seinem Werk „Farewell Halong“ den 46-jährigen Nguyen Van Cuong und seine Familie. Sie und ein paar andere Familien leben seit Generationen auf selbstgebauten schwimmenden Häusern auf dem Wasser der Halong-Bucht. Die vietnamesische Regierung will die Familien auf das Festland umsiedeln, da sie zu viel Müll produzieren und den Tourismus behindern würden und die Bucht zum Weltnaturerbe gehört. Zwei Stunden entfernt wurde eine Siedlung mit Strom und fließend Wasser gebaut, was im wahrsten Sinne des Wortes Neuland für die Familien darstellt. Sie zögern es soweit hinaus wie es nur geht, bis sie 2014 aufs Festland ziehen müssen, obwohl das Wasser inklusive Floß ihre Heimat und zugleich wirtschaftliche Grundlage sind. Was passiert also, wenn man ihnen beides nimmt? Bleibt die Familie an Land? Wie wird es sie verändern? Fluch oder Segen?
***
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
***
Der in Weimar und Babelsberg studierte Duc Ngo Ngoc beschäftigte sich drei Jahre mit der Bucht und den Menschen, filmte sie und begleitete sie und das Umsiedlungsprojekt mit der Kamera. Absolut ehrlich und ungeschönt wird deren Geschichte erzählt. Duc schafft es, dass man sich fühlt, als wäre man vor Ort, als wäre man selbst auf den schaukelnden Häusern, würde mit den Familien umziehen und jede_r, der/die auch nur einen winzigen Funken empathiefähig ist, muss einfach mitfühlen.
***
Filmmusik vom Herrn Kohlstedt
***
Während des Studiums in Weimar lernten sich Duc und der Pianist Martin Kohlstedt kennen und wenn Martin nicht der ideale Typ ist, um Filmmusik zu machen, weiß ich auch nicht. Genau so kam es dann und die beiden trafen sich in Halle an der Saale, um die Musik für den Dokumentarfilm zu produzieren. Immer wieder, ganz unaufdringlich, begleitet sie den Film und untermalt die Schönheit der Halong-Bucht und die Tragik der Schicksale der Menschen.
Ich sah den Film vor einer Woche im Lichtblick-Kino in Berlin. An dem Tag lief er in Anwesenheit des Regisseurs, der danach noch Fragen beantwortete. Eine ältere Dame fragte, wer für die Musik verantwortlich war und ließ ihrer Begeisterung freien Lauf. So gewinnt man neue Fans!
Seit dem 9. April 2018 habt ihr die Möglichkeit, diesen tollen Film in ausgewählten Kinos zu sehen. In Berlin läuft er noch bis zum 21. Mai 2018 im Lichtblick-Kino. Lasst Euch das nicht entgehen!
Infos über den Regisseur Đức Ngô Ngọc
- geboren 1988 in Hanoi, Vietnam
- Umzug nach Berlin im Alter von fünf Jahren
- studierte Mediengestaltung/Medienkunst an der Bauhaus-Universität Weimar
- Mitbegründer von „KAMMER11 Filmkollektiv“
- studiert seit 2015 Regie an der Filmuniversität Babelsberg
Filme
- Wie man ein Rohr verlegt (2012)
- Entwurzelt (2014)
- Research Refugees (2016)
- Obst & Gemüse (2017)