Konzertbericht: Jagwar Ma + Klangstof live in Berlin

Jagwar Ma Konzertbericht Berlin MUSIKMUSSMIT

Konzert am 10. März 2017 in der Kantine am Berghain Berlin
Text und Fotos: Inken Petersen

Es ist Freitag und ein Konzert steht an! Jagwar Ma spielen in der Kantine am Berghain, das kündigte ich Euch vor kurzem an. Ach, die Kantine…ich liebe sie, aber ich hasse sie. Tolle Bands trifft man hier, aber bisher erlebte ich noch kein Konzert, bei dem ich auch vom Publikum so richtig begeistert war. Das soll nicht abwertend klingen, aber wenn ich eine Band höre, zu der man tanzen kann, dann tanze ich auch. In der Kantine bestätigte sich meine Annahme jedoch des Öfteren leider nicht. Rumstehen und cool aussehen war dann eher wichtiger.

Aus sicherer Quelle bekam ich jedoch die Prophezeiung, dass das bei dem Jagwar Ma Konzert anders wird. „Die Leute haben Bock!“, klar davon geht man aus, wenn ein Konzert ausverkauft ist. Also möchte ich nicht voreingenommen sein und begebe mich in die Kantine. Hier stehen schon ein paar Leute draußen, im Kaminzimmer und im Konzertraum herum und einige haben sogar bereits die erste Reihe platziert. Meiner Erfahrung nach ein seltenes Bild für diesen Ort, aber es stimmt mich doch gleich ganz positiv und ich suche mir wirklich, wirklich gespannt die letzte freie Lücke in der ersten Reihe.

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Klangstof – Was für ein Stoff, bitte?

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„Wer wird die Vorband sein?“ – „Klangstof“ – „Aha, klingt ja witzig und irgendwie nach einem komischen DJ.“
Die holländische Band mit dem lustigen Namen betritt wenig später die Bühne und ich darf mir die Show der vier Amsterdamer Boys ansehen und -hören, welche nicht nur mit Wolfs-Mond-Motiv-bedrucktem Pulli bestechen, sondern mit einem Sound, mit welchem sie bereits den niederländischen Edison Award in der Kategorie „Best Alternative“ in diesem Jahr abräumten. In letzter Zeit hatte ich nicht so ein großes Glück mit Vorbands. Das waren eher immer so Aushalte-Momente vor der eigentlichen Band, welche ganz schnell vorbei gehen sollten.

Klangstof Konzertbericht Berlin MUSIKMUSSMIT
Klangstof

Klangstof machen hier einen Schnitt in der Timeline. Es gibt doch noch Supports, deren Melodien beim Lauf durch meinen Gehörgang in kleine herzförmige Noten verwandelt werden. Genau in diesem Moment fällt mir ein, dass Klangstof für das Appletree Garden Festival angekündigt wurden und jemand kommentierte, dass er sich wahnsinnig auf die Jungs freut. Da kann ich völlig mitgehen. Auch das Publikum in der Kantine wackelt ein wenig mit. Richtig getanzt wird noch nicht, aber „Hej!“, wollen wir nicht meckern.

Die zwei Damen neben mir unterhalten sich zwar lautstark wie beim Kaffeklatsch, aber ich und auch sicher ein paar andere lauschen den entspannten Klängen der Holländer. Lieber Leser/ Liebe Leserin, hör Dir doch mal bei Gelegenheit „Hostage“, „Sleaze“ oder „Amansworld“ an.

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Die haben Bock!

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Nach einer kurzen Pippi-Umbau-Getränke-Pause betreten Jagwar Ma die Bühne, bzw. erstmal der Gitarrist, Schlagzeuger und Produzent Jono Ma, welcher heute einen Mischpult mit ungefähr 2648 Knöpfen vor sich hat und anfängt daran zu drücken, drehen und zu schalten. Er könnte ebenso eine DJ-Größe sein, welche uns heute an den Turntables beglückt. Los geht´s! Ja, die Leute haben Bock, denn es wird erwartungsvoll zugehört, gewippt, geklatscht und gerufen. Der Bassist Jack Freeman und Leadsänger und Gitarrist Gabriel Winterfield kommen dazu und die Stimmung steigt. Eine gute Mischung des ersten Albums „Howlin“ und des zweiten Albums „Every Now And Then“ wird gespielt und die Masse tanzt wie wild zu Songs wie „Loose Ends“, „Uncertainty“, „What Love“, „OB1“, „Give Me a Reason“, „Ordinary“, „Come Save Me“ und „Slipping“.

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Jagwar Ma geben wirklich alles und in dem Moment, in dem ich die Augen schließe, fühle ich mich in einen winzigen Underground-Techno-Club versetzt und auch die Menschen vor und hinter mir scheinen sich völlig in Ekstase zu tanzen. Der ein oder andere Track wird erweitert, ausgebaut und endet in einer Art Mini-Set. Viel Zeit zum Klatschen lassen uns die Australier nicht, denn die Übergänge sind fließend und so kommt man gar nicht aus dem Tanzfieber heraus.

Jagwar Ma Konzertbericht Berlin MUSIKMUSSMIT

Etwas unterfordert wirkend regt der Bassist Jack Freeman immer mal wieder zum Klatschen an, doch auch dafür hat das Publikum nichts übrig, denn die Arme der Fans wirbeln wild herum. Winterfield´s Gesang beeindruckt mich auch noch beim letzten Song schwer und vor allem bin ich begeistert, dass sie, trotz der Verzerrung, welche durch Ma´s Knöpfe-Drehen entsteht, nicht überladen oder zu künstlich wirkt. Nach ca. neun Songs findet der Rave ein Ende, doch Jagwar Ma bescheren uns noch eine Handvoll Zugaben namens „Man I Need“, „Colours Of Paradise“ und „Say What You Feel“. Danach ist Schluss. Wer es mitbekommen hat, macht sich auf den Weg in den Chalet Club, denn da geht das Gezappel weiter, dank Jagwar Ma´s DJ set.

Beide Bands des Abends konnten mich vollends überzeugen und werden mich auch für das nächste Konzert gewinnen können. Klangstof schon bald beim Appletree Garden Festival, Juchei!

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Inken

Ich zeichne und gestalte gerne Dinge & Räume um, stöbere gerne rum, sei es in der Natur, Städten, auf Flohmärkten oder in Gesprächen. Außer Musik mag ich unter anderem Katzen, Kunst und Knuspermüsli. Ich höre Musik von Foals, Cage the Elephant, Abby, Django Django, Life in Film, Kurt Vile, Tame Impala, Balthazar, Say Yes Dog, Acollective, Xul Zolar, Talking to Turtles, Martin Kohlstedt, Talisco, Charity Children, Kasabian, Beatsteaks, Chet Faker, Deerhunter, Bonaparte, uvm.

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