Techno im Orchestergraben oder auch einfach „Ganz, ganz großes Kino“
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Konzert am 25. Februar 2017 im Funkhaus Berlin
Text und Fotos: Katharina Blum
Es ist dunkel in Treptow-Köpenick. In Schwärmen laufen am Samstag Abend junge Menschen zur Spree.
Durch einen langen Garten, entlang an einem gigantischen Bauwerk, zu dessen versteckten Eingang.
Einlass im Funkhaus Berlin ist schon zwei Stunden vor Beginn der Show. In der Eingangshalle spielt Musik, aber der Konzertsaal wird streng bewacht. Eine leicht aufgekratzte Stimmung. Hunderte im Schnitt sehr hippe, junge Menschen strömen hastig die Treppe hoch, als diese freigegeben wird.
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Abstrakte Formen und Linien, ungewöhnlichen Rhythmen und dunkle Bässe und Synthiesounds
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Das Konzert im alten DDR-Rundfunkgebäude ist ausverkauft. Schnell wird es im riesigen Konzertsaal warm. Wir sichern uns die besten Plätze – oben, Mitte. Die meisten setzen sich, am Rand und vorn im Orchestergraben wird gestanden. Vor der gewaltigen Orgel hängt eine riesige Leinwand, darunter das fast mickrig wirkende Pult. Es wird dunkel und die Atmosphäre hat etwas von Kino. Nur größer und quasi 4D, weil der Bass alles durchdringt. Ryan Lee West aka Rival Consoles ist hinter seinen Gerätschaften kaum zu sehen. Die Visuals überragen alles; abstrakte Formen und Linien zucken in ungewöhnlichen Rhythmen zu atmosphärischen, dunklen Bässen und Synthiesounds. Es ist wie bewusstes, aktives Musik hören. Nur dass die Musik und Visuals einen so hineinziehen, dass man zum passiven Objekt wird, das da einfach nur sitzt oder wippt und genießt.
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Von abstrakt organisch wachsenden Gebilden, Zellstrukturen und Blumen
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Nach einer Pause steht Max Cooper am Pult und packt die unterschiedlichsten Tracks aus – Altes wie Neues, Verträumtes wie schnell Tanzbares. Dazu erzählt er in seinen Bildern auf der Leinwand ganze Geschichten. Von abstrakt organisch wachsenden Gebilden, Zellstrukturen und Blumen bis hin zu einer Comicparodie auf Trump, der mit Robotern in den Krieg zieht.
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Die Tanzfläche wird voller. Wenn man mal den Blick von der enormen Projektionsfläche reißen kann, schließt man die Augen und tanzt. Ein Konzert, das nicht nur von der enormen Musik und Bässen der beiden Briten lebt, sondern genauso von den Bildern auf der Leinwand und vom Klang und der Atmosphäre des Raumes. Ein sehr sehr schönes Erlebnis. Schade nur, dass die beiden sich nicht noch für den ein oder anderen Song zusammengetan haben.
Nach dem Konzert gibt es dann noch eine Aftershow-Party unten in der Eingangshalle. Musikalisch kann nach diesem Konzert nur leider schlecht so ein bisschen Clubmukke das Gemüt mitreißen.
Ich kann nur jedem ein Konzert von Rival Consoles und Max Cooper und allein schon die Location sehr empfehlen.
Weitere Highlights im Funkhaus
30.03.17 – Giegling – ausverkauft
04.04.17 – Hauschka
21.04.17 – Clark & Nathan Fake
18.05.17 – Ambiq & Ricardo Villalobos
09.06.17 – Terry Riley & Gyan Riley